Krankheiten
Gynäkomastie

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Gynäkomastie

Als Gynäkomastie bezeichnet man eine meist beidseitige Vergrößerung der Brustdrüse beim Mann. Die Ursachen hierfür sind oft hormonelle Störungen oder eine Fettgewebshypertrophie. Die Erkrankung kann einseitig wie auch beidseitig auftreten. Je nach Ursachen können noch weitere Beschwerden auftreten. Meistens ist das Verhältnis zwischen den beiden Hormonen Testosteron und Östrogen gestört. Wobei bei dieser Krankheit das Östrogen vermehrt vorhanden ist. Bei einer physiologischen Brustvergrößerung ist meist keine Behandlung nötig, nur dann, wenn sie für den Betroffen sehr belastend ist. Diese ist nur ein vorübergehendes Erscheinungsbild und bildet sich von selbst zurück. Sollte es sich aber um eine pathologische Vergrößerung handeln, so muss die Grunderkrankung zuerst behandelt werden, bevor die Brust durch operative Maßnahmen verkleinert wird.

Leitmerkmale: vergrößerte Brust beim Mann
Definition Bei der Gynäkomastie handelt es sich um eine ein- oder beidseitige gutartige Vergrößerung der männlichen Brust

Einteilung
  • einseitig: bei gutartigen/bösartigen Geschwülsten
  • beidseitig: Hormonerkrankungen (Mangel an männlichen Hormonen), Hodentumor, Leberzirrhose (fehlende Produktion der männlichen Steroidhormone), Alkoholismus, Niereninsuffizienz, Medikamente (Hormonbehandlung)
  • echte Gynäkomastie: durch Vermehrung des Brustdrüsengewebes
  • falsche Gynäkomastie: bei Adipositas, Lipome, Kinder bis zur Pubertät (zu viele Östrogene von Mutter)
Grade nach Hall
  • Grad I: nur palpatorisch feststellbar
  • Grad II: optisch erkennbar
  • Grad III: wie eine weibliche Brust
Grade nach Tanner
  • B 1: kein Drüsenkörper tastbar
  • B 2: Warzenvorhof vergrößert, Drüse vorgewölbt
  • B 3: Drüsenkörper größer als der Warzenvorhof
  • B 4: solider Drüsenkörper
  • B 5: entspricht der weiblichen Brust
Physiologische Vergrößerungen
  • Neugeborenen- Gynäkomastie: durch weibliche Hormone, die über die Plazenta das Kind erreichen, bildet sich wieder zurück
  • Pubertäts-Gynäkomastie: noch nicht vollständig ausgeprägtes Verhältnis zwischen Östrogen und Testosteron, bildet sich zurück
  • Alter-Gynäkomastie: durch Vermehrung des Fettgewebes, bildet sich nicht zurück
  • Pseudo-Gynäkomastie: bei Adipositas
Ursachen Durch Östrogenüberschuss oder Androgenmangel (Östrogene sind im Überschuss vorhanden:

  • idiopathisch: Hormontherapie
  • genetisch: Klinefelter-Syndrom, Kallmann-Syndrom, Hermaphroditismus verus
  • hormonell: Hodenerkrankungen (Mumps), Hypophysen-/Hodentumor, Prostatakarzinomtherapie
  • metabolisch: Leberzirrhose, Niereninsuffizienz, Hyperthyreose, Hyperprolaktinämie
  • Tumoren: Bronchien, Pankreas, Magen, Hoden, Prostata, Mamma
  • medikamentös: Digitalis, Antidepressiva, Psychopharmaka, H2-Blocker, Östrogentherapie, Anabolika, Diuretika, Neuroleptika, Antihypertensiva, Diuretika, Tuberkulostatika, Androgenrezeptorblocker
  • Drogen: Heroin, Methadon, Marihuana, Alkoholmissbrauch
  • Allgemein: Kastration, Orchitis
Symptome
  • Symptome der Grunderkrankung
  • Mamma: schmerzlose Größenzunahme, ein- oder beidseitig
Diagnose Anamnese: Klinik, Medikamente, Vorerkrankungen, Hormonbehandlungen, Drogen
Körperliche Untersuchung: Brust, Hoden
Inspektion: Brust (tastbarer Knoten)
Palpation: Hoden
Labor: Hormonbestimmung (Testosteron, Östrogen, Prolaktin, Hypophysenhormone: LH, FSH), Leber-/Nieren-/Schilddrüsenwerte, Kreatinin, Chromosomenanalyse
Apparative Diagnostik: Oberbauchsonographie (Hoden), Rö-Thorax/CT (Tumor?), Sonographie (Brust/Hoden), Mammographie, MRT (Kopf)

Differentialdiagnose
  • Pseudogynäkomastie
  • Mammakarzinom
  • Hämangiom
  • Lymphangiom
  • Adipositas
  • Entzündungen
  • Zysten
  • Metastasen
Therapie Die Pubertätsgynäkomastie bildet sich von alleine zurück; sonst:

  • Medikamentöse Therapie: Androgene, Behandlung der Grunderkrankung (evtl. Medikamente absetzen)
  • Operative Therapie: Exstirpation, histologische Untersuchung
Bilder

ff