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Gallensteine

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Gallensteine

Cholelithiasis ist eine weitere Bezeichnung für die Gallensteine. Bei Gallensteinen kommt es zur Bildung von Steinen innerhalb der Gallenblase und/oder Gallengängen. Die Erkrankung kommt sehr häufig vor. 25 % der über 60-Jährigen sind davonbetroffen, Frauen häufiger als Männer. Oft tritt die Krankheit in Kombination mit Adipositas und Diabetes mellitus. Die Steine können dabei sehr unterschiedlich aufgebaut sein. Es gibt Cholesterinsteine, gemischte Steine mit einem hohen Anteil an Cholesterin (80 %) und Bilirubin-(Pigment)steine (20 %). Auch ihre Größe variiert sehr stark. Es können Steine mit nur wenigen Millimeter Durchmesser vorkommen, man spricht dann vom Gallengrieß, sie können aber auch mehrere Zentimeter groß sein. Sie treten einzeln oder auch in Gruppen auf, wobei die Anzahl der Steine keinen Rückschluss auf die Stärke der Erkrankung schließen lässt. Ist der Abfluss der Gallenflüssigkeit durch einen Stein in den Gallenwegen/-blase behindert und führt zu starken wellenartigen Schmerzen. Man spricht dann, wenn dies plötzlich auftritt von einer Gallensteinkolik.

Leitmerkmale: häufig asymptomatisch (80%)
Gallenkolik: krampfartige Schmerzen (rechter Oberbauch), die in die re. Schulter/Rücken ausstrahlen, Übelkeit, Erbrechen
Später: evtl. Ikterus, entfärbter Stuhl, dunkler Urin
Definition Bei Gallensteinen handelt es sich um feste Bestandteile innerhalb der Gallenblase oder in den abführenden Gallenwegen

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Cholelithiasis
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen
Einteilung
  • Cholezystolithiasis (Gallenblasensteine): Steine in der Gallenblase
  • Choledocholithiasis (Gallenwegssteine): Steine in den Gallenwegen
Arten
  • Cholesterinsteine (90%): Frauen, Vererbung, überkalorische Ernährung, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, längeres Fasten, Östrogene
  • Pigmentsteine (Billirubin-): biliäre Infektion, Hämolyse, Leberzirrhose
  • Kalziumbilirubinatsteine
Pathogenese Ist die normale Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit gestört, kommt es unter anderem zur Ausfällung von Cholesterin, Bilirubin, Kalzium in den Gallenwegen/-blase. Es bildet sich Gallengries, der sich zu Steinen zusammenballen kann, vor allem dann, wenn der Abfluss der Galle in den Dünndarm durch Hindernisse erschwert ist oder eine Entzündung in den Gallenwegen vorliegt

5-F-Regel
  • Forty (über 40 Jahre alt), Female (weiblich), Fertile (gebärfähig), Fat (Übergewicht), Fair (blondhaarig)
Ursachen
  • Hypomobilität der Gallenblase: unvollständige, zu langsame Entleerung (zu lange Verweildauer der Galle in der Gallenblase)
  • Cholesterinübersättigung der Gallenflüssigkeit
  • Veränderung des pH-Wertes der Galle: Kalziumausfall
  • erhöhter Gallensäureverlust über enterohepatischen Kreislauf
  • Defekte der Hepatozyten
  • Schwangerschaft, Östrogeneinnahme
  • Fettstoffwechselstörungen (Diabetes mellitus)
Risikofaktoren
  • Ernährung: Cholesterinspiegel hoch, Fasten, ballaststoffarme/fettreiche Kost, parenterale Ernährung, Adipositas, Diabetes mellitus, schnelle Gewichtsabnahme bei fettarmer Ernährung
  • Frauen: Östrogeneinnahme („Pille“), Schwangerschaft
  • zunehmendes Alter, familiäre Häufung (Gen ABCG8), Bewegungsmangel
  • Gallenwege: Entzündungen, Anomalien, Verengungen, Krankheiten, unvollständige Entleerung der Gallenblase
  • Darm: Morbus Crohn, Darmoperationen, chronische Verstopfungen
  • Schilddrüsenunterfunktion, Hämolytische Anämien, Leberzirrhose
Symptome 50-80% „stumme Steine“ (keine Beschwerden), ansonsten uncharakteristische abdominelle Beschwerden:

  • primäre Beschwerden:
    • enteral: diffuse Oberbauchschmerzen (oft nur Druckgefühl, ziehen in den re. Oberbauch, v.a. nach fettreichem Essen/nachts) mit Übelkeit (v.a. morgens), Aufstoßen, Meteorismus, Völlegefühl, Blähungen
    • Unverträglichkeit: fettes/gebratenes Essen, Kaffee, Hülsenfrüchte, kalte Getränke, Alkohol

