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Hyperaktiver Karotissinusreflex

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Hyperaktiver Karotissinusreflex

Karotissinussyndrom, Charcot-Weiss-Baker-Syndrom sind weitere Bezeichnungen für den hyperaktiven Karotissinusreflex. Als hyperaktiver Karotissinusreflex bezeichnet maneinenspontan auftretender Puls- und Blutdruckabfall bei einem Druck auf den Karotissinus, der sich an der Aufspaltestelle der Arteria carotis communis in die Arteria carotis interna und externa befindet. Bei bereits geringem Druck auf die Karotisgabel werden die Barorezeptoren dort erregt, die eine wichtige Rolle in der Blutdruckregulation spielen. Die Signale aus diesem Gebiet werden an den Hirnstamm gesendet, der mit Tätigkeiten am Herzen und an den großen Arterien darauf reagiert. Es kommt zu einem Vagotonus die den Blutdruck und den Puls absinken lässt. Dies kann sogar soweit führen, dass es zu einem Herzstillstand kommen kann. Dann kommt es zu einer kurzen Bewusstlosigkeit mit Sturz. Liegen die Patienten am Boden ist meist das Bewusstsein sofort wieder vorhanden. Tritt dies gehäuft auf, so muss operativ eine Herzschrittmachen eingesetzt werden. Auslösende Faktoren sollten vermieden werden. Merke, das Syndrom kann der Grund für unerklärliche Stürze bei älteren Menschen sein.

Leitmerkmale:  Schwindelanfälle bei Kopfbewegungen
Definition Beim hyperaktiver Karotissinusreflex handelt es sich um eine Überempfindlichkeit der Pressorezeptoren im Bereich des Sinus caroticus

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Karotissinussyndrom
  • Charcot-Weiss-Baker-Syndrom
Vorkommen
(vor allem bei)
  • nach dem 50. Lebensjahr (Männer)
Pathogenese Durch einen Zug/Druck auf die Stelle (auch bei Kopfneigung), an der sich die Arteria carotis in eine Intima und eine Externa aufzweigt werden die dort befindlichen Barorezeptoren stimuliert, die einen zu hohen Blutdruck an das Gehirn weitermelden. Dieses versucht über den Nervus Vagus diesen zu senken (Vasodilatation der peripheren Gefäße, Senkung der Pulsfrequenz). Da aber der Blutdruck in Wirklichkeit normal war, wird somit das Gehirn minderversorgt, was zu den unten beschrieben Symptomen führt

Ursachen
  • Arteriosklerose/Elastizitätsverlust der Arteria carotis
  • Überempfindlichkeit der Arteria carotis (Tumoren
Risikofaktoren
  • Alter
  • Hypertonie
  • Herz-/Kreislauferkrankungen
  • Medikamente: Betablocker, Digitalis
Auslösende Faktoren
  • Manipulationen an der Halswirbelsäule
  • Drehen/Schütteln des Kopfes
  • Rasieren
  • Blick nach oben/zur Seite
  • enge Kragen
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Schwindel, leichte Bewusstseinseintrübung (evtl. Kreislaufkollaps), Stürze
  • vor der Ohnmacht: Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit, Sehstörungen
  • kardial/vasal: Bradykardie, Hypotonie
  • pulmonal: Apnoe
  • dermal: Zyanose, Schweißausbruch
Diagnose Anamnese: Klinik, auslösende Faktoren
Klinische Untersuchung: Karotisdruckversuch, Herz-Kreislauf (Herzgeräusche), Blutdruck, Puls
Test: Schellong-Test
Labor: Blutbild, Glukose, Natrium, Kalium, FT4, TSH, Kreatinin
Apparative Diagnostik: Dopplersonographie, EKG

Differentialdiagnose
  • Vagusreflex
  • Herz: Herzrhythmusstörungen (AV-Block, Sinusknotensyndrom), Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Kardiomyopathie
  • Schlaganfall
  • Aortenstenose
  • Synkopen
  • Epilepsie
  • Dissoziative Störungen
  • Volumenmangel
  • Tumoren
  • Infektionserkrankungen
  • Hypoglykämie
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Vergiftungen: Medikamente, Drogen
Komplikationen
  • Herzstillstand
  • Sinusarrest
  • Sinuatrialer Block
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Ursachenvermeidung (keine engen Kragen, kein schnelles Kopfbewegen)
  • Operative Therapie: Herzschrittmacher

 

Notfall

Notfallmaßnamen beim hyperaktiven Karotissinusreflex:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken, vor Stürzen bewahren
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper (kardial Ursache), sonst Schocklage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang

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