Definition |
Bei einem Gehirninfarkt handelt es sich um eine plötzliche verminderte Durchblutung von Teilen des Gehirns
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Weitere Bezeichnungen (Synonyme) |
- Apoplex
- Schlaganfall
- Hirninfarkt
- Hirnschlag
- ischämischer Insult
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Vorkommen (vor allem bei) |
- ältere Personen: über 60 Jahre
- kann aber auch schon bei Kindern auftreten
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Einteilung |
- ischämischer Schlaganfall: ein Blutgerinnsel verstopf eine Hirnarterie
- hämorrhagischer Schlaganfall: eine Hirnarterie zerreißt
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Stadien |
- kurzzeitige Ausfälle: flüchtig über einige Minuten andauernde Sehstörungen/Lähmungen/Sensibilitäts-/Sprachstörungen
- TIA (transitorisch ischämische Attacke): neurologische Ausfälle, die sich nach Minuten bis höchstens 24 Stunden völlig zurückbilden (z.B. Schwächegefühl am Arm/Bein), plötzliche Sensibilitäts-/Sprach-/Sehstörungen (Symptome oft vom Patienten selbst nicht bemerkt)
- PRIND (prolongiertes reversibles ischämisch-neurologisches Defizit): neurologische Symptome länger als 24 Stunden, bilden sich ebenfalls vollständig zurück
- PS (progressive Stroke – zunehmender Insult): neurologische Ausfälle mit zunehmender Symptomatik; nur teilweise reversibel
- vollständiger Infarkt: kein vollständiges Verschwinden der Symptome
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Pathogenese |
Durch die Einschwemmung eines Blutgerinnsels (Herz, Aorta, große Gefäße) kommt es zu einem Verschluss von Hirnarterien, wobei das zu versorgende Gehirngewebe unterversorgt wird und neurologische Ausfälle entstehen
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Ursachen |
- verminderte Blutversorgung (Ischämie; 85% der Fälle) des Gehirns:
- thrombotische Gefäßverschluss einer Hirnarterie (Arteriosklerose), arterio-/arterielle Embolie, Hirninfarkte (Hypertonie)
- Embolus aus dem Herzen (Vorderwandinfarkt, Vorhofflimmern, Endokarditis)
- selten: entzündliche Gefäßerkrankung (Vaskulitis, Syphilis, Herpes zoster, bakterielle Meningitis), Meningitis, Enzephalitis, Migräne, Medikamente (Pille), Drogen (Alkohol, Kokain, Heroin)
- intrazerebrale Blutung (10-15%): z.B. Aneurysma, Tumor, chronische Hypertonie, Gerinnungsstörung, Schädel-Hirn-Trauma
- Subarachnoidalblutung (5-10%): z.B. Aneurysma, Tumor, chronische Hypertonie, Gerinnungsstörung, Schädel-Hirn-Trauma
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Risikofaktoren |
- weißer Insult/ischämischer Hirninfarkt (85%): durch Thrombose mit anschließender Nekrose bedingt; Hypertonie, Diabetes mellitus, Rauchen, Fettstoffwechselstörung, Adipositas, „Pille“, Polyglobulie, Vorhofflimmern
- roter Insult/hämorrhagischer Hirninfarkt (15%): durch eine Gehirnblutung verursacht; Hypertonie
- Bewegungsmangel
- Herzerkrankungen: Herzrhythmusstörungen
- Stress
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Symptome |
- Vorboten: neurologische Ausfallserscheinungen (Lähmungen, Sensibilitätsstörungen Sprach-/ Schluck-/Kaustörung, Sehstörungen: Doppelbilder, epileptische Anfälle), Schwindel, Ohrensausen, Erinnerungslücken, Kopfschmerzen
- akute Allgemeinsymptome: schlagartiger Ausfall von Hirnfunktionen, meist nachts, Puls beschleunigt, Atmung normal, Gesichtsfarbe blass, starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen bis Koma, Drehschwindel, Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Sprachschwierigkeiten
