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Mandelentzündung

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Mandelentzündung

Angina tonsillaris, Tonsillitis sind weitere Bezeichnungen für die Mandelentzündung. Die Mandelentzündung ist eine akute schmerzhafte Entzündung der Gaumenmandeln, verursacht vor allem durch Viren. Bei den Bakterien spielen die beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A eine große Rolle. Sie ist ansteckend und kann über Tröpfcheninfektion übertragen werden. Der Höhepunkt der Erkrankung liegt im Frühjahr in den Wintermonaten. Die Tonsillen gehören zum Immunsystem und haben ständig Kontakt mit Bakterien, gegen die sie Antikörper bilden. Können sie diese Aufgabe nicht mehr erledigen, kommt es zur bakteriellen Infektion und zur Entzündung der Mandeln. Wird diese Entzündung chronisch, die Erkrankung besteht seit mindestens drei Monaten, kann sie zu einer großen Belastung des Körpers werden (Streuung der Keime über die Blutbahn zu den Herzklappen, Nieren und Gelenken). Zur Behandlung muss ein Rachenabstrich vorgenommen werden, um festzustellen ob es sich um Viren oder Bakterien bei der Ursache der Erkrankung handelt.


Leitmerkmale: beidseitige starke Halsschmerzen, hohes Fieber, Schwellung/Rötung der Gaumenmandeln
Definition

Die Mandelentzündung ist eine akute schmerzhafte Entzündung der Gaumenmandeln (v.a. Streptokokken)

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Angina tonsillaris
  • Tonsillitis
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Schulkinder
Einteilung
  • nach zeitlichem Ablauf: akut, chronisch, rezidivierend
  • nach klinischem Aspekt: catarrhalisch, folliculär, ulcerös
  • nach Lokalisation: ein-/beidseitig
Pathogenese Die Tonsillen gehören zum Immunsystem und haben ständig Kontakt mit Bakterien, gegen die sie Antikörper bilden. Können sie diese Aufgabe nicht mehr erledigen, kommt es zur bakteriellen Infektion und zur Entzündung der Mandeln. Wird diese Entzündung chronisch kann sie zu einer großen Belastung des Körpers werden (Streuung der Keime über die Blutbahn zu den Herzklappen, Nieren und Gelenken)

Erkrankungsstellen
  • Gaumen-/Rachen-/Zungenmandel
  • Seitenstränge der Rachenwand (sehr schmerzhaft)
  • Lymphfollikel
Ursachen
  • primäre Ursachen: Bakterien (Strepto-/Pneumo-/Staphylokokken), Viren (Epstein-Barr), Pilze
  • sekundäre Ursachen: Abwehrschwäche, Diphtherie, Scharlach, Leukämie, Agranulozytose
Arten
  • Angina catarrhalis: Schwellung, Rötung
  • Angina follicularis, lacunaris: gelblich-weiße Stippchen/Beläge
  • Angina membranacea: Bildung von zusammenhängenden Belägen
  • Angina ulcerosa: geschwürige Veränderungen
  • Seitenstrangangina: Stübchen entlang des Seitenstranges (nach Gaumenmandel-Operation)
Symptome
  • Allgemeinsymptome: starke Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens (meist plötzlich), Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, hohes Fieber, Schüttelfrost
  • Hals: beiderseitige starke Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Schmerzen beim Schlucken (strahlen bis ins Ohr aus), verstärkter Speichelfluss, Lymphknotenschwellung am Unterkiefer (druckdolent), Schwellung/Rötung beider Gaumenmandeln und Umgebung (bei Bakterien: mit weißen/gelben Stübchen), kloßige Sprache, Mundgeruch
Diagnose Körperliche Untersuchung: Ganzkörper, Halslymphknoten, Milz
Labor: Leukozytose, BSG erhöht, CRP erhöht, Rachenabstrich (Streptokokken), Antiköpernacheis (Antistreptolysin)
Differentialdiagnose
  • Angina Plaut-Vincent (Tonsillitis ulzerosa):
    • kraterförmiges Geschwür am oberen Pol einerTonsille (grau-grünlich)
    • Symptome: einseitige Schluckbeschwerden, starker Mundgeruch, kaum Fieber, geringes herabgesetztes Allgemeinbefinden („Beschwerden gering, Lokalbefund erheblich“)
    • Ausheilung: 1-2 Wochen, Häufung zwischen 20 und 40 Jahren
    • Therapie: Antibiotika, Wasserstoffperoxid
  • Streptokokken-Angina:
    • Erreger: Streptokokken
    • Symptome: schneller Fieberanstieg bis 39oC, ausgeprägte Allgemeinerscheinungen, Himbeerzunge, generalisierter Ausschlag
    • Komplikationen: Rheumatisches Fieber, Karditis, Glomerulonephritis, Otitis media, Abszess
    • Therapie: Antibiotika
  • infektiöse Mononukleose:
    • Leitsymptom: Angina, ausgeprägte Lymphknoten-Milzschwellung
  • Herpes-Angina:
    • Symptome: weißlich-rundliche Erosionen (vorderen Gaumenbogen), plötzlich hohes Fieber, Lymphknotenschwellungen
  • Diphtherie:
    • Symptome: weißliche, bei Berührung mit dem Spatel leicht blutende Beläge, süßlicher Mundgeruch
  • Tuberkulose:
    • Symptome: flache Geschwüre
Komplikationen
  • Sepsis
  • Peritonsillarabszess (meist einseitig)
  • Symptome: wenige Tage nach einer akuten Angina: hohes Fieber, einseitig starke Schluckbeschwerden, Halsschmerzen (zum Ohr ausstrahlend),Kieferklemme, Schüttelfrost, einseitige Vorwölbung der Tonsillen mit Abdrängen des Zäpfchens zur Gegenseite
  • Therapie: sofortige Krankenhauseinweisung; Antibiotika
  • Retrotonsillarabszess (hinter der Tonsille): Verdickung des hinteren Gaumenbogens, Symptome/Therapie wie Peritonsillarabszess
  • chronische Tonsillitis: geringe Beschwerden, Halsschmerzen, Müdigkeit, Mundgeruch
  • allgemeine Komplikationen: Otitis media, Kehlkopfödem, Endo-/Myo-/ Perikarditis, rheumatisches Fieber (Glomerulonephritis, Endokarditis), Scharlach, Sepsis
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Bettruhe, kalte Halswickel, ansteigende Fußbäder, feuchte Halswickel, Mundspülungen (Salbei/Kamille), Psyche
  • Ernährungstherapie: flüssige Kost, Vitamin C/E, Zink, Selen, Eisen, bei akuter Tonsillitis: Milch meiden (verschleimend)
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Aromatherapie, Bachblüten, Baunscheidtieren, Cantharidenpflaster, Eigenbluttherapie, Homöopathie, Lymphdrainage, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika, Analgetika, Antiphlogistika
  • Operative Therapie: Tonsillektomie
Prognose Ausheilung nach 3-6 Tagen: