Definition |
Unter Hypertonie versteht man einen oberen und/oder unteren Blutdruckwert im menschlichen Blut über den Normalwerten
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Weitere Bezeichnungen (Synonyme) |
- Hypertonus
- Bluthochdruck
- arterielle Hypertonie
- Hypertension
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Einteilung nach Ursachen |
- primär/essentielle Hypertonie (90 % der Fälle): nicht durch eine andere Krankheit bedingt: genetisch, Fehlernährung (Alkohol, Fett, Kochsalzkonsum), Übergewicht, Stress, Alter: meist ab dem 40. Lebensjahr
- sekundäre Hypertonie: renoparenchymal, renovaskulär, endokrin, kardiovaskulär, medikamentös, neurogen
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Einteilung nach Ort der Entstehung |
- arterielle Hypertonie: Bluthochdruck in den Arterien der Körperkreislaufs
- pulmonale Hypertonie: Bluthochdruck im Lungenkreislauf
- portale Hypertension: Bluthochdruck in der Pfortader
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Einteilung nach WHO |
I |
ohne Organveränderungen |
II |
Organbeteiligung: Linksherzhypertrophie, Retinopathie (Augenhintergrund), geringe Nierenschäden (Proteinurie, Kreatininerhöhung), Nachweis arteriosklerotischer Plaques |
III |
hypertone Organschäden: bleibende Schäden an Herz, Gehirn, Augenhintergrund, Gefäße, Nieren (Linksherzinsuffizienz, Angina pectoris, Niereninsuffizienz, Aortenveränderungen, PAVK, Apoplex) |
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Einteilung nach Verlauf |
- maligne Verlaufsart (1%)
- diastolische Werte 120-140 mmHg
- Augenhintergrundveränderungen
- kein Tag-Nacht-Rhythmus des Blutdruckes
- Niereninsuffizienz
- Medikamente sprechen nicht an
- benigne Verlaufsart
- Schwellungen in den Gefäßen mit Fetteinlagerungen
- Spätschäden innerer Organe
- spricht gut auf blutdrucksenkende Medikamente an
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Einteilung nach Typen |
- Bauch-Typ (metabolische Typ): neigt zum Übergewicht, schläft gut, wird morgens nur schwer wach, gemütliche/träge Menschen, Belastungen kompensiert er durch Essen, der Hochdruck wird oft nicht bemerkt. (=> fettarme Ernährung, Bewegung)
- Stress-Typ: sehr schlank, steht unter Anspannung, feinfühlig, nervös, ängstlich, nimmt Symptome des hohen Blutdrucks wahr, kann nicht ein- oder durchschlafen (=> regelmäßige Ruhepausen, Meditation)
- Chaos-Typ: neigt zu Extremen, unregelmäßige Mahlzeiten, viel unterwegs, wird leicht ungeduldig, kommt schlecht zur Ruhe, hat oft Blutdruckentgleisungen (=> regelmäßige Mahlzeiten, Rhythmus in den Alltag bringen)
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Arten |
- Widerstandshochdruck (Ursache erhöhter peripherer Widerstand): systolischer Wert mäßig, diastolischer über 95 mmHg erhöht: essentielle, renale, endokrine, neurogene Hypertonie
- Minutenvolumenhochdruck (durch gesteigertes Herzminutenvolumen): hoher systolischer Wert: Schilddrüsenüberfunktion
- Elastizitätshochdruck (durch Abnahme der Elastizität der großen Gefäße): vergrößerte Blutdruckamplitude (Systole stark erhöht, Diastole normal)
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Pathogenese |
Durch verschiedene Ursachen kommt es zu einer Erhöhung des Herzzeitvolumensund/oder des Gefäßwiderstands, wodurch sich veränderungsbedingt auch der Blutdruck erhöht
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Drücke |
Normotonie: kleiner 130/85 mmHg Grenzwerthypertonie: 140/90 mmHg Stabile Hypertonie: konstant über 160/95 mmHg Maligne Hypertonie: diastolisch konstant über 120 mmHg |
Ursachen |
- primäre Ursachen: unbekannt; evtl. Einflüsse von Psyche, Genetik, Ernährung (Kochsalz erhöht), Konstitution, Bewegungsmangel, Stress
- sekundäre Ursachen:
- renal (häufig 5 %): Nierenparenchym (Glomerulonephritis, Pyelonephritis), renovaskulär (Nierenarterien sind verengt =>Nierenarterienstenose), Nierentumor (Wilms-Tumor), Zystennieren, Gichtniere
- endokrin: Fehl-/Überproduktion von Nebennierenmarkhormone (Adrenalin, Noradrenalin), Nebennierenrindenhormone (Conn-Syndrom, Morbus Cushing), Hyperthyreose, Hyperparathyreoidismus, Diabetes mellitus, Phäochromozytom, Hypophysentumor, Schwangerschaft (EPH-Gestose), Akromegalie
- kardiovaskulär: Arteriosklerose, Aortenklappeninsuffizienz, Aortenisthmusstenose, erhöhte Blutviskosität (Exsikkose, Polyglobulie, Polyzythämie)
- Wirbelsäulenblockaden: v.a. HWS
- neurogen: erhöhter Hirndruck, Enzephalitis, Sklerose des Karotissinus, erhöhter Sympathikustonus, Hirntumoren
- medikamentös: Pille, Glucokortikoide, Thyroxin, Sympathomimetika, Katecholamine, NSAR
- Drogen: Kokain, Amphetamine
- andere Ursachen: hoher Alkoholkonsum, Fieber, Hypervolämie, Schwangerschaft (Präklampsie, Eklampsie), Schlaf-Apnoe-Syndrom, Stress
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Risikofaktoren |
- hohe Kochsalzzufuhr
- Adipositas
- Stress
- familiäre Disposition
- körperliche Inaktivität
- Rauchen
- Alkohol
- Diabetes mellitus
- Fettstoffwechselstörungen
- Medikamente: Glucokortikoide
- Alter
- Männer
- Umwelteinflüsse: Intoxikationen durch Nahrungsmittel, Amalgam, Stäube
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Symptome |
Lange beschwerdefrei, Symptome erst bei Schäden an Organen:
- nerval: morgendliche Kopfschmerzen (Hinterkopfschmerz), Ohrensausen (Tinnitus), Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen, Augenflimmern
- pulmonal: Ruhe-/Belastungsdyspnoe, nächtliche Atemnot
- kardial: Herzklopfen, Herzschmerzen, Angina pectoris, Nykturie
- dermal: gerötetes Gesicht, Nasenbluten
- psychologisch: Nervosität, Schlafstörungen
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Psychosomatik |
- auslösende Situationen:
- übermäßig rigides Erziehungsklima (normale Aktivitäten/ Aggressionen werden nicht ausgelebt)
- Eltern dominant, leistungsfordernd, unterdrückend
- Beginn durch chronische Erwartungshaltung, wachsende Anpassung, Zeitnot, Ausbleiben von erwarteter Anerkennung
- Menschentyp:
- Schuldgefühle, gespannt Höflichkeit, Bescheidenheit
- Überangepasst
- Helferhaltung, eigene Bedürfnisse werden zurückgestellt
- Leistungswillig, pflichtbewusst, hohes Anspruchsniveau
- Auswirkungen:
- Frustrationsaggression
- Helferhaltung
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Diagnose |
Der Blutdruck muss mehrfach (mindestens 3 x, beide Arme) zu verschiedenen Zeitpunkten gemessen werden, um an Aussagekraft zu gewinnen.
Anamnese: Familienanamnese (in 70 % der Fälle positiv), Risikofaktoren, Gewichtsveränderungen (Ödeme), häufiges Nasenbluten, Verschlechterung des Sehens, Herz (Zeichen einer Herzinsuffizienz, KHK, Belastungsdyspnoe), zentralnervös (unregelmäßige Schwindelanfälle, vorübergehende Sehstörungen, Synkopen, Kopfschmerzen), Schwangerschaft (EPH-Gestose), Vorerkrankungen, Medikamente, metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus Palpation/Auskultation: Pulsdifferenzen (Aortenstenose), Strömungsgeräusche über Karotiden/Femoralvenen, Palpation der Nierenlager Labor: Schilddrüsenwerte, Kreatinin, Blutbild, Blutzucker, BSG, Elektrolyte (Na, K, Ca), Fette (Cholesterin, Triglyzeride), Glucose, Katecholamine, TSH, Nierenwerte, Urin (Eiweiß, Erythrozyten, Clearance) Apparative Diagnostik: Blutdruck-Messung, Langzeit-Blutdruck-Messung, Langzeit-/Belastungs-EKG, Oberbauchsonographie (Nieren: Verkleinerung/ Durchblutung), Schilddrüsensonografie, Rö-Thorax, Echokardiographie, Augenhintergrundspiegelung
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Differentialdiagnose |
- kardial: Linksherzinsuffizienz, KHK
- endokrin: Phäochromozytom (anfallsweiser hoher Blutdruck), Morbus Cushing, Akromegalie
- renal: Nierenarterienstenose
- neurologisch: Migräne
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Komplikationen |
- akut: hypertensive Krise mit und ohne Organschäden
- bei chronischen Organschäden:
- kardial: Linksherzhypertrophie/-dilatation, Angina pectoris, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen
- renal: Nierenversagen, Schrumpfniere, Stenosierung der Nierenarterien
- vasal: Gangränbildung der Beine, Netzhautblutungen, Arteriosklerose, arterielle Verschlusskrankheit, Aortenaneurysma
- zentral: TIA, PRIND, Apoplex, geistiger Abbau
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Therapie |
Bei hohen Blutdruck- Werten Abklärung durch den Arzt!
- Allgemeinmaßnahmen: Risikofaktoren vermeiden/behandeln (Rauchverbot, Alkoholismus, Diabetes mellitus), körperliche Betätigung (Schwimmen, Radfahren), Änderung der Lebensweise (Schlaf), Entspannungsverfahren (progressive Muskelrelaxation), Wechselduschen
- Ernährungstherapie: Kochsalzkonsum/Körpergewicht reduzieren, Vollwert, Obst, Gemüse, Heilfasten, tierische Fette vermeiden
- Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Blutegel, Eigenbluttherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Stressvermeidung (autogenes Training, Yoga), Sauerstofftherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
- Medikamentöse Therapie: Betablocker, Diuretikum, ACE-Hemmer, Kalzium-Antagonisten
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Prognose |
Unbehandelt treten bei 40% nach 7-10 Jahren Organschäden auf.
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