  • bei einer Gallenkolik:
    • Schmerzen: krampfartig/wellenartig im mittleren/rechten Oberbauch (15 Min.-5 Stunden), ausstrahlend in re. Schulter bzw. Rücken und in die Leibmitte, nach dem Essen
    • Koliken (v.a. abends, nachts): ausgelöst meist durch Diätfehler, psychische Belastung, Steineinklemmung im Ductus cysticus oder Ductus choledochus
    • Allgemeinsymptome: Schweißausbrüche, Kreislaufkollaps, Übelkeit, Erbrechen, Patient krümmt sich zusammen
    • ikterische Symptome: Ikterus durch Anstieg von Bilirubin im Blut (entfärbter Stuhl, dunkler Urin, Juckreiz), wenn sich der Verschluss im Ductus choledochus befindet. Wenn der Ductus cysticus mit einem Stein verschlossen ist: kein Ikterus, da kein Rückstau in die Leber erfolgt (nur in die Gallenblase)
Diagnose Anamnese: Stuhl/Urin (Farbe), chronische Darmerkrankung, Fettstoffwechselstörung, Fettintoleranz, Familienanamnese
Körperliche Untersuchung: Ikterus
Palpation: Oberbauchdruckschmerz, Abwehrspannung
  • positives Murphy-Zeichen (bei Entzündung/Schmerzen der Gallenblase): plötzlich schmerzbedingtes Stoppen der Inspiration, nachdem der Untersucher in Exspiration die Hand auf die Gallenblase gedrückt hat
  • positives Courvoisier-Zeichen (bei „stummen Steinen“): schmerzlose, prall elastische Vergrößerung der Gallenblase
Labor: BSG erhöht, Leukozyten erhöht, CRP erhöht, Gamma-GT erhöht, AP erhöht, GOT erhöht, GPT erhöht, Lipase erhöht, Serum-Bilirubin erhöht, Urin bierbraun, Stuhl entfärbt
Apparative Diagnostik: Oberbauch-Sonographie (Steine, Gallenblasenwandverdickung?), Röntgen (Steine?), ERCP (Verschluss?), CT, Gastroskopie

Differentialdiagnose
  • Gallenleiden: akute Cholezystitis, Cholangitis
  • enteral: chronische Pankreatitis, Pankreas-Ca, Ulkus, Appendizitis, Lebererkrankungen (Hepatitis, Leberzirrhose), Perforation eines Hohlraumorgans, Akutes Abdomen, Darmentzündungen
  • kardial: Herzhinterwandinfarkt
  • pulmonal: Lungenembolie
  • renal: Nephrolithiasis mit Harnleiterkolik
  • Tumoren
Komplikationen
  • Entzündung der Gallenblase und/oder Gallenwege:  Gallenblasenempyem, Cholezystitis, Cholangitis
  • Steinperforation in den Darmtrakt: in die freie Bauchhöhle (gallige Peritonitis), gedeckte Perforation (evtl. subhepatischer Abszess), in Magen/ Dünndarm (Gallensteinileus)
  • Verschluss der Gallenwege: Verschlussikterus, Gallenblasenhydrops (Verschluss des Gallenblasengangs), akute Pankreatitis (Stein im Papillenbereich),
  • später: Sepsis mit Kreislauf-Nierenversagen, Schock; langfristig: Karzinom
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Wärmeanwendungen, Wickel
  • Ernährungstherapie: Fett/Kaffee/Alkohol/Hülsenfrüchte meiden, kleine Mahlzeiten, Gewichtsreduktion, keine drastischen Kurzdiäten, Trinkkuren (viel Trinken)
    • Ernährung bei Gallenkolik (fettarm): 1., 2. Tag Nahrungskarenz, 3., 4. Tag: Tee, Haferschleim, Weißbrot, Zwieback, Kartoffelbrei, später: fettarme Diät
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Bioresonanztherapie, Blutegel, Darmsanierung, Homöopathie, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Spasmolytika, Analgetika, evtl. Antibiotika bei Verdacht auf bakterielle Entzündung, evtl. Entfernung der Gallensteine durch orale Gallensäuretherapie
  • Operative Therapie: stumme Gallensteine werden nicht operiert, bei Symptomen: Operation im beschwerdefreien Intervall (laparoskopische Cholezystektomie), extrakorporale Stosswellenlithotripsie (ESWL), Lyse (medikamentöse Auflösung)
Prognose Hohe Rezidivrate (40%).

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer Gallensteinkolik:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, Patient zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper (evtl. Knierolle)
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Medikamente: Spasmolytika, Analgetika
Merke
Ikterus:
  • kein Ikterus: wenn der Ductus cysticus mit einem Stein verschlossen ist
  • ein Ikterus: wenn sich der Verschluss im Ductus choledochus befindet: Ikterus durch Anstieg von Bilirubin im Blut (entfärbter Stuhl, dunkler Urin, Juckreiz)
Merke
Die Gallenblase ist im physiologischen Zustand nicht tastbar (nur, wenn sie vergrößert, verhärtet, druckschmerzhaft ist).
Merke
Ein Gallenstein kann auch den Pankreasgang verlegen und somit zu einer akuten Pankreatitis führen.

ff