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Komplexes regionales Schmerzsyndrom

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Komplexes regionales Schmerzsyndrom

CRPS, complex regional pain Syndrome, Morbus Sudeck, Sudeck Krankheit, Sudeck-Dystrophie, Sympathalgie, reflex sympathetic dystrophy syndrome, Algodystrophie sind weitere Bezeichnungen für das komplexe regionale Schmerzsyndrom. Das komplexe regionale Schmerzsyndrom ist eine schmerzhafte Erkrankung einer Extremität (Durchblutungsstörung aufgrund einer neurovaskulären Fehlregulation) mit Gewebe-/ Funktionsstörungen. Häufig tritt die Erkrankung als Folge einer Weichteilverletzung (Trauma, Operation) oder einer Erkrankung des zentralen Nervensystems mit finaler Demineralisierung des Knochens. Vor allem davon betroffen ist die Hand, seltener das Knie, oder der Fuß. Dabei spielt die Schwere der Verletzung keine Rolle, da auch schon bei kleinsten Verletzungen es zum CRPS kommen kann. Das sympathische Nervensystem blockiert den normalen Heilungsablauf und verarbeitet die Reize des entzündeten Gewebes falsch. Der Krankheitsverlauf ist sehr unterschiedlich von sehr milden Formen, die nach Wochen spontan heilen bis hin zu Fällen in denen eine normale Lebensführung nicht mehr möglich ist.

Leitmerkmale:
Stadium I: brennender Schmerz, Schwellung, rötlich-livide Verfärbung
Stadium II: nachlassender Schmerz; Haut zyanotisch, kühl, begleitend übermäßiges Schwitzen
Stadium III: Schmerzfreiheit, Gelenksteife
Definition

Daskomplexe regionale Schmerzsyndromist eine chronische Erkrankung der Nerven nach einer Nerven- und/oder Weichteilverletzung

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • CRPS
  • complex regional pain Syndrome
  • Morbus Sudeck
  • Sudeck Krankheit
  • Sudeck-Dystrophie
  • Sympathalgie
  • reflex sympathetic dystrophy syndrome
  • Algodystrophie
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen
  • zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr
  • obere Extremität
Einteilung nach den Ursachen
  • CRPS I: auftretend nach einer Verletzung oder langen Immobilisation, ohne spezifische Nervenschädigung
  • CRPS II: auftretend nach einer Nervenschädigung
Einteilung nach Schweregrad
  • Grad I: akutes Stadium
  • Grad II: dystrophisches Stadium
  • Grad III: atrophisches Stadium
Pathogenese Reize von der Peripherie werden im Zentralnervensystem mit überschießenden Reizen beantwortet. Durch Druck/Berührung können überzogene sympathische Stressreaktionen ausgelöst werden, die zu einer Verschlechterung der Heilung führen

Lokalisation
  • Hand
  • Unter-/Oberarm
  • Schulter
  • Hüfte
  • Unterschenkel
  • Fuß
Ursachen
  • fehlgeregelter Heilungsverlauf eines verletzten Gewebes
Risikofaktoren
  • äußere Verletzungen
  • Quetschungen
  • Verstauchungen
  • gelenksnahe Frakturen
  • virale/bakterielle Infektionen
  • lokale Nervenentzündungen
  • falsche/zu lange Ruhigstellung (zu enger Gips/Verbände)
  • unzureichende Analgesie (lange anhaltende Schmerzen)
  • schlechte Durchblutung
  • traumatisierende Operationstechnik (Reposition)
  • großes Hämatom
  • Psyche (Belastungen): Stress, Depressionen
Symptome (allgemein)
  • Sensorik: dauerhafte Schmerzen, Störung der Körperwahrnehmung, übermäßige Schmerzempfindung
  • Motorik: eingeschränkte Beweglichkeit, verminderte Kraft, keine präzise Ausführung von Bewegungen, evtl. Muskelzittern
  • Nervensystem: vermehrtes Schwitzen, veränderte Hautdurchblutung und Hautfarbe, Ödeme, Wachstumsstörungen von Knochen/ Bindegewebe/ Muskeln
Symptome
  • Grad I: Akutphase (2-8 Wochen)
    • Allgemeinsymptome: Bewegungseinschränkung, Koordinationsstörungen, Sensibilitätsstörungen
    • Temperatur: örtlich sehr hohe Temperatur, starke Schweißbildung
    • Ruhe-/Bewegungsschmerz (nachts, bei geringster Berührung, Verstärkung bei Bewegung => Belastungsschmerz), teigige Gelenkschwellung, Spannungsgefühl
    • dermal: rötlich-livide, teigig geschwollen
    • kein Röntgen-Nachweis (Weichteile nur betroffen)

