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Hämophilie

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Hämophilie

Bluterkrankheit ist die deutsche Bezeichnung für die Hämophilie. Bei der Hämophilie handelt es sich um eine angeborene Blutgerinnungsstörung mit erhöhter Blutungsneigung. Es sind fast nur Männer davon betroffen (X-chromosomaler rezessiver Erbgang). Bedingt durch die mangelnde Bildung oder Inaktivität des Gerinnungsfaktors VIII (Hämophilie A) oder IX (Hämophilie B) kommt es zu einer Störung der Hämostase und damit zu einer vermehrten Blutung. Eine Wunde kann sich nicht mehr genügend schnell oder vollständig schließen. Es kommt zu großflächigen Einblutungen, auch in die Gelenke. Zeit seines Lebens ist der daran Erkrankte einem erhöhten Blutungsrisiko ausgesetzt und das schon bei kleinsten Verletzungen. Aus einer kleinen Wunde kann somit schon eine lebensgefährliche Situation entstehen.

Leitmerkmale: großflächige Blutungen, Muskel-/Gelenkeinblutungen
Definition Als Hämophilie bezeichnet man eine Gerinnungsstörung bei der der Gerinnungsfaktor VIII oder IX zu wenig vorhanden ist oder sogar fehlt

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Bluterkrankheit
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Männer
Einteilung
  • Hämophilie A: nur Männer betroffen, da Gerinnungsstörung über X-Chromosom vererbt wird (Mangel an Faktor VIII)
  • Hämophilie B: über X- Chromosom übertragen (Mangel an Faktor IX)
  • Hämophilie C: Mangel an Faktor XI
Pathogenese Durch Vererbung kommt es zu einer minderwertigen Aktivierung der Gerinnungsfaktoren X oder XI. Dieser Gerinnungsfaktormangel führt zu einer verlangsamten Fibrinbildung und zu Störungen in der Fibrinvernetzung, bei Faktor VIII auch zu Wundheilungsstörungen. Es entsteht einer erhöhte Blutungsgefahr

Ursachen
  • Erbkrankheit: X-chromosomal rezessiv (es erkranken nur Männer, Frauen sind Trägerinnen des defekten Gens)
Symptome Krankheitsbeginn meist nach der Säuglingszeit; großflächige Blutung: hört zunächst auf, beginnt nach Stunden bis Tagen erneut, Hämatome:

  • Blutungen (treten fast überall auf, schon nach geringem Trauma): Gelenken (Hämarthrose) mit Arthropathie, Muskeln, Perikard, Pleura, retroperitoneal, Magen-Darm-Trakt, intrakraniell, Zungengrund (Cave: Erstickungsgefahr!), postoperative Nachblutungen
  • Allgemeinsymptome: evtl. Fieber, BSG erhöht
Diagnose Anamnese: Familienanamnese, Blutungen (großflächige)
Körperliche Untersuchung: Blutungszeichen (Hämatome), Gelenkuntersuchung
Labor: PTT verlängert, Blutungszeit und Quickwert normal (!), Blutbild: normale Thrombozytenzahl, direkte Untersuchung der Faktoren VIII, IX.
Apparative Diagnostik: Sonographie, CT

Differentialdiagnose
  • Von Willebrand-Jürgens-Syndrom
  • andere Blutungen
  • Mangel an anderen Gerinnungsfaktoren (selten)
Komplikationen
  • lebensgefährliche, unstillbare Blutungen
  • Bewegungseinschränkungen/ Deformierungen der Gelenke (Knorpelschäden, Gelenkversteifungen)
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Volumensubstitution, Analgetika, Psyche
  • Medikamentöse Therapie: Prothrombinkomplexderivat bei akuter Blutung oder vor operativen Eingriffen, Faktorenkonzentrate (VIII/ IX) zur Dauerbehandlung, bei leichten Fällen von Hämophilie A Desmopressin, Antifibrinolytika
  • Operative Therapie: evtl. lokale Blutstillung (endoskopisch), Entfernung von Pseudotumoren
Prognose 25% der Patienten verstirbt an intrakraniellen Blutungen.

ff