Krankheiten
Gürtelrose

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Gürtelrose

Herpes zoster ist eine weitere Bezeichnung für die Gürtelrose. Die Gürtelrose ist eine Zweitinfektion mit dem Windpockenerreger und hoch kontagiös. Die Erkrankung bekommt nur der, der vorher schon mal Windpocken gehabt hat. Nach einer Windpockeninfektion bleiben noch Reste der Herpes-Virus im Körper. Diese ziehen sich zu den Spinalganglien des Rückenmarks zurück. Hier können sie ein lebenlang inaktiv sein. Werden diese Restviren aber aktiv (durch bestimmte Auslöser), breiten sie sich entlang der Nervenbahnen aus und lösen eine Entzündung im Gebiet aus, das der betroffene Nerv versorgt. Es entwickelt sich hier der für die Erkrankung typische schmerzhafte Hautausschlag. Die Stärke der Symptome ist dabei sehr unterschiedlich. Das Ziel der Behandlung ist es die Symptome der Gürtelrose zu mildern. Die Erkrankung heilt meist nach wenigen Wochen, nachdem der Schorf abgefallen ist, wieder aus. Es treten aber immer wieder Komplikationen auf, vor allem eine lang anhalten Neuralgie.

Leitmerkmale: starke Schmerzen im Ausbreitungsgebiet von Rückenmarks- oder Hirnnerven (gürtelförmig), gruppierte Bläschen auf gerötetem Grund entlang eines/mehrerer Dermatome
Definition Bei der Gürtelrose handelt es sich um eine Virusinfektion mit streifenförmigem, sehr schmerzhaftem Hautausschlag

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Herpes zoster
Vorkommen
(vor allem bei)
  • über 50 Jahre
Arten
  • Zoster capitalis: betrifft den Kopf
  • Zoster disseminatus: der Virus geht ins Blut über
  • Zoster genitalis: betrifft den Geschlechtsbereich bis zu den Oberschenkeln
  • Zoster generalisatus: betrifft das ganze Nervensystem, lebensbedrohlich
  • Zoster ophthalmicus: betrifft den Nervus ophthalmicus, mit Augenbeteiligung
  • Zoster oticus: betrifft den äußeren Gehörgang und die Ohrmuschel
  • Zoster thoracicus: betrifft einseitig den Thorax, v.a. Th3-L3
Erreger
  • Varicella-Zoster-Virus
Ausbreitung
  • weltweit: v.a. ältere Menschen und bei Immunschwäche
Ansteckung
  • Erstinfektion: Tröpfcheninfektion (Erreger im Bläscheninhalt/ Körpersekrete), Kontakt-/Schmierinfektion: Windpockenerkrankung (nach der Erkrankung bleibt das Virus in den Gliazellen der Spinalganglien)
  • Reaktivierung: aufgrund einer Immunschwäche (häufig), bei Tumoren, Vergiftungen, AIDS, Leukämie, Diabetes mellitus, ältere Leute, Stress
  • Reinfektion: bei Teilimmunität (selten) aufgrund eines an Windpocken/Gürtelrose-Erkrankten (1 oder 2 Dermatome sind betroffen, Bläscheninhalt ist infektiös)
  • Ansteckungsgefahr: ab dem Auftreten der Hautbläschen bis zur vollständigen Verkrustung (5- 7 Tage)
Auslöser
  • Stress
  • UV-Licht
  • Virusinfekte
  • angeborene Immundefekte
  • Krebs
  • Medikamente: Immunsuppressiva, Chemotherapie, Rheumatherapeutika 
  • Vergiftungen
  • AIDS
  • Diabetes mellitus
Inkubationszeit 1-2 Wochen

Pathogenese Nach einer Windpockeninfektion gelangen die Viren über die Haut, dann über sensible Nerven bis zum Rückenmark. Dort bleiben sie dann ein lebenslang. Werden die Viren reaktiviert (Abwehrschwäche) gelangen sie entlang der Nerven zurück zur Haut

