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Lymphödem

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Lymphödem

Lymphstau ist eine weitere Bezeichnung für das Lymphödem. Beim Lymphödem handelt es sich um eine chronische Einlagerung von Gewebeflüssigkeit ins Interstitium bedingt durch einen gestörten Abfluss (Transportfähigkeit) der Lymphe. Die Lymphflüssigkeit kann somit nicht mehr ausreichend über die Lymphgefäße abtransportiert werden. Dies führt zu einem Rückstau und damit zu einer Ansammlung der Flüssigkeit in den Zellzwischenräumen. Das Ende davon ist eine schmerzlosen Weichteilschwellung (Ödem). Die Erkrankung kann sowohl angeboren wie auch erworben sein. Es wird in vier Stadien, je nach Stärke des Ödems, eingeteilt. Da es sich hierbei um eine chronische Erkrankung handelt ist die Behandlung sehr schwierig und lang andauernd. Ziel der Behandlung ist es die Flüssigkeitsansammlung zu minimieren oder sogar einen ödemfreien Zustand zu erreichen.

Leitmerkmale: derbes eindrückbares, einseitiges Ödem (Zehen, Füße, Unterschenkel), blass, teigig, nicht schmerzhaft
Definition Als Lymphödem bezeichnet man eine sichtbare Flüssigkeitsansammlung im Interstitium

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Lymphstau
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen: unter 20 Jahre
Einteilung
  • frische Ödeme: eindrückbar, hinterlassen die charakteristischen Dellen
  • chronische Ödeme: können derb verhärtet sein, bräunlich, nicht eindrückbar, Komplikation: Elephantiasis
  • primärer Lymphstau: angeboren, v.a. bei Frauen
  • sekundärer Lymphstau: durch verschiedene Ursachen bedingt
Ursachen
  • eingeschränkte Transportfähigkeit des Lymphsystems
Risikofaktoren
  • primäre Risikofaktoren: durch angeborenen Hypo-/Hyperplasie, Obstruktion der Lymphgefäße (Anzahl der Lymphgefäße zu gering, Durchmesser zu klein, Klappeninsuffizienz)
    • kongenitales Lymphödem: kommt kurz nach der Geburt vor
    • Lymphoedema praecox: Ausbildung in der Pubertät
    • Lymphoedema tarda: Ausbildung nach dem 35. Lebensjahr (Trauma, Überbelastung, Schwangerschaft)
    • bei Chromosomenveränderungen: Turner-Syndrom, Trisomie 13/18/21, Klinefelter-Syndrom
    • Allgemeinerkrankungen: Klippel-Trenaunay-Syndrom, Noonan-Syndrom, Neurofibromatose Typ I

  • sekundäre Risikofaktoren: durch Abflussbehinderung (Obstruktion) oder Schädigung von zuerst normalen Lymphbahnen
    • infektiös (aufgrund von Entzündungen): Erysipel, Parasitenbefall, Lymphangitis, Chlamydia trachomatis, Tuberkulose
    • lymphatisch: Lymphangitis, maligne Lymphknotenerkrankungen
    • allergisch: Medikamente, Pollen
    • traumatisch: Verletzungen (Weichteile/Knochen), Verbrennungen, Operation (am Kniegelenk/ oberflächlichen Venen (Varizenoperation, Bypass-Operationen), Mamma-CA, Melanom, Prostata-CA), Strahlenbehandlung
    • venöse Stauung: Thrombophlebitis
    • postthrombotisch: Narbenbildung
    • maligne: Tumoren (Mamma, Prostata), Lymphome, Metastasen (Lymphgefäße/-knoten)
    • allgemein: Schwangerschaft, rheumatoide Arthritis, lange Bettlägerigkeit
Stadien
  • Stadium 0: es treten noch keine Beschwerden auf

