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Hyperkaliämie

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Hyperkaliämie

Als Hyperkaliämie bezeichnet man eine zu höhere Konzentration des Spurenelements Kalium im Blut. Der Wert liegt dabei über 5,0 mmol/l. Die Erkrankung hört unter den Oberbegriff Elektrolytstörungen. Ein einzelner hoher Wert sollte immer kontrolliert werden, da es sich auch um einen Abnahmefehler handelt kann Pseudohyperkaliämie). Die Erregbarkeit der Zellen wird über das Kalium gesteuert, deshalb unterliegt diese einer engen Regulation. Kalium ist wichtig für die Signalübertragung zwischen der Nervenzelle und der Muskelzelle. Vor allen von einem Ungleichgewicht betroffen sind die Muskeln und die Herzmuskulatur. Ursachen für ein zu viel an Kalium im Blut sind meist Nierenerkrankungen und eine Umverteilung von Kalium von innerhalb der Zelle nach außerhalb. Durch eine Hyperkaliämie kommt es zu einer gesteigerten Erregbarkeit der Zellen, wodurch eine regulierte Signalübertragung zwischen den Nerven und den Muskelzellen nicht mehr möglich ist. Dadurch kann, wenn die Krankheit nicht behandelt wird, diese lebensbedrohlich werden.

Leitmerkmale: Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche, Durchfälle
Definition Bei der Hyperkaliämie handelt es sich um einen erhöhten Gehalt an Kalium im Blut

Vorkommen
(vor allem bei)
  • Männer
Ursachen
  • Pseudohyperkaliämie: Fehler bei der Blutabnahme (zu lange Stauung des Arms, zu schnelle Aspiration, zu langes Stehenlassen der Probe), bei ausgeprägter Thrombozytose/ Leukämie
  • übermäßige Zufuhr: Tomaten, Zitrusfrüchte, Bananen, Trockenfrüchte, Infusionen
  • erhöhte Kaliumfreisetzung aus den Zellen (von intra- nach extrazellulär): Azidose, Verbrennung, Koma diabeticum, Hyperosmolalität, Medikamente (Röntgenkontrastmittel, Digoxin, Glykoside, Succinylcholin), Hitzetrauma, Immobilisation, Rhabdomyolyse, Tourniquet-Syndrom, Tumorlyse-Syndrom, Massentransfusionen, Krebserkrankungen, Blutungen
  • verminderte Ausscheidung über die Nieren: Herzinsuffizienz, Hypovolämie, diabetische Nephropathie, chronische Nierenerkrankung, akutes Nierenversagen, Sichelzellanämie, Lupus erythematodes, Morbus Addison, Insulinmangel, Hyperglykämie, Amyloidose, Medikamente (Aldosteron-Antagonisten, ACE-Hemmer, NSAR, Betablocker, COX-2-Hemmer, Zytostatika, Diuretika)
Symptome Es kommen dazu noch die Beschwerden der Grunderkrankung:

  • Muskel: Zuckungen, Schwäche, Lähmungen
  • Nerven: Parästhesien (v.a. an den Extremitäten, Zunge), herabgesetzte Reflexe
  • Verdauungstrakt: Koliken, Durchfälle, Blähungen, Erbrechen
  • Herz: Sinusbradykardie, Asystolie, Kammerersatzrhythmus, Kammerflimmern, ventrikuläre Tachykardie, AV-Blockierung
  • Nieren: Polyurie, Polydipsie
  • Allgemeinsymptome: respiratorische Insuffizienz, Zwerchfelllähmung, Abgeschlagenheit, Unruhe, Verwirrtheit
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen, Medikamente, Ernährung
Körperliche Untersuchung: Blutdruck
Labor: Blutbild, Elektrolyte (Kalium hoch), Kreatinin, Serumosmolalität, Urin:  Kalium erniedrigt
Apparative Diagnostik: EKG (spitze/hohe T-Welle, P-Welle abgeflacht, PQ-Verlängerung, QRS-Verbreiterung)

Komplikationen
  • Herzstillstand
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Begrenzung der Kaliumzufuhr, Absetzen der verursachenden Medikamente, Behandlung der Ursachen
  • Ernährungstherapie: ausreichend Flüssigkeit, kaliumarm
  • Medikamentöse Therapie: Insulin, Glukose, Bikarbonat, Calciumgluconat, Furosemid, Inhalation von Beta-Mimetika, Kationenaustauscher
  • Operative Therapie: forcierte Diurese, Hämodialyse

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei der Hyperkaliämie:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper, Beine tief, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, Elektrolytlösungen
  • Medikamente: Calcium, Insulin, Glukose, Sabutamol

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