Symptome (Leitbilder)
Juckreiz

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Juckreiz

Pruritus, Hautjucken, Jucken sind weitere Bezeichnungen für den Juckreiz. Als Juckreiz bezeichnet man eine Missempfindung der Haut, die zum Kratzen verleitet. Dieser ist ein Begleitsymptom zahlreicher Dermatosen und vieler internistischer Erkrankungen. Durch das Kratzen tritt zwar kurz einer Linderung ein, aber bald wieder kommt es zum weiteren (vielleicht sogar verstärktem) Juckreiz und zum Kratzen. Bei längerem Kratzen kommt es zu einer Schädigung der Haut. Durch diese Verletzungen und Einrisse können Erreger in die Haut eindringen und dort Entzündungen auslösen. Ausgelöst wird der Juckreiz durch Nervenfasern, die auf die Botenstoffe Histamin und Serotonin reagieren. Der Juckreiz kann nur lokal, aber auch generalisiert, also am ganzen Körper, vorkommen. Er kann sich aber auch ins Gedächtnis einbrennen, so dass Patienten mit chronischem Pruritus schon ein leichtes Jucken als sehr stark empfinden. Kurz andauernde Juckreize sind harmlos und verschwinden deshalb auch bald wieder. Hält dieser aber über eine längere Zeit an, so gehört er abgeklärt. Dies kann nämlich ein Zeichen für eine schwerwiegende Erkrankung sein. Ziel der Behandlung ist es die Grunderkrankung zu therapieren damit der Juckreiz wieder verschwindet und das tägliche Leben nicht mehr beeinträchtigt ist.

Leitmerkmale:  jucken der Haut, so dass man kratzen muss
Definition Beim Juckreiz handelt es sich um eine störende Sinneswahrnehmung der Haut

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Pruritus
  • Hautjucken
  • Jucken
Einteilung
  • Pruritus cum materia: mit sichtbaren Hautveränderungen, als Begleiterscheinung von Erkrankungen
  • Pruritus sine materia: ohne sichtbare Hautveränderungen, tritt bei inneren Erkrankungen auf
  • Pruritus senilis: Altersjucken, bei trockener Haut, bei degenerierter Haut
  • aquagener Pruritus: durch Wasser ausgelöst
  • Pruritus hiemalis: ausgelöst durch Temperaturunterschiede
  • Pruritis ani: Juckreiz im Bereich des Afters
  • urämischer Pruritus: durch Nierenversagen, Heimdialyse
  • neuropathischer Pruritus: durch Kompression/ Degeneration von Nervenfasern
Ursachen
  • noch nicht genau geklärt
  • evtl. mechanisch/thermische Einflüsse
  • evtl. Kontakt zu Mediatoren: Serotonin, Histamin, Prostaglandine, Kinine
  • evtl. wiederholte Entzündungen der Haut
Risikofaktoren
  • Hauterkrankungen: Neurodermitis, Psoriasis, Urtikaria, allergische Kontaktdermatitis, Pemphigoid vulgaris, Exsikkationsekzem, Ekzeme, Lichen ruber, Arzneimittelexantheme, Mykosen, trockene Haut, Xerodermie, Lichtdermatose, Dermatitis herpetiformis Duhring
  • Leber-/Gallenwegserkrankungen: Leberzirrhose, Hepatitis, sklerosierende Cholangitis, Gallenwegs-Obstruktion, Cholestase, Alkoholismus
  • hämatologische Erkrankungen: Polycythaemia rubra vera, Lymphome, Leukämien, Eisenmangelanämie, Hämochromatose
  • Infektionserkrankungen: Impetigo contagiosa, HIV, Masern, Windpocken, Herpes zoster, Herpes simplex
  • Parasiten: Krätze, Milben, Läuse, Flöhe
  • Allergien: Medikamente, Nahrungsmittel, Histamin
  • Medikamente: Gold, Clonidin, Antibiotika, Antidepressiva, Diuretika, Beta-Blocker, Nikotinsäurederivate, Opiate, Hormone, NSAR, ASS, Blutgerinnungshemmer, Entzündungshemmer, Psychopharmaka, Zytostatika
  • renal: chronische Niereninsuffizienz, Urämie, Dialyse
  • anal: Analekzem, Hämorrhoiden
  • endokrin: Diabetes mellitus, Hyperthyreose, Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus, Hypoparathyreoidismus, Hämochromatose
  • nerval: Polyneuropathien
  • Tumoren: Morbus Hodgkin. Lymphome, maligne Tumore
  • sonstige: Multiple Sklerose, Arteriosklerose, Psychosen, Vitamin-/ Mineralstoffmangelerscheinungen, Magersucht
  • Psyche: Depression, Zwangsstörungen, Stress, Aufregung, Ärger
  • Allgemein: Umweltfaktoren (Insektenstiche, Stäube, Sonne, Pflanzen-/ Insektengifte), Altersjucken, Winterjucken, Wasserkontakt, Alkoholkonsum, scharfes Essen, Rauchen, mechanische Reize, Temperaturschwankungen, Menopause
Symptome
  • Haut: juckt, Kratzspuren
  • Allgemeinsymptome: Schlafstörungen, Erschöpfung, Schwächegefühl, Schwindel, evtl. Fieber
Diagnose Anamnese: am ganzen Körper?, sind die Stellen von Hautveränderungen betroffen?, seit wann (Tageszeiten), Allgemeinerkrankungen, andere Beschwerden, Urlaub, Medikamente, Vorerkrankungen, Psyche
Körperliche Untersuchung: Haut (Kratzspuren), Haare, Nägel, Abtasten (Leber, Nieren, Lymphknoten
Test: Allergietest
Labor: Leberwerte, Nierenwerte, Blutbild, Elektrolyte, Entzündungswerte, Bilirubin, Glucose, TSH, Eisen, Gamma-GT, alkalische Phosphatase, Vitamin B12/D, Folsäure, Autoantikörper
Apparative Diagnostik: Sonografie (Bauchraum), CT/MRT (bei Tumorverdacht)

Differentialdiagnose
  • trockene Haut
  • Psyche
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Grunderkrankung, trockene Haut vermeiden, Abreibungen mit Essigwasser (3 Teelöffel: 1l Wasser), Hautpflege, kalte Umschläge (Joghurt), kühle Raumtemperatur, nachts Baumwollhandschuhe tragen, harte Kleidung, ungeeignete Seifen vermeiden, Psychotherapie, Entspannungsübungen
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Homöopathie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Antihistaminika, Sedativa, Kortison, Auftragen von Gelen (Tavegil®), Einpudern (Ingelan®)

 

Hauptsymptom

Juckreiz

Akne Verstopfte Poren, entzündliche, rote Bläschen/Erhebungen
Furunkel Tiefe eitrige Entzündung
Insektenstiche Einzelne geschwollene Hautrötungen (sichtbare Einstichstelle)
Kontaktekzem Stark juckend, flächige Rötungen, kleine Bläschen, nässend
Neurodermitis Stark juckend, gerötete, nicht scharf begrenzte, schuppende Hautbereiche, trockene Haut
Herpes simplex Spannungsgefühl, Schmerzen, stecknadelgroße Bläschen auf gerötetem Grund
Hautpilz Nässende, schuppende Hautrötungen
Kopfläuse Stark juckend, aufgekratzte Haut, weiße Kügelchen (Nissen)

ff