Symptome (Leitbilder)
Hypothermie

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Hypothermie

Unterkühlung, Untertemperatur sind weitere Bezeichnungen für die Hypothermie. Als Hypothermie bezeichnet man ein Absinken der Körpertemperatur unter 35 Grad C. Der Organismus versucht durch periphere Vasokonstriktion den Kreislauf zu zentralisieren, damit die lebenswichtigen Organe noch mit Wärme versorgt werden. Die Erkrankung betrifft im Gegensatz zur Erfrierung größere Körperregionen. Akute Lebensgefahr besteht bei Körpertemperaturen unter 27-30 Grad C. Unter 35 Grad C treten Gesundheitsschädigungen und ein Versagen von lebenswichtigen Organen auf. Die Ursachen hierfür ist eine länger andauernde Einwirkung von Kälte auf den Körper. Um es dann zu einer Unterkühlung kommen zu lassen, muss die Wärmeproduktion des Körpers geringer sein als die Wärmeabgabe. Man unterscheidet zwischen einer lokalen Einwirkung auf bestimmte exponierte Körperteile (Hände, Füße) und einer Hypothermie des ganzen Körpers. Die Krankheit wird in fünf Schweregrade unterteilt. Die Therapie richtet sich nach den Schweregraden. Nichtsdestotrotz sollte die betroffene Person so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden. Es gilt die Regel: Niemand ist Tod, wenn er nicht warm und Tod ist. Erst ab einer Körpertemperatur von 34 Grad C und keine Vitalzeichen kann die Reanimation unterbrochen werden. Außerdem muss beachtet werden, dass es bei einer zu starken und zu schnellen Erwärmung des Körpers zu einem Kollaps kommen kann.

Leitmerkmale: blasse, kalte Haut, Muskelzittern bis Bewusstlosigkeit, erniedrigte Atemfrequenz/-tiefe
Definition Bei der Hypothermie handelt es sich um eine zu niedrige Temperatur des Körpers

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Unterkühlung
  • Untertemperatur
Einteilung
  • 1. Grad (milde Hypothermie): Exzitationsstadium, Abwehrstadium
  • 2. Grad (moderate Hypothermie): Adynamie, Erschöpfungsstadium
  • 3. Grad (schwere Hypothermie): Paralyse (Lähmung)
  • 4. Grad: Vita reducta (Scheintod)
  • 5. Grad: irreversibler Kältetod
Pathogenese Durch einen länger anhaltenden Aufenthalt in der Kälte kommt es zur Zentralisation des Kreislaufes. Da normale Gegenmaßnahmen (Kältezittern, Verengung der Hautgefäße) nicht mehr ausreichen, kühlt die äußere Körperhülle ab

Einteilung Wärmeabgabe
  • Konduktion: Wärmeleitung von einem wärmeren zu einem kälteren Körper
  • Konvektion: Wärmeabgabe an die Umgebungsluft (Gefahr durch Wind, kaltes Wasser, Lufttemperatur)
  • Perspiration: Wärmeverlust durch Verdunsten (z.B. Schweiß)
  • Radiation: Wärmestrahlung des Körpers
  • Respiration: Verlust von Wärme durch die ausgeatmete Luft
Ursachen
  • die Wärmeproduktion des Körpers ist geringer als die Wärmeabgabe
Risikofaktoren
  • kühle Umgebung: bewusstloser Patient, kalte Gewässer, Schnee, Wind usw.
  • Medikamente: Hypnotika, Antidepressiva, Tranquilizer
  • Alkohol/Drogen: erweitert Hautgefäße, setzt Kälteempfinden herab
  • endokrine Erkrankungen: Hypothyreose, Morbus Addison, Hypophyseninsuffizienz, Hypoglykämie, Nebennierenrindeninsuffizienz
  • zerebrale Ursachen: Störung des Temperaturzentrums im Gehirn
  • weitere Erkrankungen: Verbrennungen, Polytrauma, Schock, Sepsis, Leber-/ Niereninsuffizienz
  • Allgemein: alte und dünne Menschen, kleine Kinder, Unterernährung, Immobilität
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Muskelzittern, Haut (blass, kalt), Müdigkeit, flache Atmung

