Krankheiten
Gasbrand, Gasödem

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Gasbrand

Gasödem, Gasgangrän, Gasphlegmone, clostridiale Myonekrose, Clostridiummyositis, Clostridium-Zellulitis, malignes Ödem sind weitere Bezeichnungen für den Gasbrand. Als Gasbrand bezeichnet man eineschwere, sich schnell entwickelnde Wundinfektion, die von traumatischen und chirurgischen Verletzungen ausgehen kann. Die Wunden sind dabei oft stark verschmutzt und zerklüftet. Die Ursache hierfür ist eine Infektion mit dem Bakterium Clostridium perfrigens. Der Erreger ist im Boden und in der normalen Darmflora vorhanden. Bei einer großflächigen Schädigung der Weichteile (Frakturen, Schuss-/Stichverletzungen, Weichteilquetschung, Schock) und einer schlechten Durchblutung dieses Gewebes (zu wenig Sauerstoffgehalt) kommt es bei einem Clostridienbefall zu schneller Vermehrung der Bakterien. Diese bilden Toxine (Cytolysin, Phospholipase C), die sich im Gewebe, wie auch über den Blutkreislauf verbreiten können. Diese zerstören die Zellmembran und hemmen die Leukozytenfunktion. Es kommt zu einer vermehrten Gasbildung im Gewebe, zu Nekrosen der Muskulatur und zu lebensgefährlichen Schädigung von Organen. Darum muss so schnell wie möglich therapiert werden, um eine toxische Lebensgefahr zu verhindern. Die einzige Möglichkeit besteht darin den Herd chirurgisch zu sanieren.
Leitmerkmale: Wundanschwellung, Gasbildung, übelriechendes Exsudat.

Bei schweren Fällen: Wundschmerzen, Fieber, Muskelnekrosen
Definition Beim Gasbrand handelt es sich um eine Infektion der Weichteile des Körpers, die mit einer Gasbildung und Nekrosen einhergeht

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Gasödem
  • Gasgangrän
  • Gasphlegmone
  • clostridiale Myonekrose
  • Clostridiummyositis
  • Clostridium-Zellulitis
  • malignes Ödem
Erreger
  • Clostridien (grammpositives Bakterium) v.a. Clostridium perfringens,anaerobe Sporenbildner
  • selten: Clostridium septicum, Clostridium histolyticum
Risikofaktoren
  • periphere arterielle Durchblutungsstörung
  • diabetisches Gangrän
  • Dickdarmkarzinom
  • septischer Abort
Ausbreitung
  • weltweit, im Boden, Schmutz, Staub, Darm (Mensch/Tier)
  • Letalität 40-60 %
Ansteckung
  • äußerliche Infektion (exogene Infektion):
    • Infektion: über die Wunde (mittels Erde)
    • Allgemein: je tiefer und schwerer die Wunde, desto größer ist die Neigung zum Gasbrand (v.a. bei Wunden mit Fremdkörperbeteiligung)
    • Vorkommen: arterieller Insuffizienz, Stich-/Quetschwunden

  • innerliche Infektion (endogene Infektion):
    • Infektion: aus der Darmflora
    • Allgemein: die Erreger gelangen aus dem Darm über das Blut in die Wunde
Kurzbeschreibung In verletzungsbedingten stark verschmutzten/zerstörten Geweben bilden die Erreger Sporen und pflanzen sich dort fort. Begünstigt durch Weichteilquetschung, Gewebeuntergang und Verschmutzung bilden die Bakterien unter anaeroben Bedingungen Exotoxine, die zur weiteren Zellzerstörung und Ödembildung führen, was die Vermehrung der Erreger weiter fördert. Wird der Kreislauf nicht unterbrochen kann es zur Sepsis (Tod) führen

Inkubationszeit Wenige Stunden bis 5 Tage
Symptome
  • im Bereich der Wunde: Gasbildung mit Blasen (knistern), Anschwellung, gelb-brauner bis blau-schwarzer Verfärbung, übler fad-süßlicher Geruch (nekrotischer Zerfall), Schmerzen, ödematös aufgetrieben, Rötung
  • Allgemeinsymptome: Tachykardie, Verbrauchskoagulopathie, Atemstörungen, hämolytische Anämie, Temperaturanstieg, Unruhe, evtl. akutes Nierenversagen

  • Gasödem
    • Wundanschwellung mit Gasbildung
    • Absonderung eines hämorrhagischen, übelriechendes Exsudats
    • heftigste Wundschmerzen, keine Muskelbeteiligung, Erbrechen, Durchfälle, Tachykardien, Schock

  • Gasbrand
    • Absterben von Muskeln
    • starke Wundschmerzen, Knistern im betroffenen Gebiet (Gaseinschlüsse)
    • Absonderung eines übelriechenden Sekretes, Fieber, Tachykardie
    • umgebende Muskeln: dunkelrot bis schwarz (Muskelnekrosen)
    • distalen Gliedmaßen: ödematös, kalt

  • Sonderformen:

  • Uterus-Gasbrand
    • Ursache: unsachgemäße Aborte
    • Symptome: plötzlicher heftiger Wundschmerz, Ausfluss, Ausschwemmung der Toxine ins Blut

  • Darmbrand
    • 8-24 Stunden nach der Nahrungsaufnahme
    • Symptome: wässrige Durchfälle, krampfartige Bauchschmerzen, evtl. Fieber: verschwinden nach 24 Stunden
Diagnose Anamnese: Klinik, Verletzungen, Operationen
Körperliche Untersuchung: Haut (Knistern?)
Labor: Erregernachweis
Apparative Diagnostik: Sonographie, Röntgen (gefiederte Muskulatur)

Differentialdiagnose
  • Gasbildung durch andere Wundinfektionen: Escherichia coli
  • lokal: Phlegmone, Erysipel, nekrosierende Fasziitis
Komplikationen
  • Gangränbildung
  • Sepsis
  • Herz-/Kreislaufversagen
  • septischer Schock
  • akutes Nierenversagen
Immunität/Prophylaxe
  • sachgerechte Wundversorgung, frühzeitige Nekrosenabtragung
  • bei Operationen am Dickdarm, Gallenwege, Amputationen: prophylaktisch Antibiotika
  • keine Immunität, passive Impfung möglich
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Sauerstoffüberdruckbeatmung, evtl. Intensivmedizin
  • Medikamentöse Therapie: hoch dosiert Antibiotika, Antitoxine
  • Operative Therapie: Wundsanierung (Debridement des nekrotischen Gewebes, Spülungen, Drainagen), Amputation
Meldepflicht
  • Verdacht, Erkrankung, Tod
Prognose Im fortgeschrittenen Stadium fast nicht mehr heilbar (Amputation).

Bilder

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Gasbrand:

  • Anruf: Notarzt, muss sofort im Krankenhaus behandelt werden
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: Oberkörper hoch, Knierolle, evtl. stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, evtl. Schockbekämpfung
Merke
Ohne Behandlung kommt es sehr schnell zu einem lebensbedrohlichen Multiorganversagen

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