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Lues

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Lues

Syphilis, harter Schanker, angeborene Lues, Franzosenkrankheit, Maselsucht, Lues venerea sind weitere Bezeichnungen für den Lues. Als Lues bezeichnet man eine Infektionskrankheit, die mittels eines Bakteriums beim Geschlechtsverkehr von einem Menschen auf den anderen übertragen wird. Es treten aber auch Übertragungen über die Plazenta von einer infizierten Mutter auf das ungeborene Kind auf. Durch kleinste Verletzungen der Schleimhaut gelangt das Bakterium in das Blutsystem des menschlichen Körpers und verbreitet sich dort. Die Erkrankung wird in 4 Stadien unterteilt. Hochinfektiös ist hierbei vor allem das Stadium I und II. Die Krankheit kann viele Krankheitsbilder imitieren und gehört somit gründlich diagnostiziert. Bei nicht Behandlung wird die Erkrankung chronisch und schreitet in ihren Phasen immer weiter voran. Treten bereits Organschäden auf, so ist die Krankheit nicht mehr heilbar.

Leitmerkmale: zuerst derbes, hartes Knötchen, später Hauterscheinungen, Meningitis, Gummen, neurologische Ausfälle
Definition Bei der Lues handelt es sich um eine Geschlechtskrankheit, die weltweit vorkommt

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Syphilis
  • harter Schanker
  • Angeborene Lues
  • Franzosenkrankheit
  • Maselsucht
  • Lues venerea
Einteilung
  • Frühsyphilis: Stadium I und II
  • Spätsyphilis: Stadium III (IV)
Sonderformen
  • Lues connata: Infektion über die Plazenta; führt zum Abort, Totgeburt
  • Lues connata präcox: Ödeme, Hydrops, Anämie, Ikterus, Atemprobleme, Meningitis
  • Lues connata tarda: Uveitis, Sattelnase, Taubheit, Hydrocephalus, Krämpfe
Erreger
  • Treponema pallidum (gramnegatives Bakterium)
Ausbreitung
  • weltweit v.a. Osteuropa (2. Geschlechtskrankheit nach Gonorrhö in Deutschland)
Ansteckung
  • Geschlechtsverkehr, Bluttransfusionen, selten: Schmierinfektion (Wäschestücke, Gegenstände), Bluttransfusionen
  • Stadium I und II nur ansteckend
  • Ansteckung des Fötus über Plazenta möglich, medizinisches Personal gefährdet
Kurzbeschreibung 4 Stadien:
Stadien  
I Spirochäten dringen in Haut oder Schleimhaut ein: Geschwürbildung
II nach 6-8 Wochen: Erscheinungen an Haut, Schleimhaut, Organen
III Latenzzeit: (Jahre) Bakterien in Lymphknoten, Milz
IV Knötchen: verkäsend, granulomatös, gummiartig (Haut, Organen, Knochen
Inkubationszeit 1-3 Wochen

Symptome
  • Lues I (Primärstadium)
    • Erstsymptom: an der Eintrittsstelle bildet sich ein Primärkomplex (ein kleines derbes, entzündliches Knötchen)
    • Knötchen (Ulcus durum): derber Rand, harter Grund, nicht schmerzhaft
    • später: Anschwellung der regionalen Lymphknoten (schmerzlos, derb, einseitig)
    • Vorkommen: Penis, Vagina, Vulva, Anus, Rektum, Mundhöhle
    • Prognose: der Primäreffekt verschwindet nach ca. 5 Wochen, nach einer Latenzzeit (bis 10 Wochen) kommt es zum Lues II (bei keiner Behandlung)
  • Lues II (Sekundärstadium)
    • Ursachen: die Spirochäten befinden sich im Blut, es kommt zu hochinfektiösen Veränderungen der Haut und der Schleimhaut
    • Allgemeinsymptome: Fieberanstieg, allgemeines Krankheitsgefühl, Kopf-/ Gliederschmerzen
    • Hauterscheinungen: hellrote bis bräunlich-rote Papeln, schuppen, jucken aber nicht, Schmerzen auf Druck, symmetrisches Exanthem, stammbetont
    • Allgemeinsymptome: generalisierte Lymphknotenschwellungen
    • Prognose: das Stadium II kann 2-5 Jahre andauern (Latenzphasen mit mehreren Rückfällen) es kommt zu Haarausfall, Schleimhautveränderungen im Mund, Angina, Iritis, Hepatitis, Meningitis
    • 1/3 spontane Ausheilung
  • Lues III (Tertiärstadium)
    • Ursachen: Organmanifestation
    • Allgemein: durch frühzeitige Antibiotikagabe nur noch selten (35 Jahre nach Infektion)
    • Gummen (Granulationsgeschwülste): an den Organen (Herz, ZNS) und der Haut: zentrale Verkäsung, gummiartige Knoten, Perforationsneigung (im Gesicht: Sattelnase)
    • Allgemeinsymptome: Aortenaneurysmen, Aortenklappeninsuffizienz, Arteriitis, Hirnnervenausfälle bis Halbseitenlähmungen, Hepatitis, Orchitis
  • Lues IV (Quartialstadium, Neurosyphylis):
    • Progressive Paralyse: Gehirnerweichung (Pupillenstörungen, verwaschene Sprache, zittrige Schrift, Gangstörungen, Demenz)
    • Tabes dorsales: Rückenmarksschwindsucht (Pupillenstörungen, Gangstörungen, Augenmuskelstörungen, sensible Ausfallerscheinungen)
Diagnose

Anamnese: Klinik, Geschlechtsverkehr
Test: TPPA-Test, TPHA-Test
Labor:
Primärstadium: Gewebesaft (Dunkelfeldmikroskop)
Sekundärstadium: Blut

Differentialdiagnose
  • andere Geschlechtskrankheiten: Gonorrhoe
  • allgemein: Herpes genitalis, bakterielle Infektionen, ZNS-Erkrankungen, Morbus Hodgkin, HIV-Infektion
Komplikationen
  • bei akutem Verlauf und Sepsis: Tod
Immunität/Prophylaxe
  • keine Immunität
  • kein Impfstoff
  • kein ungeschützter Kontakt bei syphilitischen Hauterscheinungen
  • Mitbehandlung infizierter Sexualpartner
  • Benutzung von Kondomen
Therapie
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotikagabe (Partner mitbehandeln)
Meldepflicht
  • Namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises

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