- Lähmungen: erst schlaff, später evtl. spastisch, mit Bewusstseins-/ Atemstörungen
Je nach Lokalisation zusätzliche folgende Symptome:
- mittlere Großhirnarterie (Cerebri-media-Infarkt):
- Halbseitenlähmung der Gegenseite: mit Hemiparese oder Hemiplegie (armbetont, Fazialisparese, zuerst schlaff, später spastisch)
- Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühl, Kribbeln
- Aphasie: Störung Sprachverständnis, Sprechstörungen (verwaschene Sprache)
- Apraxien: Unfähigkeit bestimmte Handlungen auszuführen (Kämmen)
- Harn/Stuhlinkontinenz oder –verhalt
- Bewusstseinstrübung: bis Koma
- akute Verwirrtheit: Orientierungsverlust, Teilnahmslosigkeit
- vordere Großhirnarterie: kontralaterale, beinbetonte Halbseitenlähmung (Hemiparese), psychische Störungen, Verlangsamung, Inkontinenz, Greif-/ Saugreflexe
- hintere Großhirnarterie: gleichseitige Gesichtsausfälle, Verwirrtheit, Apathie, Kopfschmerzen
- Hirnstamm: Horner-Syndrom, gekreuzte Symptomatik (rechte Gehirnhälfte führt zu Symptomen der linken Körperhälfte), Gesichtsschwäche, Schwindel, Nystagmus, Schluckstörung, Ataxie, Bewusstseinsstörung, Kopfschmerzen
- Kleinhirn: Gangunsicherheit (fehlende Paresen), Kopfschmerz, Übelkeit, Blickdysmetrie, Fallneigung
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Diagnose |
Anamnese: Risikofaktoren (Nikotin, Hyperlipidämie, arterieller Hypertonus), TIA/PRIND in der Vorgeschichte, Diabetes mellitus, Symptome akut/ langsam auftretend, Medikamente (Marcumar, Pille) Körperliche Untersuchung: neurologischer Status, Bewusstsein, Paresen, Blutdruck-Messung seitenvergleichend, Pyramidenzeichen Test: FAST-Test Labor: Blutbild, Blutzucker, BSG, Elektrolyte, Kreatinin, GOT, GPT, Gerinnung Apparative Diagnostik: CT, MRT, EKG (absolute Arrhythmie, Herzinfarkt), Doppler (Stenosen der großen Gefäße), Rö-Thorax, Echokardiogramm, Angiographie (Verschluss)
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Differentialdiagnose |
- subdurales/epidurales Hämatom
- Herzinfarkt
- Tumoren
- Abszess
- Migräne
- fokale Epilepsie
- hypertensive Krise
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Komplikation |
- Hirnödem
- bleibender Ausfall bestimmter Hirnregionen
- Pneumonien
- Dysphargie
- Harnwegsinfekte/-inkontinenz
- Cluster-Kopfschmerz
- Vergiftungen
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Therapie |
Je früher die Therapie beginnt, desto größer die Überlebenschance: Notarzt!
- Allgemeinmaßnahmen:
- akut: Sicherung der Atmung, Notarzt verständigen
- chronisch: Pflege nach Bobath, Thromboseprophylaxe, Risikofaktoren ausschalten, Vermeidung von Komplikationen, Logopädie, Krankengymnastik, Ergotherapie
- Ernährungstherapie: ballaststoffreich, reichlich Flüssigkeit
- Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Fußreflexzonentherapie, Homöopathie, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Ginkgo, Weißdorn, Rosskastanie, Johanniskraut) Sauerstofftherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
- Medikamentöse Therapie: durchblutungsfördernd (ASS, Heparin), Vollheparinisierung, Hirnödemprophylaxe
- Operative Therapie: Thrombolyse, Gefäßoperation, Stent-Implantation
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Prognose |
20-50% Letalität innerhalb der ersten 4 Wochen, 1/3 der Patienten erleidet einen Re-Infarkt.
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