Ursachen
  • Varicella-Zoster-Virus (Jahre/Jahrzehnte nach einer Windpockeninfektion)
Symptome
  • Allgemeinsymptome: starke Schmerzen, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Temperaturerhöhung
  • Prodromalstadium: subfrebrile Temperaturen, Frösteln, Unwohlsein, Kribbeln und Schmerzen in dem Hautbezirk, in dem später der Ausschlag auftritt
  • nach wenigen Tagen: Hautausschlag, starke Nervenschmerzen
  • Lokalisation: vor allem einseitig am Brustkorb/Bauch
  • Mitbeteiligung von inneren Organen (Herz, Magen, Galle, Leber, Niere)
  • die Hauterscheinungen heilen nach 2-3 Wochen ab
  • Nervenschmerzen können noch Wochen, Monate, Jahre (unterschiedlicher Stärke) bleiben
Hautausschlag:
  • im Gebiet eines oder zwei Rückenmark- oder Hirnnerven
  • befallenes Gebiet ist überempfindlich, sehr schmerzhaft
  • 2-3 Tage später, gruppiert, eitrig, verschorft, auf gerötetem Grund entlang eines/mehrere Dermatome, stecknadelkopfgroße Bläschen/Papeln/ Pustelgruppen, Inhalt zuerst klar, später trüb
  • nach 7-10 Tagen Krustenbildung, Ausheilung ohne Narbenbildung (evtl. 2-4Wochen)
  • Schmerzen/Missempfindungen: über Monate
Diagnose Anamnese: durchgemachte Windpockenerkrankung, schlechter Immunstatus (oft krank/müde, Stress, Gewichtsverlust)
Labor: Viren im Bläscheninhalt, Blut (Antikörper)

Differentialdiagnose
  • Varizellen
  • Herpes simplex
  • Neuralgien
  • Erysipel
  • Morbus Hailey-Hailey
Komplikationen
  • Generalisierung der Erkrankung (bei malignen Erkrankungen): die gesamte Haut und die inneren Organe sind befallen (einschließlich Gehirn)
  • Erblindung, Fazialisparese, jahrelange brennende, kaum zu ertragende Schmerzen
  • ausgeprägte persistierende Trigeminusneuralgie
  • Augen-/Innenohrmitbeteiligung, Neuralgien (Gehör, Geschmack), Meningitis, Enzephalitis, Ulzerationen, Nekrosen, Neuralgien
Immunität/Prophylaxe
  • lang dauernd
  • Windpockenimpfung bei immungeschwächten Patienten
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: akut Bettruhe, bei leichteren Fällen: abwehrsteigernde Maßnahmen, Haut mit austrocknenden, desinfizierenden Mittel (Zinkpaste) einreiben, Kratzen vermeiden (Ausbreitung der Erkrankung)
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Enzymtherapie, Eigenbluttherapie, Homöopathie, Neuraltherapie, Schmerztherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Virostatika (Valaciclovir, Aciclovir), Analgetika, Abwehrsteigerung, Antidepressiva, Neuroleptika
Meldepflicht
  • keine
Prognose Heilt meist folgenlos ab, kann aber auch auf innere Organe übergreifen, kommt selten ein 2. Mal.

Sonderformen
  • Zoster ophthalmicus:
    • es kommt zu heftigen, halbseitigen Kopfschmerzen, Lidödem
    • Bläschenausschlag: an Stirn, Nasenwurzel, behaarter Kopfhaut
    • evtl. Beteiligung der Augenbindehaut, Hornhaut => Erblindung

  • Zoster oticus:
    • Nervus facialis, Nervus vestibulocochlearis betroffen
    • Ohrenschmerzen mit Hautausschlag
    • Fazialislähmung, Schwerhörigkeit, Taubheit
Bilder

 

Cave
Nicht nur der an Windpocken Erkrankte ist infektiös, sondern auch der an Gürtelrose Erkrankte.

ff