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Kammertachykardie

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Kammertachykardie

Ventrikuläre Tachykardie ist eine weitere Bezeichnung für die Kammertachykardie. Als Kammertachykardie bezeichnet man eine schnelle Arrhythmie, die von der Kammer ausgeht und aus mehr als drei schnellen Herzschlägen hintereinander besteht. Nach einigen Sekunden normalisiert sich meist die Herzfrequenz wieder von alleine. Ist dies nicht der Fall und kommt die Rhythmusstörung immer wieder, kann es zu einem lebensbedrohlichen Kammerflimmern kommen. Der Ursprung der Erregungsleitung ist hierbei hinter dem His-Bündel. Die Erregungen kreisen und treffen immer wieder auf ein erregbares Gewebe, so dass die Erregungsausbreitung nie endet. Es handelt sich bei diesem Krankheitsbild immer um einen kardiogenen Notfall. Es kann hierbei zu immer gleichen, aber auch von Herzschlag zu Herzschlag verschiedenen Kammeraktionen kommen. Die Auswurfleistung des Herzes kann auch unterschiedlich stark sein, von gar keinem bis zu einem reduzierten Auswurf. Das Herz schlägt somit auch ohne Belastung viel zu schnell. Dadurch wird zu wenig Blut in den Kreislauf gepumpt, die Organe, vor allem das Gehirn, wird mit zu wenig Sauerstoff versorgt.

Leitmerkmale:  Herzklopfen, Schwindel, Ohnmacht
Definition Bei der Kammertachykardie handelt es sich um eine schnelle Herzrhythmusstörung, wenn mehr als 3 ventrikuläre Aktionen über mindestens 100 Schläge pro Minute hintereinander auftreten

Einteilung
  • ventrikuläre Tachykardie: Schläge von 100 – 250 Schläge pro Minute
  • Sonderformen: Long-OT-Syndrom, Torsade-de-pointes-Tachykardien
Formen
  • monomorphe Kammertachykardie: der Kammerkomplex im EKG ist immer gleich
  • polymorphe Kammertachykardie: der Kammerkomplex im EKG ist von Herzschlag zu Herzschlag unterschiedlich
  • anhaltende Kammertachykardie: die Tachykardie dauert länger als 30 Sekunden ab
  • nicht-anhaltende Kammertachykardie: die Tachykardie dauert weniger als 30 Sekunden ab
  • unaufhörliche Kammertachykardie: immer wieder auftretende Tachykardie
Ursachen
  • kardial: KHK, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Myokarditis, Kardiomyopathie, angeborene/erworbene Herzfehler, Herzklappenerkrankungen, Herzbeuteltamponade, Long-QT-Syndrom, ausgeprägte Herzschwäche, Perikarderguss, Brugada-Syndrom
  • vasal:arterielle Hypertonie
  • Allgemein:Lungenembolie, Cor pulmonale, Sarkoidose, Chagas-Krankheit, Drogen, Vergiftungen
  • Stoffwechsel:Hämochromatose, Morbus Fabry
  • Elektrolyte: Hypokaliämie, Hyperkaliämie, Magnesiummangel
  • Medikamente: Kaliumantagonisten, Herzglykoside, Narkosemittel, Antiarrhythmika
Symptome
  • Herz: Herzrasen (bis 150 Schläge pro Minute)
  • Lunge: Lungenödem, Dyspnoe
  • Allgemeinsymptome: Schwindel, Ohnmacht, evtl. Brustschmerzen
Diagnose Anamnese: Auslöser (Stress), Familienanamnese, Vorerkrankungen, Medikamente
Körperliche Untersuchung: Puls, Blutdruck
Labor: Entzündungsparameter, Herzenzyme, Elektrolyte
Apparative Diagnostik: EKG (breite Kammerkomplexe), Echokardiogramm

Differentialdiagnose
  • supraventrikuläre Tachykardie
Komplikationen
  • Herzflimmern
  • Herzflattern
  • kardiogener Schock
  • plötzlicher Herztod
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Sauerstoffgabe, Behandlung der Grunderkrankung
  • Medikamentöse Therapie: Antiarrhythmika
  • Operative Therapie: Defibrillation
Internetseite
Bilder

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei der Kammertachykardie:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: bei Reanimation: Rückenlage, danach bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: sofortige Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, Defibrillation

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