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Gehirninfarkt

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Gehirninfarkt

Schlaganfall, Apoplex, Hirninfarkt, Hirnschlag, ischämischer Insult sind weitere Bezeichnungen für den Gehirninfarkt. Als Gehirninfarkt bezeichnet man eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns mit neurologischen Ausfällen infolge einer Verlegung einer Gehirnarterie durch ein Blutgerinnsel oder durch einen Einriss einer Hirnarterie. Dadurch wird das betroffene Areal nicht mehr durchblutet, es erhält keine Nährstoffe und Sauerstoff mehr, und die Gehirnzellen sterben ab. Es kommt zu Lähmungserscheinungen, Sprach- und Sehstörungen. Dies betrifft vor allem ältere Personen. Die Erkrankung ist die Ursache für 15% aller Todesfälle, denn nach 3 – 4 Minuten ohne Hirndurchblutung kommt es schon zu irreversiblen Schäden am Gehirn. Der Schlaganfall ist somit ein medizinischer Notfall. Wird dagegen schnell gehandelt, können sich sehr viele Krankheitszeichen wieder zurückbilden. Er kann aber auch zu lebenslanger Behinderung und Pflegebedürftigkeit führen.

Leitmerkmale: akute Symptome: Halbseitenlähmung, Bewusstseinstrübung, Aphasie (Sprachstörung)
Definition Bei einem Gehirninfarkt handelt es sich um eine plötzliche verminderte Durchblutung von Teilen des Gehirns

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Apoplex
  • Schlaganfall
  • Hirninfarkt
  • Hirnschlag
  • ischämischer Insult
Vorkommen
(vor allem bei)
  • ältere Personen: über 60 Jahre
  • kann aber auch schon bei Kindern auftreten
Einteilung
  • ischämischer Schlaganfall: ein Blutgerinnsel verstopf eine Hirnarterie
  • hämorrhagischer Schlaganfall: eine Hirnarterie zerreißt
Stadien
  • kurzzeitige Ausfälle: flüchtig über einige Minuten andauernde Sehstörungen/Lähmungen/Sensibilitäts-/Sprachstörungen
  • TIA (transitorisch ischämische Attacke): neurologische Ausfälle, die sich nach Minuten bis höchstens 24 Stunden völlig zurückbilden (z.B. Schwächegefühl am Arm/Bein), plötzliche Sensibilitäts-/Sprach-/Sehstörungen (Symptome oft vom Patienten selbst nicht bemerkt)
  • PRIND (prolongiertes reversibles ischämisch-neurologisches Defizit): neurologische Symptome länger als 24 Stunden, bilden sich ebenfalls vollständig zurück
  • PS (progressive Stroke – zunehmender Insult): neurologische Ausfälle mit zunehmender Symptomatik; nur teilweise reversibel
  • vollständiger Infarkt: kein vollständiges Verschwinden der Symptome
Pathogenese Durch die Einschwemmung eines Blutgerinnsels (Herz, Aorta, große Gefäße) kommt es zu einem Verschluss von Hirnarterien, wobei das zu versorgende Gehirngewebe unterversorgt wird und neurologische Ausfälle entstehen

Ursachen
  • verminderte Blutversorgung (Ischämie; 85% der Fälle) des Gehirns:
    • thrombotische Gefäßverschluss einer Hirnarterie (Arteriosklerose), arterio-/arterielle Embolie, Hirninfarkte (Hypertonie)
    • Embolus aus dem Herzen (Vorderwandinfarkt, Vorhofflimmern, Endokarditis)
    • selten: entzündliche Gefäßerkrankung (Vaskulitis, Syphilis, Herpes zoster, bakterielle Meningitis), Meningitis, Enzephalitis, Migräne, Medikamente (Pille), Drogen (Alkohol, Kokain, Heroin)

  • intrazerebrale Blutung (10-15%): z.B. Aneurysma, Tumor, chronische Hypertonie, Gerinnungsstörung, Schädel-Hirn-Trauma
  • Subarachnoidalblutung (5-10%):  z.B. Aneurysma, Tumor, chronische Hypertonie, Gerinnungsstörung, Schädel-Hirn-Trauma
Risikofaktoren
  • weißer Insult/ischämischer Hirninfarkt (85%): durch Thrombose mit anschließender Nekrose bedingt; Hypertonie, Diabetes mellitus, Rauchen, Fettstoffwechselstörung, Adipositas, „Pille“, Polyglobulie, Vorhofflimmern
  • roter Insult/hämorrhagischer Hirninfarkt (15%): durch eine Gehirnblutung verursacht; Hypertonie
  • Bewegungsmangel
  • Herzerkrankungen: Herzrhythmusstörungen
  • Stress
Symptome
  • Vorboten: neurologische Ausfallserscheinungen (Lähmungen, Sensibilitätsstörungen Sprach-/ Schluck-/Kaustörung, Sehstörungen: Doppelbilder, epileptische Anfälle), Schwindel, Ohrensausen, Erinnerungslücken, Kopfschmerzen
  • akute Allgemeinsymptome: schlagartiger Ausfall von Hirnfunktionen, meist nachts, Puls beschleunigt, Atmung normal, Gesichtsfarbe blass, starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen bis Koma, Drehschwindel, Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Sprachschwierigkeiten
  • Lähmungen: erst schlaff, später evtl. spastisch, mit Bewusstseins-/ Atemstörungen