  • Grad 1: Bewusstsein klar, Unruhe, Muskelzittern, Hyperventilation, Hypertonie, Tachykardie, bläulich-blasse Haut, metabolische Azidose
  • Grad 2: Somnolenz, Verwirrtheit, Teilnahmslosigkeit, Muskelstarre (kein Zittern mehr), Bradykardie, Bradypnoe, Hypoglykämie, Hypoxie, metabolische Azidose
  • Grad 3: Sopor bis Koma, Mydriasis, Bradypnoe, schwere Bradykardie, Hypotonie
  • Grad 4: tiefe Bewusstlosigkeit, minimale Vitalzeichen (kein Puls, keine ersichtbare Atmung), lichtstarre/weite Pupillen, sehr langsame Herzaktionen, Kammerflimmern bis Asystolie
  • Grad 5. keine Vitalfunktionen mehr
Diagnose Anamnese: Klinik, Kälte, Wasserunfall
Körperliche Untersuchung: Vitalzeichen, Bewusstsein, Temperaturmessung
Labor: Blutzucker, Blutgase, Blutbild, Elektrolyte, Gerinnung
Apparative Diagnostik: EKG, Blasenkatheter (Ausscheidung!)

Komplikationen
  • Erfrierung
  • Herzrhythmusstörungen
  • Blutdruckabfall
  • Azidose
  • lokale Wärmeschäden
  • Pneumonie
  • Thrombopenie
Therapie Therapie nach Schweregraden:

  • Grad 1: bei leichter Unterkühlung: aktive Wiedererwärmung (z. B. Wärmflasche), nasse Kleidung entfernen, warme/gezuckerte Getränke (kein Kaffee, Schwarztee)
  • Grad 2: keine aktive Wiedererwärmung, vorsichtige/langsame Erwärmung durch warme Getränke (kein Alkohol!!), warme Packungen, Decken, warme Infusionslösungen, Bäder
  • Grad 3: langsame Erwärmung, evtl. Wiederbelebung, später: Nekrosenentfernung
  • Grad 4: Reanimation

 

  Bewusstsein Schmerzen Herz/Kreislauf

Atmung

Grad 1
Erregungs-stadium
35-32 Grad C Bewusstseinsklar
Leichte Verwirrtheit
Muskelzittern, Schmerzen Blutdruck erhöht, Tachykardie, Haut blass und kalt Tachypnoe
Grad 2
Erschöpfungs-stadium
32-28 Grad C Somnolenz kein Muskelzittern (evtl. Koma, Muskelstarre), keine Schmerzen Blutdruck normal oder erniedrigt, Bradykardie, Arrhythmie, Reflexe abgeschwächt, Blasenbildung Oberflächlich, unregelmässig
Bradypnoe
Grad 3
Lähmungs-stadium
28-24 Grad C Bewusstlosigkeit Pupillenerweiterung, reagieren immer weniger Puls nicht tastbar, Hypotonie, keine Reflexe, extreme Bradykardie, Nekrosenbildung minimale Atmung
Grad 4
Vita reducta
Unter 24 Grad C Koma Lichtstarre Pupillen Kammerflimmern, oder Asystolie Apnoe
Grad V Tod durch Hypothermie

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei Hypothermie:

  • Anruf: Notarzt (112)
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten bergen (Eigenschutz!), Patienten beruhigen, weitere Kälteverluste vermeiden (nasse Kleider entfernen, gut zudecken, an windgeschützten Ort bringen, evtl. warmen Raum), Patient zudecken
  • Lagerung: nur wenig bewegen,Schocklage, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Medikamente: warme Getränke trinken lassen (bei Bewusstsein), Infusionen (Bewusstlose)
Cave
Bei allen Wiedererwärmungsmaßnahmen kann es zu schwerwiegenden Komplikationen (Herzflimmern, Schock) kommen.
Cave
Keine passive Erwärmung (Heizdecke), da damit kaltes Blut zum Herzen zurückströmt und es zum Kreislaufstillstand kommen kann.

ff