  • Stadium I Schwellung
    • Allgemein: v.a. am Abend auftretend, durch Stau von eiweißreicher Flüssigkeit)
    • Ödem: weich eindrückbar, reversibel
    • Bettruhe/Hochlagerung: Besserung
    • auf Fingerdruck: ergibt sich eine Delle

  • Stadium II Fibrose:
    • Allgemein: Bindegewebsvermehrung der Haut (Blässe), später Induration (Bindegewebsverhärtung)
    • Ödem: nicht mehr eindrückbar, teilweise irreversibel
    • Bettruhe/Hochlagerung: keine Besserung
    • auf Fingerdruck: keine bis nur geringe Delle

  • Stadium III Elephantiasis:
    • Allgemein: ausgedehnte fibrosklerotische Veränderungen, Fettgewebsproliferationen
    • Ödem: Haut stark fibrotisch verdickt, verhärtet (Elefantenhaut), Bewegungseinschränkungen, irreversibel, Neigung zu Bläschen/Fisteln/ Ekzemen/ schlecht heilenden Wunden
Symptome Meist einseitig, asymmetrisch, schmerzlos:

  • Allgemeinsymptome: Spannungs-/Schweregefühl, Brennen, Bewegungseinschränkung  
  • Ödeme: blass, teigig, gering eindrückbar, oft einseitig, schmerzlos
  • Lokalisation: Gliedmaßen, Gesicht, Stamm, Genitalregion
  • Lymphödem des Beines: Zehen, Fußrücken, Schienbein sind mit betroffen, schreiten von distal nach proximal voran
  • dermal: vertiefte Hautfalten
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen, Operation, Strahlentherapie
Körperliche Untersuchung: gynäkologisches/urologisches Konzil
  • Inspektion: Hautfarbe
  • Palpation: Cave: mit Vorsicht, keine RR-Messungen und Injektionen, im fortgeschrittenen Stadium ist die Haut verdickt/bräunlich verfärbt
  • Stemmer-Zeichen positiv: über Zehen kann keine (oder nur schwer eine) Hautfalte abgehoben werden
Apparative Diagnostik: Sonografie, Lymphozintigraphie, Lymphangiographie, Isotonenlymphographie, CT

Differentialdiagnose
  • Ödeme anderer Genese: kardial, renal
  • Rezidiv-Erysipel
  • tiefe Beinvenenthrombose
  • chronisch-venöse Insuffizienz
  • Myxödem
  • Lipödem
Komplikationen
  • Elephantiasis
  • Hauterkrankungen: Erysipel, Lymphangitis
  • rezidivierende Zellulitis
  • Entartung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Ursache beseitigen; manuellen Lymphdrainage, Kompressionsbehandlung, Bewegungstherapie, Hochlagerung der betroffenen Extremität über Nacht, Hautpflege, Krankengymnastik
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Bachblüten, Baunscheidtieren, Bioresonanz-Therapie, Blutegelbehandlung, Cantharidenpflaster, Enzymtherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Lymphdrainage, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Operative Therapie: Entfernung des ödematösen Gewebes
Hinweise für den
Patienten
  • keine enganliegenden Kleidungsstücke tragen
  • kein langes Stehen (zwischendurch Hochlagern)
  • gute Hautpflege, Verletzungen der Extremität vermeiden
  • Hitze-/Sonnenbäder, Wickel, Bäder und Kälteanwendungen sind verboten
  • vermeiden von Verletzungen und Überlastungen
  • keine Injektionen, Akupunkturbehandlung, Blutdruckmessung an der betroffenen Extremität

 

Cave
Durch Lymphdrainagen kann es zu einer Ausbreitung von Tumorzellen kommen (malignes Lymphödem), abwägen zwischen Nutzen und Risiko.
Merke
Bei jedem neu auftretenden Lymphödem zuerst auf einen Tumor abklären.
Merke
Symptome bösartiger Lymphödeme: schnelles Wachstum, Hautveränderungen (Rötungen, Ulzerationen, Venenzeichnungen).

ff