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Lyssa

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Lyssa

Tollwut, Rabies, Hundewut, Wutkrankheit, Hydrophobie sind weitere Bezeichnungen für die Lyssa. Als Lyssa bezeichnet man eine seltene, akute Infektionskrankheit, die durch den Biss eines tollwütigen Tieres ausgelöst wird. Ist die Erkrankung ausgebrochen so verläuft sie tödlich. Durch einen Biss kommen die Erreger in die Haut des Menschen. Dort vermehren sie sich. Später dringt das Virus in das periphere Nervensystem ein und steigt dann zum zentralen Nervensystem auf. Dort kommt es dann zu einer sehr massiven Vermehrung des Virus. Über das Blut verbreitet sich dieser weiter über den Körper und kann über den Speichel ausgeschieden werden.

Leitmerkmale: Muskelkrämpfe, vermehrter Speichelfluss, Hydrophobie, Lähmungen
Definition Bei der Lyssa handelt es sich um eine Viruserkrankung, die durch den von infizierten Säugetieren auf den Menschen übertragen wird

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Rabies
  • Tollwut
  • Hundewut
  • Wutkrankheit
  • Hydrophobie
Erreger
  • Tollwut- Virus (Rabiesvirus), empfindlich gegenüber Licht, Hitze, Austrocknung
Ausbreitung
  • weltweit
Ansteckung
  • Bissinfektion: eines tollwütigen Tieres (Hund, Fuchs, Wolf, Katze)
  • Schmier-/Kontaktinfektion: infizierter Speichel, Berührung eines Tierkadavers (offene Wunden)
  • Übertragung auch Mensch zu Mensch möglich
  • 15 % der Infizierten erkranken
Kurzbeschreibung
  • nach der Bissverletzung bleiben die Erreger 2-3 Tage im Wundgebiet (Vermehrung im Muskelgewebe)
  • wandern dann über die peripheren Nerven ins Gehirn/Rückenmark (Enzephalitis) und von hier in die Speicheldrüsen (Ausscheidung des Virus)
Inkubationszeit 2- 3 Monate (abhängig von der Dosis und je näher der Biss am Hals-/Kopfbereich ist, desto schneller kommt es zum Ausbruch der Erkrankung)

Symptome
  • Vorläuferstadium (Prodromalstadium, melancholisches Stadium) 2-4 Tage
    • Allgemeinsymptome: Temperaturerhöhung, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Krankheitsgefühl, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit
    • dermal: Bissstelle rötet sich, schmerzt, juckt, brennt
    • psychisch: Depression, Angst, Beklemmungszustände, Angstträume, Reizbarkeit

  • Erregungsstadium (akute-neurologische Phase, rasende Wut) 1-3 Tage „wilde Wut“
    • starke motorische Unruhe: Geräusch-/Lichtempfindlichkeit, Angst, Halluzinationen
    • Zuckungen/Krämpfe der Muskulatur: Schlund, Extremitäten, Atemmuskulatur
    • Allgemeinsymptome: vermehrter Speichelfluss, schaumiger Mund, starker Durst, Hydrophobie (Angst vor Wasser), Schwitzen
    • Wutanfälle: Patienten schlagen um sich, beißen, schreien, toben
    • nach der Erregungsphase: wieder bewusstseinsklar, hohes Fieber (bis 42 Grad C), der Patient stirbt 5.-10. Tag ohne Behandlung

  • Lähmungsstadium (paralytische Phase, stille Wut) wenige Tage bis 2 Wochen
    • Allgemeinsymptome: zunehmende Benommenheit bis Koma, Parästhesien
    • Lähmungen: rasch zunehmend, sensibel, motorisch, v.a. Hirnnerven IX und X (Schlucken, Atmen)
    • Tod durch Atemlähmung, Herzstillstand
Diagnose Anamnese: Klinik, Urlaubsanamese
Labor: Tier (Negri-Körperchen im Gehirn), Hornhaut, Speichelabstrich, Liquor

Differentialdiagnose
  • zerebral: Tetraplegie, Meningitis, Vergiftung
  • Infektionen: Botulismus, Tetanus
Komplikationen
  •  Tod
Immunität/Prophylaxe
  • verdächtige Wunden mit Seife und Desinfektionsmitteln spülen
  • aktive/passive Impfung
Therapie Bei Ausbruch keine wirksame Behandlung möglich:

  • Medikamentöse Therapie: Virostatika
  • Operative Therapie: offene Wundversorgung, Reinigung mit Seifenlauge
Meldepflicht
  • Verdacht, Erkrankung, Tod (§§ 6/8 IfSG)
  • Verletzung, Berührung (auch vom verdächtigen Tier) (§ 6 (1) IfSG)
  • Namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises
  • Behandlungsverbot für Heilpraktiker (§ 24 IfSG)

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei der Tollwut:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen:Wunde gründlich mit Wasser, Seife, Desinfektionsmittel reinigen, Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: wie sie der Patient toleriert
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Cave: zutrauliche Wildtiere sind gefährlich

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