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Herzmuskelentzündung

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Herzmuskelentzündung

Myokarditis ist eine weitere Bezeichnung für die Herzmuskelentzündung. Als Herzmuskelentzündung bezeichnet man eine akute oder chronische Entzündung des Herzmuskels. Sie tritt meist als entzündliche Mitreaktion einer Allgemeinerkrankung auf und führt meist auf eine Herzinsuffizienz oder Rhythmusstörungen hin. Meistens verläuft die Erkrankung ohne oder nur mit leichten Symptomen ab. Meistens liegt die Ursache in einer Viruserkrankung. Die Erreger dringen in das Myokard ein und schädigen dort die Zellen. Dies löst eine Entzündungsreaktion auf. Das Immunsystem reagiert mit spezifischen Lymphozyten und mit einer Freisetzung von Zytokin. Ziel der Behandlung ist es die Grunderkrankung zu heilen. Meist heilt dann die Erkrankung ohne große Nachwirkungen aus. Übrig bleiben fast nur harmlose Herzrhythmusstörungen. Nichtsdestotrotz können in wenigen Fällen lebensgefährliche Komplikationen auftreten, die es durch eine fachkundige Therapie zu verhindern gilt.

Leitmerkmale: im Zusammenhang mit einem Infekt auftretende Rhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Schwäche, Müdigkeit, Dyspnoe
Definition Bei einer Herzmuskelentzündung handelt es sich um eine Entzündung des Herzmuskelgewebes

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Myokarditis
Pathogenese Durch Erkrankungen, die den Herzmuskel angreifen, kommt es zu einer Entzündung desselben. Die Leistungsfähigkeit des Herzens nimmt immer weiter ab bis es zu einer Herzinsuffizienz kommt, wobei lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten können

Einteilung/
Ursachen
  • rheumatische Myokarditis: durch Rheumatisches Fieber (meist Endo- und Perikard mit betroffen), Lupus erythematodes, Sklerodermie, Morbus Bechterew, rheumatoide Arthritis
  • infektiöse Myokarditis:
    • Viren: Entero- (Coxsackie, Echo-, Polio-), Gelbfieber-, Tollwut-, Influenza-, Parainfluenza-, Masern-, Röteln-, Mumps-, Pocken-, Herpesvirus
    • Bakterien: Staphylokokken, Scharlach, Erysipel, Borreliose, Diphtherie, Typhus, Tuberkulose, Brucellose, Syphilis, Leptospirose, Strepto-/ Meningokokken, Shigellose
    • Pilze: Aspergillosis (Schimmelpilze), Candidose (Hefepilze, Candida)
    • Protozoen (Einzeller): Toxoplasmose, Malaria, Amöbiasis, Trichinose
    • Parasiten: Schistosomiasis

  • Medikamente: Penizillin, Zytostatika, Antirheumatika, Antidepressiva, Barbiturate u.a.
  • Gifte: Drogen (Kokain), Arsen, Lithium
  • Allgemein: entzündliche Darmerkrankungen, Vaskulitiden, Hyothermie, Hitzschlag, Malignome
  • Bestrahlung des Mediastinums
Symptome Beschwerdebild oft unspezifisch, die Grunderkrankung kann mehr im Vordergrund stehen als die Myokarditis, meist asymptomatisch:

  • Allgemeinsymptome: Müdigkeit, verminderte körperliche Belastbarkeit, Schwächegefühl, Abgeschlagenheit, Dyspnoe, Kurzatmigkeit, Fieber nach Infekt, retrosternale Herzschmerzen (atemunabhängig), Schwindel
  • kardial: Herzklopfen, relative Tachykardie (zur Körpertemperatur überhöhter Puls), Herzrhythmusstörungen (bis absolute Arrhythmie), Herzinsuffizienzzeichen, Ödeme
  • vasal: Hypotonie, Beinödeme
  • evtl. kardiogener Schock, Lungenstauung
Diagnose Anamnese: Schwäche, Herzrhythmusstörungen/Leistungsminderung nach Infekt
Auskultation: Herztöne oft auffallend leise, Galopprhythmus, Herzgeräusche (systolisch)
Labor: BSG erhöht, CRP erhöht, CK erhöht, CK- MB erhöht, LDH erhöht, Troponin T, Leukozyten erhöht, Antikörper gegen Viren und andere Erreger, Blutkultur, Rheumafaktor
Apparative Diagnostik: EKG (unspezifische Veränderungen), 24-Std.- EKG, Rö-Thorax, Echokardiographie (Abnahme der Kontraktionskraft), Sonographie (Herzbeutelerguss?), Herzkatheter + Myokardbiopsie (Virusnachweis)

Differentialdiagnose
  • kardial: Perikarditis, Endokarditis, Herzinfarkt, Angina pectoris, dilatative Kardiomyopathie
  • pulmonal: Lungenembolie
  • Infektion
Komplikationen
  • Pankarditis
  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzinsuffizienz
  • akutes Herzversagen
  • chronisch-rezidivierender Verlauf
  • dilatative Kardiomyopathie
  • kardiogener Schock
  • plötzlicher Herztod bei Sportlern
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: strenge Bettruhe, Thromboseprophylaxe, Ursachen behandeln, symptomatisch (Behandlung von Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen)
  • Medikamentöse Therapie: evtl. Antibiotikatherapie, Diuretika, ACE-Hemmer, Betablocker, Aldosteronantagonisten, Inhibitoren, Vasodilatatoren, Heparin, Kortikoide
Prognose Letalität 25%.

Bilder

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Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer akuten Myokarditis:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper, Beine tief, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
Cave
Bei Schwäche und Herzrhythmusstörungen Abklärung durch den Arzt.

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