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Grand-mal-Anfall

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Grand-mal-Anfall

Tonisch-klonischer Krampfanfall, Grand mal, großer Anfall sind weitere Bezeichnungen für den Grand-mal-Anfall. Der Grand-mal-Anfall ist ein epileptischer Anfall mit tonischen und klonischen Krämpfen. Zuerst kommt es hierbei zu einer Aura und unwillkürlichen Lautäußerungen (Schrei). Danach versteift die Muskulatur durch starke tonische Kontraktionen. Es kommt zu einem kurzen Atemstillstand. Die von der Erkrankung Betroffenen reagieren nicht auf Ansprache. Die Beine/Arme sind gestreckt, die Augen nach oben gerichtet. Daraufhin erfolgt die klonische Phase mit unwillkürlichen Muskelzuckungen, Zungenbiss und reflektorischer Blasenentleerung. Nach Beendigung dieser Phase kommt der Patient wieder zu sich und fällt schließlich in einen Nachschlaf. Die meisten Anfälle vergehen wieder von alleine. Treten sie jedoch gehäuft oder hält ein Anfall länger an, muss man an einem lebensgefährlichen Status epilepticus denken.

Leitmerkmale:  typisch sind die 4 Phasen des Anfalls
Definition Beim Grand-mal-Anfall handelt es sich um einen schweren Anfall von Epilepsie

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Tonisch-klonischer Krampfanfall
  • Grand mal
  • Großer Anfall
Phasen
  • 1. Phase:
    • Länge: unterschiedlich lange
    • Symptome: Aura, Initialschrei

    • 2. Phase: tonische Phase
    • Länge: sehr kurz
    • Symptome: Verkrampfung der Muskulatur, Bewusstlosigkeit, Sturz

  • 3. Phase: klonische Phase
    • Länge: bis zu 3 Minuten
    • Symptome: Muskelzuckungen, Zungenbiss, Blasenentleerung

  • 4. Phase: Erholungsphase
    • Länge: bis mehrere Stunden
    • Symptome: Bewusstsein, Tiefschlaf, Muskelkater, Kopfschmerzen
Ursachen
  • exogene Ursachen:
    • Allgemein: Gehirnverletzungen, Schlafentzug, Alkohol- / Medikamentenentzug, Geräusch-/Lichtblitze (Computer, Disco), psychische Erregung, Hypoxie
    • Medikamente: Lidocain, Tuberkulostatika, Theophyllin, Lokalanästhetika, Antihistaminika, Antidepressiva, Neuroleptika
    • Drogen, Vergiftungen

  • endogene Ursachen:
    • Stoffwechselstörungen: Hypoglykämie, Elektrolytentgleisungen (Hypokalzämie), Urämie, hepatische Enzephalopathie
    • ZNS-Erkrankungen: Schädel-Hirn-Trauma, Tumoren, Meningitis, Enzephalitis, Hirnabszess, zerebrovaskuläre Erkrankungen (embolische Hirninfarkte, Blutungen), Multiple Sklerose, degenerative ZNS-Erkrankungen
    • Fieber
Auslöser
  • allgemeine Auslöser: Schlafentzug, Überanstrengung, starke Sonneneinstrahlung, Stress, Fieber, Flackerlicht
  • Krankheiten: schwere Infektionen, Stoffwechselstörungen, Kopfverletzungen, Hirntumoren, Hypoglykämie, Hypokalzämie
  • Noxen: übermäßiger Alkoholkonsum, Drogen, Medikamente (Penicillin), Vergiftungen, Impfungen
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Zuckungen, Krämpfe, Stereotypsien, Bewusstseinstrübungen, vegetative Störungen
Diagnose Anamnese: Augenzeugen, Erinnerung des Patienten (Aura), Beginn/Dauer des Anfalls, Einnässen/-koten, Verletzungen beim Anfall (Zungenbiss), Familienanamnese, auslösende Faktoren, Vorerkrankungen (zerebrovaskuläre Erkrankungen, Schädel-Hirn-Trauma, Meningitiden, Tumoren, frühere Anfälle, Fieberkrämpfe)
Labor: Blutbild, Blutzucker, Leberenzyme, Elektrolyte, Kreatinin, Gerinnung, Urinstatus
Apparative Diagnostik: EEG, CT, Liquor, MRT, Magnetoenzephalographie

Komplikationen
  • Status epilepticus
  • Sturzfolgen: Frakturen, Wunden
  • hirnorganische Schäden
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Verzicht auf die Auslöser, Behandlung der Ursachen
  • Ernährungstherapie: regelmäßige Essgewohnheiten, Alkohol meiden, ketogene Diät (fettreich, kohlenhydratarm)
  • Medikamentöse Therapie: akut: Benzodiazepine (Valium®), Antikonvulsiva, Langzeittherapie mit Antiepileptika, GABA-Analoga
  • Operative Therapie: Entfernung der Lokalherde, Vagusnervstimmulation

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim akuten Grand-mal-Anfall:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengende Kleidung entfernen, zudecken, nicht alleine lassen (vor Verletzungen schützen, aber nicht festhalten)
  • Lagerung: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Zusatzmaßnahmen: Atemwege freihalten/sichern, evtl. Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Cave: Sicherheit gewähren (Gegenstände entfernen), keine Flüssigkeiten/Medikamente oral, Dauer des Anfalls notieren

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