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Icterus neonatorum

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Icterus neonatorum

Neugeborenengelbsucht, Neugeborenenikterus, Hyperbilirubinämie des Neugeborenen sind weitere Bezeichnungen für den Icterus neonatorum. Als Icterus neonatorum bezeichnet man eine gelbe Verfärbung der Haut, Schleimhaut und Skleren durch Einlagerung von Bilirubin beim sonst gesunden Neugeborenen. Die Gelbfärbung erreicht am 5. Lebenstag ihr Maximum (12,5 mg/d, beim unreifen Kind bis zu 15 mg/dl). Ursache hierfür ist ein Abbau gealterter Erythrozyten beim Neugeborenen, wobei die Leber, wegen ihrer noch vorhandenen Unreife, das beim Abbau freiwerdende Bilirubin noch nicht vollständig umbauen kann. Dazu kommt meist noch eine gesteigerte Rückresorption des Bilirubins durch den Darm (enterohepatischer Kreislauf). Steigt der Bilirubinspiegel im Blut sehr stark an, so kann das Bilirubin die Blut-Hirn-Schranke überwinden und ins Gehirn eindringen. Dort lagert es sich in den Basalganglien ab. Besonders gefährdet hierfür sind Kinder mit einem schweren Sauerstoffmangel während der Geburt, mit einer starken Übersäuerung des Körpers, mit einer Unterzuckerung, mit einem Mangel an Albumin und mit einer bakteriellen Infektion. Ziel der Therapie ist es einen Kernikterus mit möglicher toxischer Schädigung der Basalganglien und der Hirnnervenkerne zu verhindern.

Leitmerkmale:  Gelbverfärbung der Haut, Schleimhaut, Skleren beim Neugeborenen
Definition Beim Icterus neonatorum handelt es sich um eine Gelbfärbung des Säuglings gleich nach der Geburt

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Neugeborenengelbsucht
  • Neugeborenenikterus
  • Hyperbilirubinämie des Neugeborenen
Einteilung
  • direkte Hyperbilirubinämie: das Bilirubin wird zwar ausreichend konjungiert, häuft sich aber als direktes Bilirubin an
  • indirekte Hyperbilirubinämie: es kommt zu einer vermehrten Bilirubinproduktion und zu Störungen im Bilirubinkreislauf
Arten
  • physiologischer Neugeborenenikterus:
    • Auftreten: am 3.-6. Lebenstag bis 10. Lebenstag
    • Ursachen: vermehrter Hämoglobinabbau bei unreifer Leber
    • Pathogenese: das vorhandene fetale Hämoglobin wird ersetzt, es entstehet vermehrt unkonjungierte Bilirubin
    • Prognose: bildet sich selbst zurück

  • Icterus gravis:
    • Auftreten: beim reifen Neugeborenen
    • Pathogenese: stark ausgeprägter Ikterus

  • Icterus praecox:
    • Auftreten: vor dem 2. Tag nach der Geburt)
    • Ursachen: ABO- Blutgruppenunverträglichkeit
    • Pathogenese: das Bilirubin steigt sehr rasch an

  • Icterus prolongatus:
    • Auftreten: länger anhaltender Ikterus (länger als 2 Wochen)
Pathogenese Da bei den Neugeborenen eine verminderte Leberfunktion besteht und eine höhere Erythrozytenzahl (die bei Einsetzen der Lungenatmung abgebaut wird) vorliegt, kann das anfallende Bilirubin (bis jetzt über die Plazenta ausgeschieden) nicht mehr vollständig abgebaut werden. Es reichert sich im Blut an und bewirkt somit eine Gelbfärbung. Dazu kommt, dass über den enterohepatischen Kreislauf durch eine verzögerte Darmpassage und eine fehlende Darmflora der Bilirubinanstieg noch verstärkt wird

Ursachen
  • physiologisch: Unreife der Leberfunktion, kurze Lebensdauer der Erythrozenten (nach 2-3 Wochen meist von selbst verschwunden)
  • indirekte Hyperbilirubinämie: Hepatitis, Missbildungen des Gallengangs (Gallengangsatresie), Stoffwechselstörungen (Galactosämie), Alagille-Syndrom
  • indirekte Hyperbilirubinämie: Hämatome, Polyzythämie, Hypothyreose, Hypoxie, Mutter hat Diabetes mellitus, Morbus haemolyticus neonatorum (Rhesus-/ Blutgruppenunverträglichkeit (Hämolyse), Crigler-Najjar-Syndrom, Morbus Meulengracht, Infektionskrankheiten (Toxoplasmose, Listerose), Mangelernährung, Kugelzellanämie, Sichelzellanämie
Symptome
  • Haut/Schleimhaut/Skleren: Gelbverfärbung
  • Allgemeinsymptome: schlechtes Trinken
Diagnose Anamnese: Klinik
Körperliche Untersuchung: Haut
Test: Coombs-Test
Labor: Blutbild (Retikulozytenzahl), Bilirubin (direktes, indirektes), Elektrolyte, Blutgruppe, Rhesusfaktor, evtl. GOT, GPT, Entzündungsparameter, Gesamteiweiß, Albumin

Differentialdiagnose
  • Lebererkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Gallenwegsverschluss
Komplikationen
  • Kernikterus (Bilirubin tritt ins Gehirn über): Schwerhörigkeit, Krampfneigung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: häufiges Füttern, Phototherapie (Blaulicht)
  • Medikamentöse Therapie: Blutaustauschtransfusion
Prognose Durch Behandlung sehr gut, bei Nichtbehandlung schwere Schäden.

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