  • Grad II: Stadium der Dystrophie (1-3 Monate)
    • Temperatur: Hypothermie, trocken
    • nachlassender Bewegungsschmerz/Schwellung, derbes Weichteil-/ Kapselödem, Gelenkbeweglichkeit nimmt ab
    • dermal: Glanzhaut (pergamentartig, blass, bläulich, glänzend), Atrophie
    • Röntgen: feinfleckige Entkalkung

  • Grad III: Stadium der Atrophie (3-6 Monate)
    • Schmerzfreiheit auch in Ruhe, nur noch bei passiver Bewegung, Ödem bildet sich zurück
    • Muskel-/Knochenatrophie („Glasknochen“), Gelenk versteift (Fehlstellung), Gefühlseinschränkung
    • dermal: blass, glänzend, atrophisch
    • Röntgen: gleichmäßige Entkalkung
Psychosomatik
  • auslösende Situationen:
    • Trennung
    • schwerwiegende Konflikte hinsichtlich aggressiver Impulse
    • finanzielle Schwierigkeiten

  • Menschentyp:
    • Kindheit: Trennung von Eltern oder Elternteil, Eltern wenig zeit für Kinder, chronisch krankes Geschwister
    • beeinträchtigtes Selbstwertgefühl mit übersteigertem Anspruchsniveau
    • Neigung zur Überforderung
    • leicht krankheitsanfällig
    • Aggressionshemmung mit mangelnder Konflikt-/ Durchsetzungsfähigkeit
    • kontrollierte Emotionen
    • unbefriedigte Sozialkontakte (ungesellig)
    • generalisierte Ängstlichkeit (Hypochondrie)
    • psychosomatische funktionelle Symptome (Magen, Herz, Kreislauf)

  • Auswirkungen:
    • übersteigerte Leistungsbereitschaft mit steter Überforderung
    • ängstlich, depressiv, emotional labil
Diagnose Anamnese: Klinik, Unfall, Vorerkrankungen, Operationen, Medikamenteneinnahme
Körperliche Untersuchung: Messung der Hauttemperatur, Untersuchung auf Gewebeschwund /Funktionseinschränkungen
Apparative Diagnostik: Röntgen (fleckige Entkalkung), MRT, Mehrphasenszintigraphie

Differentialdiagnose
  • Lymphstau
  • Durchblutungsstörungen
  • Thrombose
  • bakterielle Infekte
  • Rheuma
  • Kompartmentsyndrom
  • Arthrose
  • Insektenstiche
Komplikationen
  • Osteoporose
  • Gelenkversteifung
  • Atrophie der betroffenen Extremität
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Stressreduktion, Lymphdrainage, Ergotherapie
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Enzymtherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Neuraltherapie, Manuelle Therapie, Schüssler Salze
  • Grad I:
    • Allgemeinmaßnahmen: Hochlagerung, Ruhigstellung, keine Massagen/ Bewegungsübungen
    • Medikamentöse Therapie: Antiphlogistika, Sedativa, durchblutungsfördernde Medikamente

  • Grad II:
    • Allgemeinmaßnahmen: aktive Bewegungsübungen (ohne Schmerzen)
    • Medikamentöse Therapie: wie oben

  • Grad III:
    • Allgemeinmaßnahmen: Bindegewebsmassagen, aktive Bewegungsübungen, warme Bäder, evtl. Psychotherapie
    • Medikamentöse Therapie: wie oben
    • Operative Therapie: plastische Chirurgie
Prognose Heilung über Wochen/Monate.

Internetseiten
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