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Hypothyreose

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Hypothyreose

Schilddrüsenunterfunktion ist der deutsche Name für die Hypothyreose. Bei der Hypothyreose handelt es sich um eine verminderte Funktion der Schilddrüse mit Mangel an Schilddrüsenhormonen und damit verursacht eine Unterversorgung der Körperzellen. Dadurch kommt es zu einer Verlangsamung aller Stoffwechselprozesse im Körper, was auch zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führt. Eine leichte Unterfunktion wird meist fast nicht merkt. Kommt es aber zu einer stärkeren Störfunktion, so kann das sehr starke Auswirkungen auf den ganzen Körper haben. Die möglichen Beschwerden sind deshalb sehr vielfältig. Die Krankheit kann sowohl angeboren als erworben sein. Ziel der Behandlung ist es sie Hormone der Schilddrüse wieder zu normalisieren. Dies geschieht dadurch, dass meist ein lebenlang Medikamente (Hormontabletten) eingenommen werden müssen.

Leitmerkmale: allgemeine Verlangsamung, Gewichtszunahme, Obstipation, Kälteintoleranz
Definition Bei der Hypothyreose handelt es sich um eine mangelhafte Produktion der Schilddrüsenhormone durch eine ungenügend arbeitende Schilddrüse

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Schilddrüsenunterfunktion
Einteilung
  • primäre Hypothyreose:
    • Definition: Die Störung geht von der Schilddrüse selbst aus
    • Einteilung: manifeste Hypothyreose (Erniedrigung der peripheren Schilddrüsenhormone), latente Hypothyreose (isolierte TSH-Erhöhung)
    • Ursachen: die Schilddrüse bildet nicht genug Hormone T3/T4, die zentrale Steuerung über den Hypothalamus ist aber noch intakt

  • sekundäre Hypothyreose:
    • Definition: mangelnde Anregung der Schilddrüse durch eine reduzierte TSH-Aktivität
    • Ursachen: fehlen von TSH, die Schilddrüsenproduktion ist intakt, aber es bestehen Erkrankungen aber am Hypothalamus oder/und der Hypophyse

  • tertiäre Hypothyreose: selten
    • Ursachen: Schädigung des Hypothalamus, Pickart-Syndrom, Schilddrüsenhormonresistenz
Pathogenese Für die Produktion von Schilddrüsenhormonen ist Thyreotropin (TSH) von der Hypophyse und eine regelmäßige Jodzufuhr von Nöten. Ist eines oder beides beeinträchtigt kommt es zu einer verminderten Abgabe von Schilddrüsenhormonen an das Blut, wodurch der Grundumsatz des Körpers verringert wird

Ursachen
  • primäre Ursachen: (von der Schilddrüse ausgehend: produziert keine/zu wenig Hormone)
    • Jodmangel/-fehlverwertung, angeboren (Aplasie; fehlende Anlage), nicht ausreichende Hormonbiosynthese (Rezeptorendefekt), Tumoren
    • entzündlich: Hashimoto-Thyreoiditis
    • iatrogen: Strumaresektion, Radiojodtherapie, Thyreostatika, Lithium

  • sekundäre Ursachen (Ursache außerhalb der Schilddrüse: selten): HVL-Tumoren, Schädel-Hirn-Trauma, Entzündungen, Non-Thyroidal-Illness-Syndrom
Symptome Oft schleichender Beginn und geringe Symptomausprägung; bei Auftreten im Kindesalter Verzögerung/Hemmung der geistigen Entwicklung u. der Skelettbildung:

  • psychisch: Apathie, Müdigkeit, Verlangsamung, Leistungsabfall, rasche Erschöpfbarkeit, Antriebsarmut, Konzentration-/ Gedächtnisschwäche, mimische Starre, Depression
  • Stoffwechselträgheit (erniedrigter Energieumsatz): Gewichtszunahme, Kälteintoleranz (Neigung zum Frieren), Obstipationsneigung, Appetitlosigkeit
  • dermal: trocken, blass, kühl, teigig, schuppig, brüchige Nägel, glanzlose/ spröde Haare, Haarausfall
  • Stimme: heiser, rau, kloßige Sprache, vergrößerte Zunge
  • kardial/vasal: Hypotonie, Bradykardie, evtl. Herzinsuffizienz, Perikarderguss, Anämie (Resorptionsstörung von Eisen/Vitamin B12), Durchblutungsstörungen (Arteriosklerose)
  • Myxödem: v.a. im Gesicht (Lidödem), an Extremitäten
  • muskulär: Muskelschwäche (Myopathie), verlangsamte Reflexe, Extremitäten steif, rheumatische Beschwerden, evtl. Krämpfe
  • renal: herabgesetzte Funktion, Neigung zu Harnwegsinfekten
  • pulmonal: Pneumonieneigung, Dyspnoe
  • Menstruationsstörungen (Meno- u. Metrorrhagie), Karpaltunnelsyndrom
Diagnose Anamnese: Strumatherapie, schmerzhafte Schilddrüse, Schluckbeschwerden, Lymphknoten
Körperliche Untersuchung:
  • Inspektion: schuppige, blassgelbe, teigige Haut (Myxödem), Augenlidödem, brüchige Haare/Nägel, Reflexe verlangsamt
  • Palpation: unauffällig bis vergrößert, schmerzhaft, Lymphknotenschwellungen
  • Perkussion (Herz): Bradykardie, Kardiomegalie
Labor: TSH erhöht, T3/T4 erniedrigt oder im Normbereich, Anämie, Hypercholesterinämie
Apparative Diagnostik: Sonographie (Größe, Vernarbungen), EKG, Szintigraphie, Feinnadelpunktion

Differentialdiagnose
  • Herzinsuffizienz
  • Altersdepression
  • Demenz
  • Stress
  • Morbus Addison
Komplikationen
  • Myxödemkoma
  • Hypothermie
  • Hypoventilation
  • Bradykardie
  • Hypotonie
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: regelmäßige Kontrolle, Ausdauersportarten, Wechselduschen, Bürstenmassagen, Bäder mit Rosmarin, warme Halswickel
  • Ernährungstherapie: Fisch, Meeresfrüchte, Zwiebel, Lauchgemüse, Jodsalz, meiden: Kohl, Sojabohnen
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Ohrakupunktur, Aromatherapie, Bachblüten, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: synthetische Schilddrüsenhormone lebenslang, Glucokortikoide
Sonderform:
Myxödemkoma
Hypothyreotes Koma
Seltene, schwere Hypothyreose, hohe Letalität:

  • Auslöser: Stress, Infektionen, Kälte, Sedativa
  • Symptome: Hypothermie (Temperatur rektal nicht mehr messbar) Hypoventilation, Bradykardie, Hypotonie, Somnolenz bis Koma, Hypoglykämie, Krampfanfälle, Hyponatriämie, Obstipation
  • Differentialdiagnose: Koma bei zerebralen Erkrankungen, Addison-Krise, Coma diabeticum, hypoglykämischer Schock, Anorexie
  • Therapie: (NOTFALL): Intensivmedizin (Digitalis, Herzschrittmacher)

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Myxödemkoma/hypothyreotes Koma:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, Patient zudecken
  • Lagerung: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, Wärmezufuhr (Decken, Wärmflasche)
  • Cave: Blutzuckerkontrolle
Cave
Bei älteren Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion: Depression, senile Demenz.
Cave
Das Myxödemkoma/hyperthyreotes Koma ist ein Notfall mit hoher Letalität! Es kommt zu extremer Bradykardie, Hypotonie, Hypoglykämie, Krampfanfällen, Hyponatriämie, Hypothermie bis hin zum Koma.
Merke
Hormonproduktion:
Hypothalamus – Hypophyse - TSH – Schilddrüsenzellen – T3/T4 - Organe

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