Hodentorsion

Hodenverdrehung ist eine weitere Bezeichnung für die Hodentorsion. Als Hodentorsion bezeichnet man eine schmerzhafte meist einseitige Stieldrehung von Hoden, Nebenhoden und dem Samenstrang mit Unterbrechung der Blutzufuhr. Meist ist die Ursache hierfür ein Trauma (z.B. ruckartige Drehungen des Körpers beim Sport, aber auch im Schlaf). Die Krankheit kommt besonders häufig bei Jugendlichen (15.-20. Lebensjahr) vor. Durch Drehung des Hodens und des Nebenhodens um die Längsachse des Samenleiters- und Gefäßstrangs, kommt es zu einer Unterbrechung der Blutzirkulation und zu einem hämorrhagischen Gewebeuntergang. Es handelt sich hierbei um einen urologischen Notfall. Innerhalb von 4 Stunden muss die Durchblutung des Hodens wieder hergestellt sein, sonst kommt es zu dauerhaften Schäden. Dies geschieht durch eine operative Freilegung des betroffenen Hodens.

Definition	Bei der Hodentorsion handelt es sich um eine akute teilweise oder totale Drehung des Hodens um seinen eigenen Gefäßstiel
Weitere Bezeichnungen (Synonyme)	Hodenverdrehung
Vorkommen (vor allem bei)	Männer: zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr, 1. Lebensjahr
Einteilung	idiopathische Hodentorsion: häufigste Form Ursachen: angeboren Auslöser: Kontraktionen des Musculus cremaster/Musculus dartos Symptome: abnorme Beweglichkeit des Hodens traumatische Hodentorsion: Ursachen: erworben Auslöser: Trauma
Arten	intravaginale Hodentorsion: Torsion innerhalb der Tunica vaginalis (innerhalb der Hodenhülle), v.a. bei Jugendlichen zwischen 15. und 20. Lebensjahr auftretend supravaginale Hodentorsion: Torsion außerhalb der Tunica vaginalis (oberhalb der Hodenhülle), v.a. bei Säuglingen auftretend bilaterale Hodentorsion: beide Hoden sind verdreht inkomplette Hodentorsion: der arterielle Zufluss ist intakt, der venöse Abfluss ist behindert, es entsteht eine hämorrhagische Nekrose komplette Hodentorsion: die Blutzufuhr ist vollständig unterbrochen, es kommt zu einem anämischen Infarkt
Pathogenese	Verdreht sich der Samenstrang (Blutgefäße/Nerven für den Hoden, Samenleiter) so kommt es zu einer Unterversorgung des Hodens/ Nebenhodens mit heftigen Symptomen und bei nicht Beheben der Stenose zum Verlust eines Hodens
Ursachen	Überbeweglichkeit des Hodens Hodenoperationen Bagatelltrauma: Sportunfall, Bewegungen im Schlaf
Risikofaktoren	Pendelhoden Hodenhochstand verspätet absteigender Hoden
Symptome	V.a. vom 1. Lebensjahr bis Pubertät: Allgemeinsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Tachykardie Schmerzen: plötzliche/heftige Hodenschmerzen, bis in den Unterbauch (Leiste) ausstrahlend, meist einseitig Hoden: geschwollen, gerötet, vergrößert, sehr druckempfindlich, betroffener Hoden steht meistens hoch
Diagnose	Anamnese: Klinik, Trauma Körperliche Untersuchung: Inspektion/Palpation (Hodenhochstand, schmerzhafter Hoden, Hämatom) Test: Prehn-Zeichen (negativ; beim Hochheben des Hodens verstärkte Schmerzen), Ger-Zeichen, Brunzel-Zeichen, Kremasterreflex neagtiv Labor: Bakterienkultur Apparative Diagnostik: Hodensonografie (Tumor, Hydrozele), Dopplersonografie, MRT
Differentialdiagnose	Orchitis Epididymitis Leistenhernie Hodentumor Hodenruptur Appendizitis Ileus lokale Abszesse Blasensteine
Komplikationen	Hodenatrophie Fertilitätsstörungen Unfruchtbarkeit Nekrose
Therapie	NOTFALL: Allgemeinmaßnahmen: Klinikeinweisung: die Torsion muss innerhalb von 6 Std. behoben werden (Kühlung), sonst Sterilität, Nekrose Operative Therapie: Reposition, Hodenfixation (Orchidopexie)
Prognose	Normale Weiterentwicklung des Hodens, wenn es innerhalb von 6 Stunden operiert wird.

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer akuten Hodentorsion:

Anruf: Krankenhauseinweisung, evtl. Notarzt
Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken, i.v-Zugang
Lagerung: wie sie der Patient toleriert
Cave: Hoden kühlen

Cave

Bei plötzlichen, sehr starken Hodenschmerzen immer an eine Hodentorsion denken.