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Ischämischer Hirninfarkt

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Ischämischer Hirninfarkt

Ischämischer Schlaganfall, zerebrale Ischämie sind weitere Bezeichnungen für den ischämischen Hirninfarkt. Durch eine akute arterielle Durchblutungsstörung des Gehirns kommt es zu einer Minderversorgung der betroffenen Areale des Gehirnparenchyms. Es können je nach befallenem Gebiet sehr verschiedene Beschwerden hervortreten. Die Symptome tauchen, was charakteristisch ist für die Erkrankung, sehr plötzlich auf. Verursacht wird das Ganze durch Verengungen oder Verschlüsse der Arterien, die das Gehirn versorgen. Die Ischämie kann dabei reversibel sein, es kann aber auch zu einem Absterben von Nerven- und Hirnzellen kommen. Bei der Erkrankung handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der schnellst möglich durch einen Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden sollte. Ziel der Therapie ist es das verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wieder zu öffnen, damit das Gehirn wieder Sauerstoff und Nährstoffe bekommt und nicht abstirbt (Time is brain).

Leitmerkmale: neue, plötzlich einsetzende Hemiparese, Sprach-/Sehstörungen
Definition Beim ischämischen Hirninfarkt handelt es sich um die häufigste Form eines Schlaganfalles bedingt durch eine plötzliche Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Ischämischer Schlaganfall
  • Zerebrale Ischämie
Einteilung
  • transitorische ischämische Attacke:
    • Dauer: vorübergehend (nur wenige Minuten Dauer)
    • Ursachen: fokale Ischämie durch Ablösen von Mikrothromben aus der Arteria carotis interna
    • Symptome: Störung der Motorik/Sensorik/Sprache/ Koordination/Sehen

  • ischämische Infarkt:
    • Dauer: länger bestehend
    • Ursachen: fokale Ischämie im zentralen Nervensystem
    • Symptome: unterschiedlich stark, von Stumm bis sehr progressiv, sonst wie oben
TOAST-Kriterien
  • Makroangiopathie: bei über 50% Stenose oder Verschluss eines hirnversorgenden Gefäßes
  • Mikroangiopathie: durch subkortikale Hirninfarkte, Vorkommen bei Diabetes mellitus, Hypertonie
  • kardial embolisch: die Ursache hierfür liegt beim Herzen, Vorkommen bei Vorhofflimmern, offenes Foramen ovale, Mitralklappenstenose, Thromben, Sick-Sinus-Syndrom, künstliche Herzklappen
  • andere Ätiologie: durch Vaskulitis, Dissektion, Gerinnungsstörungen, Bluterkrankungen
  • unklare Ätiologie: keine Ursache bekannt
Ursachen
  • Gefäße: Arteriosklerose, Karotis-/Vertebralisdissektion, zerebrale Vaskulitis, Riesenzellarteriitis, Morbus Behcet, Takayasu-Arteriitis, Infektarteriitis (Lues, Borreliose)
  • Blut: Thrombophilie, Koagulopathie, Polyglobulie
  • Herz: Thromboembolie bei Vorhofflimmern, infektiöse Endokarditis, persistierendes Foramen ovale, Atriumseptumdefekt
Risikofaktoren
  • Allgemein: Alter, Männer, Bewegungsmangel, genetische Veranlagung
  • Herz/Kreislauf: Vorhofflimmern, arterielle Hypertonie, Stenose der Arteria carotis interna
  • Blut: Gerinnungsstörungen, Hämatokriterhöhung
  • allgemeine Erkrankungen: Diabetes mellitus, Adipositas, Hyperlipidämie
  • Medikamente: Pille, Hormonersatztherapie
  • allgemein: Rauchen, Alkoholmissbrauch, Stress
Symptome
  • Apoplex: Halbseitenlähmung, Sprach-/Schluck-/Sehstörungen, Verwirrtheit
  • Neurologie: Aphasie, Alexie, Apraxie, Aufmerksamkeitsstörung
  • Allgemeinsymptome: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Amnesie, evtl. Bewusstlosigkeit
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen, Risikofaktoren
Körperliche Untersuchung: Neurologie
Apparative Diagnostik: MRT, CT, Dopplersonografie, Angiografie, Lumbalpunktion

Differentialdiagnose
  • Gehirn: intrazerebrale Blutung, Sinusthrombose, Subarachnoidalblutung, Meningitis, Enzephalitis, Hirnabszess, Hirntumoren
  • Gefäße/Kreislauf: hypertensive Krise, Aortendissektion
  • Blut: Hypo-/Hyperglykämie, Hypokaliämie
  • Infektionen: Toxoplasmose, Neurolues
  • Autoimmunerkrankungen: Multiple Sklerose, Guillain-Barre-Syndrom
Komplikationen
  • Hirnödem
  • Aspiration
  • Epilepsie
  • Hirndruckerhöhung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Ursachen und Risikofaktoren, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie, Aufnahme in die Stroke Unit (Überwachung der Basisparameter)
  • Medikamentöse Therapie: durchblutungsfördernd (ASS, Heparin), Vollheparinisierung, Hirnödemprophylaxe
  • Operative Therapie: Thrombolyse, Gefäßoperation, Stent-Implantation

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim ischämischen Hirninfarkt:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: stabile Seitenlage (nicht auf die gelähmte Seite) oder Oberkörper 300erhöht ( je nach Bewusstseinslage)
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, evtl. Schockbehandlung

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