Krankheiten
Maligne Hyperthermie

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Maligne Hyperthermie

Störung des Ca++- Stoffwechsels des Muskels mit gleichzeitigem sprunghaften Ansteigen der Körpertemperatur.

Allgemein
  • äusserst lebensbedrohliche Komplikation einer Narkose
  • betroffen ist die Skelettmuskulatur
  • junge Patienten sind häufiger davon betroffen
  • tritt oft nicht bei der 1. Narkose sondern nach der 3./4. Narkose auf
Auslöser
  • fast alle in der Anästhesie verwendeten Substanzen können eine Maligne Hyperthermie auslösen, besonders jedoch Succinylcholin und Narkosegase (FORENE®, Sevorane®)
  • Stress
Ursachen
  • Störung der Kalziumtransportvorgänge (autosomal dominant vererbt)
Risikopersonen
  • Patienten mit Kyphose /Lordose
  • Familiäre Häufung (v.a. Kinder unter 25 Jahre)
  • Patienten bei denen spontane Muskelkrämpfe auftreten
  • Patienten, die Fieber nach Stress und Aufregung entwickeln
Symptome
  • Rigor: fehlende Muskelrelaxierung nach Gabe von LYSTENON® (ausgeprägt an der Kiefermuskulatur)
  • Masseterspasmus
  • Temperatur: krisenhafter Temperaturanstieg bis 42oC (kann aber auch erst postop. auftreten)
  • Atmung: abnormale Erwärmung/Verfärbung des Atemkalkes, Zyanose, Tachykardie bei spontan atmenden Patienten, sprunghafter Anstieg des pCO2 (Hyperkapnie)
  • Kreislauf: instabil, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen
  • Urin: Myoglobinurie, Nierenversagen
  • Labor: 
  • sonstiges: Schwitzen, Krampfanfälle
Diagnose Anamnese: Klinik
Labor: Blutgase (gemischt respiratorisch- metabolische Azidose), Kalium (Hyperkaliämie), Calcium, GOT, GPT, CKMB erhöht, Transaminasen, Laktat, Myoglobin, pathologische Gerinnung

Sichere Medikamente
  • Benzodiazepzine, Barbiturate, Propofol, Opioide, Ketamin, Atracurium, Vecuronium, Pancuronium, Atropin, Neostigmin
  • Ester- und Amidlokalanästhetika
Komplikationen

Kreislaufversagen, Nierenversagen

Therapie
  • sofortige Beendigung der Intubationsnarkose
  • Narkose (ohne Inhalationsnarkotika) fortführen, dazu Opiate, Relaxierung
  • AMV um das 2- 3fache erhöhen
  • 100 % O2 im halboffenen System (pCO2 soll bei 5 Voll% liegen), => am besten TIVA
  • DANTROLEN® ( 1-2,5 bis 10 mg/kg KG pro Tag => die Halbwertszeit ist 5 Stunden, nach diesen können die Symptome von neuem beginnen)
  • Operation so rasch wie möglich beenden
  • Überwachung: Temperatur, arterieller Blutdruck, pCO2, Magensonde, ZVK, Ausscheidung
  • physikalische Kühlung (v.a. Axilla, Leisten,  über Magensonde [Eiswasser], gekühlte Infusionen, Wadenwickel, Alkoholverdunstung)
  • neues Narkosegerät, Austausch des CO2- Absorbers (Atemkalk)
  • Medikamente:
    • Ausgleich der Azidose (1mmol/ kg KG NaHCO3)
    • Antiarrhythmika (ISOPTIN®, Betablocker)
    • Infusionen nach ZVD- Kontrolle ( gekühlt)
    • bei Hyperkaliämie: Glucose- Insulin- Dauerinfusion (100ml Glucose 50 % + 24 IE Altinsulin)
    • Heparinisierung
    • Cortison
    • Verlegung auf IPE
    • Ausweis für Patienten über seine Krankheit

Gg