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Gehirnhautentzündung

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Gehirnhautentzündung

Meningitis ist eine weitere Bezeichnung für eine Gehirnhautentzündung. Als Gehirnhautentzündung bezeichnet man eine Entzündung der Hirnhäute und oder Rückenmarkshäute (Meningen). Betroffen davon ist die Pia mater und die Arachnoidea. Es kommt zu einer bakteriellen, parasitären (Toxoplasmose), selten aber viralen Infektion der weichen Hirn- und Rückenmarkshäute. Die häufigsten Auslöser dieser Erkrankung sind Meningokokken, Pneumokokken und der Haemophilus influenzae. Man unterscheidet bei der Ausbreitung eine meist hämatogene Streuung oder eine direkte Infektion. Meist gelangen die Krankheitserreger über die Atemwege in den Körper. Sie verteilen sich über den Blutkreislauf weiter zu den Hirnhäuten. Diese verändern sich durch die Einwirkungen der Erreger oder aber durch die Gegenmaßnahmen des Immunsystems. Es werden Zytokine produziert, die die Nervenzellen schädigen. Die Blut-Hirn-Schranke bricht zusammen und es entsteht ein Hirnödem mit einer anschließenden vermehrten Erhöhung des interkraniellen Druckes. Daraus entsteht eine lebensgefährliche Situation, die sofort als Notfall behandelt werden muss. Eine frühzeitige antibiotische Behandlung kann oft lebensrettend sein.

Leitmerkmale: schmerzhafte Nackensteifigkeit (Opisthotonus), Kopfschmerzen, Fieber, Bewusstseinseintrübung, „Kahnbauch“
Definition Bei einer Gehirnhautentzündung handelt es sich um eine Entzündung der Hüllen des zentralen Nervensystems

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Meningitis
  • Hirnhautentzündung
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Kinder: unter 5 Jahre
  • Jugendliche
Einteilung
  • eitrige bakterielle Meningitis: durch Pneumokokken (v.a. bei Erwachsenen), Hämophilus influenzae (v.a. bei Kindern), Meningokokken, Staphylokokken, Streptokokken, Listerien, Klebsiellen, Pseudomonas, Proteus, es kommt zur Eiteransammlung über einer Großhirnhemisphäre
  • nicht eitrige bakterielle Meningitis: als Begleiterkrankung einer Borreliose, Tuberkulose, Leptospirose, Brucellose, Syphilis
  • virale Meningitis: durch Viren ausgelöst
  • tuberkulöse Meningitis: durch vorhergegangene Organ-/Miliartuberkulose
  • andere Ursachen: Lues, Pilze, Strahlen
Form
  • bakterielle Meningitis: Ursache ist eine Infektion mit Bakterien
  • abakterielle Meningitis: Ursache sind Viren, Pilze. Parasiten usw.
Pathogenese Durch eine Entzündung im Kopfbereich (Nasen-Rachen-Raum, Innenohr, Zähne) gelangen Keime über das Blut in den Liquor und befallen von dort die Hirnhäute

Ursachen
  • hämatogene Streuung: häufig vom Nasen-Rachen-Raum (z.B. Otitis media, Sinusitis, Mastoiditis, Zahnwurzelinfektion), Hautfurunkel, Pneumonie, Endokarditis
  • fortgeleitete Entzündung: im Kopfbereich (z.B. Hautfurunkel)
  • traumatisch: direkte Entzündung durch offene Hirnverletzung (z.B. offenes Schädel-Hirn-Trauma, Punktionen, Liquorfistel)
  • Tumorerkrankungen/systemische Erkrankungen: Sarkoidose, Lupus erythematodes, Morbus Behcet
  • Allgemein: Sonne, Bestrahlung
  • Medikamente: Antibiotika, Antirheumatika, Immunglobuline
Ursachen (Erreger)
  • Bakterien:  Pneumokokken, Meningokokken, Haemophilus influenzae Typ B, selten Streptokokken, Listerien, E. coli, Spirochaeten (Syphilis, Borreliose), Tbc
  • Viren: fast sämtliche Viren (FSME, Masern, Polio, Windpocken, Mumps, Röteln, Herpes)
  • Pilze: Kryptokokken, Aspergillen, Candida albicans
  • Parasiten: Toxoplasmose
  • bakterielle Infektion der Nachbarorgane: Mittelohr, Nasennebenhöhlen
Risikofaktoren
  • Sinusitis
  • Endokarditis
  • Pneumonie
  • Immundefekte
  • Otitis media
  • Zeckenbisse
Symptome
  • eitrige Meningitis:
    • Schmerzen: langsam zunehmend (später stark) an Kopf/Nacken
    • Allgemeinsymptome: hohes Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel
    • neurologisch: Nackensteifigkeit mit Überstreckung (Opisthotonus), Lichtscheu, Lärmempfindlichkeit, Überempfindlichkeit (Hyperästhesie, Hyperpathie)
    • zerebral: Ausfälle (z.B. der Hirnnerven, dann evtl. Doppelbilder; umschriebene Areale mit entsprechenden Ausfallserscheinungen – selten bei viraler Genese), Krämpfe (epileptische Anfälle), Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit
    • dermal: Exanthem, Petechien (bei Meningokokkeninfektion), „Kahnbauch“ (eingezogene Bauchdecke, v.a. bei Kindern)

  • tuberkulöse Meningitis: über Wochen zunehmende Symptome, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Vigilanzstörung, Hirnnervenausfälle (Doppelbilder), epileptische Anfälle
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen (Infektionen)
Körperliche Untersuchung: Vitalfunktionen, neurologische Untersuchung
Labor: Blutbild, CRP, Kreatinin, Elektrolyte, Gerinnung, Blutzucker, Blutkulturen
Tests: Lasègue-, Brudzinski- und Kernig-Zeichen positiv
Apparative Diagnostik: EKG, EEG, Lumbalpunktion (Liquor), CT (Schädelbasis), HNO-Konzil (Sinusitis, Otitis media), MRT

Differentialdiagnose
  • Gehirn: Hirntumoren, Subarachnoidalblutung, Enzephalitis
  • allgemein: Intoxikationen, Influenza
Komplikationen
  • septischer Schock
  • Tod
  • Verbrauchskoagulopathie
  • Hirnabszess
  • Hydrozephalus
  • Waterhouse- Friderichsen-Syndrom
Therapie
  • Meldepflicht (Verdacht, Erkrankung, Tod) bei Meningokokkenmeningitis
  • Allgemeinmaßnahmen: Bettruhe, reizarme Umgebung, Analgesie, Sedierung, Notfallmedizin
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika, Glukokortikoide
Prognose Ohne sofortige Antibiotikagabe oft lebensbedrohlich, oft Spätschäden.

Begriffe
  • Meningitis: Entzündung der Hirnhäute und oder Rückenmarkshäute (Meningen)
  • Meningismus: „Pseudomeningitis“; Krankheitsbild mit meningitisartigen Symptomen bei nicht nachweisbaren Zeichen einer Meningitis, z.B. als Begleit-Meningitis fieberhafter Erkrankungen (z.B. bei Tetanus, Pneumonie, Rheumatischem Fieber)
  • Meningoenzephalitis: Entzündung von Hirnhäuten und Gehirn, v.a. nach Infektionen

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer akuten Meningitis:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
Cave
Kopfschmerzen und Fieber: Verdacht auf Meningitis.
Cave
Opisthotonus ist ein Zeichen für Meningismus, Tetanus, Epilepsie oder Strichninvergiftung.

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