Definition |
Bei der Hepatitis handelt es sich um eine schnell auftretende Entzündung der Leber verursacht durch Viren
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Weitere Bezeichnungen (Synonyme) |
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Pathogenese |
Durch verschiedene Ursachen kommt es zu einer Schädigung und Zerstörung der Leberzellen (Hepatozyten), wobei sich die verschiedenen Hepatitisformen nur in der Schwere und der Dauer der Erkrankung unterscheiden. Durch das Absterben der Leberzellen kommt es zu einer Freisetzung von Proteinen und Enzymen (ansteigen der Lebertransaminasen) und zu einer Einschränkung von Stoffwechselfunktionen (Blutgerinnung, Glykogen, Gallensäure, Ammoniak). Untergegangenes Lebergewebe wird durch Fibrose ersetzt. Am Ende steht die Leberzirrhose
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Erreger |
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Ausbreitung |
- Hepatitis A-C: weltweit
- Hepatitis D: Mittelmeer, Amerika, Drogensüchtige
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Ursachen |
- Viren: Hepatitisviren A-E, Poliomyelitis, Herpes, HIV, Röteln, Mononukleose, Zytomegalie
- Bakterien: Salmonellen, Pneumokokken, Brucellen, Lues, Leptospiren
- Pilze, Parasiten (Würmer, Amöben)
- Transplantationszwischenfälle
- toxisch: Alkohol, Medikamente (Paracetamol), Chemikalien
- Allgemeinerkrankungen: Autoimmunerkrankungen, Morbus Wilson, Hämochromatose, Fettleber
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Symptome |
Ein zweigipfliger Fieberverlauf zwischen der anikterischen und ikterischen Phase ist bei allen Formen der Hepatitis möglich:
- Prodromalstadium (2-7 Tage, uncharakteristisch):
- grippeähnliche Symptome: subfebrile Temperaturen, Schwäche, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Muskel-/ Gelenkschmerzen, Leistungsminderung, Müdigkeit
- gastrointestinale Symptome: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Völlegefühl, Ekel vor fettigen Speisen/Alkohol/Nikotin, Druckschmerz im rechten Oberbauch, Diarrhoe, Obstipation, Juckreiz
- rheumatische Symptome: Gelenk- /Muskelschmerzen
- ikterisches (hepatisches) Stadium (2-8 Wochen), je intensiver der Ikterus (Gelbsucht), desto schwerer die Erkrankung, 60 % der Erkrankungen verlaufen ohne Ikterus (anikterisch)
- Allgemeinsymptome (Besserung der Beschwerden): allgemeines Krankheitsgefühl und Bauchschmerzen bessern sich meist mit Beginn des Ikterus, Normalisierung der Temperatur
- Bilirubinerhöhung: Gelbfärbung der Skleren, Dunkelfärbung des Urins (bierbraun) mit gelbem Schaum, Entfärbung des Stuhles (lehmfarben)
- dermal: Pruritus (Juckreiz durch Anstieg der Gallensäuren), Lymphknotenschwellung, flüchtiges Exanthem, Ikterus
- Leber/Milz: Vergrößerung (Hepatosplenomegalie), druckempfindlich, kann brückenbildende Leberzellnekrosen zeigen
- postikterisches (Rekonvaleszenz-) Stadium (2 bis mehrere Wochen)
- Ikterus klingt ab, die pathologischen Laborwerte sind rückläufig, Leber und Milz noch einige Zeit lang tastbar
- Nachsorge des Patienten ist wichtig, da der Prozess in der Leber nach Abklingen der Symptome noch nicht beendet ist (verminderte Leistungsfähigkeit und Konzentration, leichtes Krankheitsgefühl)
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Diagnose |
Anamnese: Nahrungsmittel (Muscheln), Auslandsreisen, Bluttransfusionen, Medikamente, Drogen, Sexualpraktiken, berufliche Risiken, Dialysepatient Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: gelbe Skleren (Ikterus), Kratzspuren (Juckreiz)
- Palpation: Hepatomegalie, Splenomegalie, Lymphknoten-Schwellung
Labor: Blut (Hepatitis A im Stuhl), Hepatitis-Serologie, Bilirubin erhöht, GPT erhöht, GOT erhöht, Gamma-GT erhöht, AP erhöht, IgM erhöht, Cholinesterase, Quick-Wert erniedrigt, Albumin, Harn-/ Stuhluntersuchungen, Sexualsekrete Apparative Diagnostik: Sonographie, Biopsie
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Differentialdiagnose |
- Hepatitis durch andere Viren: Zytomegalie, Epstein-Barr, Herpes, Coxsackie
- Hepatitis durch Bakterien: Typhus, Leptospiren, Brucellosen
- Hepatitis durch Parasiten: Malaria, Amöben
- Hepatiden: Autoimmunhepatitis, toxische Hepatitis (Medikamente, Alkohol, Morbus Wilson, Pilze)
- akute Stauungsleber
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Komplikationen |
- Entwicklung einer chronischen Hepatitis (drei Formen: Viruspersistenz, geringe entzündliche Aktivität, hohe entzündliche Aktivität)
- Fulminante Hepatitis mit akutem Leberversagen
- Leberzirrhose
- hepatozelluläres Karzinom
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Immunität/Prophylaxe |
- Verbesserung der allgemeinen hygienischen Bedingungen, Einmalmaterialien
- nach durchgemachter Krankheit besteht jahrelang, wahrscheinlich lebenslange Immunität, jedoch nur für die Hepatitis-Form, an der man erkrankt war
- Impfung: siehe bei den Hepatitis-Formen
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Therapie |
- Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Symptome, es dürfen nur lebensnotwendige Medikamente verordnet werden (vermeiden von hepatotoxischen Medikamenten: Zytostatika, Immunsuppressiva, Östrogene), striktes Alkoholverbot, körperliche Schonung, Bettruhe, Hygienemaßnahmen (eigene Toilette, Händedesinfektion)
- Prophylaxe: Impfung (besonders Hepatitis B bei Risikogruppen)
- Medikamentöse Therapie: Absetzen von leberschädigenden Mitteln, Interferon bei akuter Hepatitis C, Antihistaminika gegen Juckreiz
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Meldepflicht |
- Verdacht, Erkrankung, Tod (§§ 6/8 IfSG)
- Namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises
- Behandlungsverbot für Heilpraktiker (§ 24 IfSG)
- Tätigkeits-/Beschäftigungsverbot (§ 42 IfSG) bei Hepatitis A/E
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Prognose |
Die meisten aller akuten Virushepatiden heilen spontan innerhalb von 3-16 Wochen aus. Hepatitis B, C, D sind ungünstiger als Hepatitis A, E.
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