Symptome (Leitbilder)
Harninkontinenz

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Harninkontinenz

Blasenschwäche, Blaseninkontinenz, Inconatinetia urinae, Incontinentia vesicae sind weitere Bezeichnungen für die Harninkontinenz. Als Harninkontinenz bezeichnet man einen unwillkürlichen Harnabgang zwischen den Gängen auf die Toilette. Der Harn kann nicht mehr in der Harnblase gespeichert werden, es ist nicht mehr möglich die Entleerung der Blase willkürlich zu steuern und er kann deshalb auch nicht mehr bewusst zurückgehalten werden. Dabei gibt es sehr verschiedene Arten des Harnverlustes. Dies geht von leichtem Harnträufeln bis hin zu einem dauerhaften Verlust von größeren Mengen an Urin. Je nach Ausprägung des Symptoms kann die Lebensqualität deshalb sehr eingeschränkt sein. Meist sind bei den Ursachen die Beckenbodenmuskulatur und die Blasenwandmuskulatur mit betroffen. Diese sind entweder zu schwach oder in ihrer Funktion gestört.

Leitmerkmale: unkontrollierter Harnabgang
Definition Bei der Harninkontinenz handelt es sich um einen ungewollten und unkontrollierten Harnverlust

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Blasenschwäche
  • Blaseninkontinenz
  • Inconatinetia urinae
  • Incontinentia vesicae
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen
Allgemein
  • kontinuierlicher Harnverlust: ständiger Verlust von Urin
  • post-miktionelles Tröpfeln: Verlust von Urin nach einer Blasenentleerung
  • unbewusste Inkontinenz: nicht wahrgenommener Harnverlust
Einteilung/Ursachen
  • Stress-/Belastungsinkontinenz:
    • Definition: bei einer Druckerhöhung im Bauchraum (Niesen, Husten, Pressen, Treppensteigen) kommt es zum unwillkürlichen Urinverlust
    • Ursachen: Schwäche des Blasenschlussmechanismus, Gebärmuttersenkung, Prostata-Operation, Bindegewebsschwäche
    • Symptome: Urinabgang beim Husten/Niesen (Grad I), beim Treppensteigen, Laufen (Grad II), im Liegen (Grad III)

  • Urge-/Dranginkontinenz:
    • Definition: der Patient verspürt plötzlich einen starken Harndrang, der so plötzlich kommen kann, dass die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreicht wird
    • Ursachen: Entzündungen (Zystitis), Steine, Prostatavergrößerung, Tumoren (Blase, Harnröhre, kleines Becken), Operationen, Östrogenmangel, neurologische Erkrankungen (Wahrnehmungsstörungen, gestörte Nervenimpulse)
    • Symptome: ständiger Harndrang

  • Reflux-/neurogene Inkontinenz:
    • Definition: die nervale Steuerung zwischen Gehirn und Rückenmark ist gestört, so dass die Blasenfunktion nicht mehr (vollständig über Muskulatur) kontrolliert werden kann
    • Ursachen: Querschnittslähmung, Diabetes mellitus, Multiple Sklerose, nach Bandscheiben-Operation, Morbus Parkinson
    • Symptome: komplette Entleerung der Blase ohne Harndrang
    • Komplikationen: Stressinkontinenz, wiederkehrende Harnwegsinfekte

  • Überlaufinkontinenz:
    • Definition: Harnträufeln bei Blasenüberfüllung, häufige Entleerung kleiner Harnmengen, ein Restharn bleibt bestehen
    • Ursachen: Verengung des Blasenausganges (Prostatavergrößerung), Nervenverletzungen, gynäkologische Operationen, Diabetes mellitus
    • Symptome: tröpfelnder Urinabgang bei voller Blase

  • Extraurethale Inkontinenz:
    • Definition: der Harnverlust läuft hierfür außerhalb des Harnsystems ab (Urinverlust über die Haut/Anus/Scheide)
    • Ursachen: Fisteln, Tumor zwischen Harnleiter und Vagina/Blase

  • Mischkontinenz:
    • Definition: Kombination von Drang- und Belastungsinkontinenz

  • Enuresis:
    • Definition: Harninkontinenz des Kindes während der Nacht
Schweregrade
  • Grad I: geringer unwillkürlicher Urinabgang (bei stärkerer körperlicher Anstrengung: Husten, Niesen, Pressen)
  • Grad II: Urinabgang bei leichten körperlichen Anstrengungen/ Erschütterungen (Gehen, Treppensteigen)
  • Grand III: Urinabgang ohne Belastung
Schweregrade nach verlorenen Volumen Unkontrollierter Urinverlust innerhalb von 4 Stunden:

  • Tröpfeln: bis 50 ml
  • Grad I (leichte): 50 - 100 ml
  • Grad II (mittlere): 100 - 200 ml
  • Grad III (schwere): 200 - 300 ml
  • Grad IV (sehr schwere): über 300 ml
Risikofaktoren
  • schwache Beckenbodenmuskulatur: mehrere Geburten, Unterleiboperationen
  • Erkrankungen: neurologische Erkrankungen, Tumoren der Harnabflusswege, Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen
  • Allgemein: immer wieder kehrende schwere körperliche Belastung, Alkohol, Drogen, Alter, Koffein
  • Medikamente: Spasmolytika, Antihistaminika, Antidepressiva, Diuretika
Symptome
  • Harnapparat: unkontrollierter Harnabgang
  • Allgemeinsymptome: je nach Art der Inkontinenz
Diagnose Anamnese: Miktionsbeschwerden (Verlauf, Art), Begleitsymptome, Geburten, Prostata-Operationen, Medikamente (Spasmolytika, Antihistaminika, Antidepressiva, Diuretika)
Körperliche Untersuchung: rektal, vaginal, neurologischer Status
Labor: Harn-Streifentest, Kreatinin, Blutbild, BSG, Elektrolyte
Apparative Diagnostik: Sonographie, Rö-Thorax (Herzinsuffizienz), Zystoskopie, Urodynamik, Miktionsurethrogramm

Differentialdiagnose
  • Gebärmuttersenkung
  • Harnwegsinfekt
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Ursachen, Beckenbodengymnastik, Blasentraining, Gewichtsreduktion, evtl. Blasenkatheter
  • Naturheilkundliche Therapie: Homöopathie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Anticholinergika, auslösende Medikamente absetzen, Hormontherapie, Spasmolytika
  • Operative Therapie: Sphinkterprothese

 

Cave
Eine Inkontinenz ist nie normal altersbedingt, sie muss behandelt werden.

ff