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Hirsutismus

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Hirsutismus

Beim Hirsutismus handelt es sich um eine reversible, abnorme Vermehrung der androgenabhängigen (männlichen) Behaarung bei der Frau. Dies prägt sich vor allem an der Oberlippe, Brustkorb und den Oberschenkel aus. Normalerweise sind an diesen Stellen nur kleine helle Härchen bei der Frau vorhanden. Jetzt wachsen dort dunkle und dichte Haare. Die Ausprägung der Beschwerden ist dabei sehr variabel: zwischen nur wenigen vereinzelten Haaren bis hin zu einer kompletten Haardecke. Manchmal treten bei der betroffenen Frau noch weitere Vermännlichungen auf (tiefe Stimme, verstärkte Muskelbildung usw.) dann spricht man von einer Virilisierung. Ziel der Therapie ist die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln und die Haare zu entfernen.

Leitmerkmale:  dunkle, dichte Haare an der Oberlippe, Bauch, Brust, Bein, Arme
Definition Als Hirsutismus bezeichnet man eine vermehrte Behaarung bei der Frau, bedingt durch vermehrte Ausschüttung von Androgenen

Einteilung
  • idiopathischer Hirsutismus: der Körper reagiert abnorm auf die männlichen Sexualhormone
  • sekundärer Hirsutismus: Überproduktion an Androgenen
Ferriman-Gallwey-Score Zur Bestimmung der Schwere der Behaarung, es werden hierbei 9 Körperteile untersucht, geht der Gesamtwert über 7 so liegt ein Hirsutismus vor:

  • Oberlippe: wenig Haare außen (1), kleiner Bart außen (2), Oberlippenbart bis fast zur Mittellinie (3), Bart bis zur Mittelline (4)
  • Kinn: vereinzelte Haare (1), Haaransammlung (2), komplette Haardecke (3), dichte komplette Haardecke (4)
  • Brust: einzelne Haare (1), Haare in der Mittellinie (2), 3/ 4 bedecket (3), komplett bedeckt (4)
  • Rücken: einzelne Haare (1), mehrere Haare (2), komplette Haardecke (3), dichte komplette Haardecke (4)
  • Lenden: sakrales Haarpolster (1), Polster mit lateraler Ausdehnung (2), 3/ 4 bedeckt (3), komplette Haardecke (4)
  • Oberbauch: wenig Haare in der Mittellinie (1), mehr Haare als 1 in der Mittellinie (2), halbe Haardecke (3), komplette Haardecke (4)
  • Unterbauch: wenig Haare in der Mittellinie (1), Strich von Haaren in der Mittellinie (2), Band von Haaren (3), umgekehrtes V (4)
  • Oberarm: diskrete Behaarung (1), mehrere Haare (2), halbe Haardecke (3), komplette Haardecke (4)
  • Oberschenkel: diskrete Behaarung (1), mehrere Haare (2), halbe Haardecke (3), komplette Haardecke (4)
Ursachen
  • idiopathischer Hirsutismus (90%): ohne erklärbare Ursache, genetisch bedingt Überempfindlichkeit gegenüber Testosteron), nach der Menopause
  • sekundärer Hirsutismus: bedingt durch eine vermehrte Produktion an Testosteron
    • androgenproduzierende Tumoren: Nebennieren, Hypophyse, Ovariale
    • Medikamente: Anabolika, Testosteron, Gestagene, Glucokortikoide, ACTH
    • Erkrankungen: Morbus Cushing, Diabetes mellitus Typ II, Akromegalie, Porphyrie, Hypothyreose, PCO-Syndrom
Symptome
  • vermehrte Behaarung: an Oberlippe, Brust, später Kinn, Wangen, Schultern, Rücken, Innenseite Oberschenkel
Diagnose Anamnese: Klinik,Familie, Medikamente, Vorerkrankungen
Körperliche Untersuchung: Haare, weitere Vermännlichungen
Labor: Testosteron, DHEA (Vorstufe des Testosterons), LH, FSH
Apparative Diagnostik: CT (Tumore)

Differentialdiagnose
  • Hypertrichose
  • Virilisierung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: kosmetische Behandlung (Bleichen der Haare), Behandlung der Vorerkrankung
  • Medikamentöse Therapie: auslösende Medikamente weglassen, Antiandrogene, Insulinsensitizer, Pille, Glucokortikoide
  • Operative Therapie: Tumoren entfernen, Elektrokoagulation, Lasertherapie
Sonderfall:
Virilismus
Vermännlichung; Ausbildung von männlichen körperlichen Geschlechtsmerkmalen:

  • Ursachen: Tumoren der Nebennierenrinde/Eierstöcke, Langzeit-Kortison-Therapie
  • Symptome: leichter Bartwuchs, männliche Behaarung (Brust, Rücken, Oberbauch, Arme/Beine), tiefe Stimme, kleine Brüste, keine Monatsregel
  • Differentialdiagnose: andrenogenitales Syndrom, Hirsutismus
  • Komplikationen: Libidostörungen, Unfruchtbarkeit
  • Therapie: Androgene ausschaltende Medikamente
  • Prognose: bei Therapie langsame Besserung
Bilder

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