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Gehirnentzündung

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Gehirnentzündung

Entzündung des Gehirns, Hirnentzündung, Enzephalitis sind die deutschen Bezeichnungen für die Gehirnentzündung. Bei der Gehirnentzündung handelt es sich um eine chronische oder latente Entzündung von Hirngewebeinfolge einer meist viralen, seltener einer bakteriellen oder parasitären Infektion. Die Krankheit geht häufig mit einer Meningitis und Myelitis einher. Von einer Meningoenzephalitis spricht man, wenn es sich um eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute handelt. Bei einer Enzephalomyelitis ist das Gehirn und das Rückenmark entzündet. Die Ursache für die Erkrankung ist meist eine vorausgegangene Infektion des Körpers mit Viren. Die Beschwerden der Krankheit sind, je nachdem welcher Erreger sie auslöst, sehr verschieden, da jeder Krankheitserreger eine andere Gehirnregion befällt. Wichtig ist die Erkrankung so schnell als möglich im Krankenhaus zu behandeln, da es sonst zu Komplikationen (anhaltende Krampfanfälle, Hirnödem) bis hin zum Tode kommen kann.

Leitmerkmale: plötzlich hohes Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen
Definition Als Gehirnentzündung bezeichnet man eine Entzündung des Gehirngewebes

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Entzündung des Gehirns
  • Hirnentzündung
  • Enzephalitis
Einteilung
  • Panenzephalitis: das gesamte Gehirngewebe ist betroffen
  • Polioenzephalitis: nur die Nervenzellen der grauen Substanz sind betroffen
  • Leukenzephalitis: nur die Nervenfaserverbindungen der weißen Substanz sind betroffen
Arten
  • Bickerstaff-Enzephalitis: durch Antikörper ausgelöste Entzündung des Hirnstamms
  • Kunjin-Enzephalitis: durch Arboviren ausgelöst, Übertagung durch australische Mücken
  • Powassan-Enzephalitis: durch Zecken übertragene Powassan-Viren ausgelöst, kommt vor allem in den USA, Kanada und Russland vor
  • Rassmussen-Enzephalitis: Entzündung einer Großhirnhemisphäre durch eine Autoimmunerkrankung
Ursachen
  • Viren: Herpes simplex Typ I (häufigster Erreger), Röteln, Masern, Polio, Mumps, Windpocken, Frühsommermeningoenzephalitis (FSME), HIV, Tollwut, Grippe
  • Bakterien: Staphylokokkus aureus, Streptokokken, Treponema pallidum, Borrelien, Listerien, Syphilis 
  • Parasiten: z. B. bei Toxoplasmose, Zystizerkose (Schweinebandwurm, Bilharziose
  • Pilze
  • Prionen: z. B. bei Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung
  • Autoimmunerkrankungen: Multiple Sklerose
Risikofaktoren
  • Kinder
  • junge Erwachsene
  • Immungeschwächte
Symptome
  • Prodromalstadium: plötzlichhohes Fieber, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen, evtl. Meningismus
  • zerebral: geistig verlangsamt, verwirrt, desorientiert, Kampfanfälle
  • später: epileptische Anfälle, neurologische Herdsymptome (Hemiparese, Nervenlähmungen), Sehstörungen (Doppelbilder, Lichtempfindlichkeit), evtl.  Aphasie (Sprachstörungen: Unfähigkeit richtige Sätze zu bilden), organische Psychose mit Desorientiertheit, Gereiztheit, zunehmende Vigilanzminderung bis Bewusstlosigkeit, selten auch Halluzinationen
Diagnose Anamnese: Symptome, Vorerkrankungen (Infekte), Urlaub
Körperliche Untersuchung: Nerven
Labor: Blutbild, CRP, Blutkulturen
Apparative Diagnostik: Liquor (Erregernachweis), EEG, CCT (v.a. bei Herpes-simplex- Infektion), Liquorpunktion

Differentialdiagnose
  • Hirntumoren/-abszess
  • Subarachnoidalblutung
  • Intoxikationen
  • Tbc
  • Syphilis
Komplikationen
  • Hirnödem
  • Ausbreitung der Entzündung
  • Lähmungen
  • geistige Behinderung
  • Verhaltensstörungen
Therapie NOTFALL: sofortige Klinikeinweisung!
  • Allgemeinmaßnahmen: Bettruhe, Hirnödemtherapie, antiepileptische Therapie, Behandlung der Symptome/Ursachen
  • Medikamentöse Therapie: Virustatika (Aciclovir® bei Herpes-Simplex-Viren), Immunglobuline, Antibiotika
Prognose Unbehandelt 70% Letalität, sonst zu 50% Ausheilung ohne gravierende neurologische Defekte.

Bilder

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei der Gehirnentzündung:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, Patient zudecken
  • Lagerung: liegend, evtl. Schocklagerung
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang

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