Je nach Lokalisation zusätzliche folgende Symptome:

  • mittlere Großhirnarterie (Cerebri-media-Infarkt):
    • Halbseitenlähmung der Gegenseite: mit Hemiparese oder Hemiplegie (armbetont, Fazialisparese, zuerst schlaff, später spastisch)
    • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühl, Kribbeln
    • Aphasie: Störung Sprachverständnis, Sprechstörungen (verwaschene Sprache)
    • Apraxien: Unfähigkeit bestimmte Handlungen auszuführen (Kämmen)
    • Harn/Stuhlinkontinenz oder –verhalt
    • Bewusstseinstrübung: bis Koma
    • akute Verwirrtheit: Orientierungsverlust, Teilnahmslosigkeit

  • vordere Großhirnarterie: kontralaterale, beinbetonte Halbseitenlähmung (Hemiparese), psychische Störungen, Verlangsamung, Inkontinenz, Greif-/ Saugreflexe
  • hintere Großhirnarterie: gleichseitige Gesichtsausfälle, Verwirrtheit, Apathie, Kopfschmerzen
  • Hirnstamm: Horner-Syndrom, gekreuzte Symptomatik (rechte Gehirnhälfte führt zu Symptomen der linken Körperhälfte), Gesichtsschwäche, Schwindel, Nystagmus, Schluckstörung, Ataxie, Bewusstseinsstörung, Kopfschmerzen
  • Kleinhirn: Gangunsicherheit (fehlende Paresen), Kopfschmerz, Übelkeit, Blickdysmetrie, Fallneigung
Diagnose Anamnese: Risikofaktoren (Nikotin, Hyperlipidämie, arterieller Hypertonus), TIA/PRIND in der Vorgeschichte, Diabetes mellitus, Symptome akut/ langsam auftretend, Medikamente (Marcumar, Pille)
Körperliche Untersuchung: neurologischer Status, Bewusstsein, Paresen, Blutdruck-Messung seitenvergleichend, Pyramidenzeichen
Test: FAST-Test
Labor: Blutbild, Blutzucker, BSG, Elektrolyte, Kreatinin, GOT, GPT, Gerinnung
Apparative Diagnostik: CT, MRT, EKG (absolute Arrhythmie, Herzinfarkt), Doppler (Stenosen der großen Gefäße), Rö-Thorax, Echokardiogramm, Angiographie (Verschluss)

Differentialdiagnose
  • subdurales/epidurales Hämatom
  • Herzinfarkt
  • Tumoren
  • Abszess
  • Migräne
  • fokale Epilepsie
  • hypertensive Krise
Komplikation
  • Hirnödem
  • bleibender Ausfall bestimmter Hirnregionen
  • Pneumonien
  • Dysphargie
  • Harnwegsinfekte/-inkontinenz
  • Cluster-Kopfschmerz
  • Vergiftungen
Therapie Je früher die Therapie beginnt, desto größer die Überlebenschance: Notarzt!

  • Allgemeinmaßnahmen:
    • akut: Sicherung der Atmung, Notarzt verständigen
    • chronisch: Pflege nach Bobath, Thromboseprophylaxe, Risikofaktoren ausschalten, Vermeidung von Komplikationen, Logopädie, Krankengymnastik, Ergotherapie

  • Ernährungstherapie: ballaststoffreich, reichlich Flüssigkeit
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Fußreflexzonentherapie, Homöopathie, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Ginkgo, Weißdorn, Rosskastanie, Johanniskraut) Sauerstofftherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: durchblutungsfördernd (ASS, Heparin), Vollheparinisierung, Hirnödemprophylaxe
  • Operative Therapie: Thrombolyse, Gefäßoperation, Stent-Implantation
Prognose  20-50% Letalität innerhalb der ersten 4 Wochen, 1/3 der Patienten erleidet einen Re-Infarkt.

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Gehirninfarkt:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, Patient zudecken
  • Lagerung: liegend; 30 Grad Körperhochlagerung
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang

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