Definition |
Bei der Meningokokken-Meningitis handelt es sich um eine schwere Infektion ausgelöst durch das Bakterium Neisseria meningitidis
|
Erreger |
- Meningokokken, gramnegative Diplokokken (Neisseria meningitidis)
|
Ausbreitung |
- ubiquitär
- Erregerreservoir ist der Nasen-/Rachen-Raum
- bei 10 % der Bevölkerung in der Mundflora (in Endemiezeiten bis zu 80 %)
- v.a. in der kalten/feuchten Jahreszeit, Afrika, Südamerika
|
Ansteckung |
- Tröpfcheninfektion
- auch durch Selbstansteckung möglich
- über Tiere, durch Staub, oral, perkutan oder Überträger (Zecken, Mücken)
|
Kurzbeschreibung |
- eitrige Hirnhautentzündung, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird
- der Erreger vermehrt sich im Nasen-/Rachen-Raum und ruft Symptome hervor, die als eine Erkältung fehl gedeutet werden können (manchmal tritt dieses Stadium allerdings nicht oder nur kaum in Erscheinung)
- die Bakterien vermehren sich und gelangen von hier aus ins Blut (Bakteriämie) und in den Liquor
- sie befallen dann die Meningen, aber auch andere Organe wie: Endokard, Lungen, große Gelenke, Haut, Nebennieren
- Komplikation bei Mittelohrentzündungen, Mastoiditis, Sinusitis
|
Inkubationszeit |
2 - 4 Tage (bis 2- 10 Tage)
|
Symptome |
- Allgemeinsymptome: plötzlicher Beginn mit Schüttelfrost und Fieberanstieg (39-40 Grad C), Erbrechen, Gelenk-/Muskelschmerzen
- neurologische Symptome:
- Allgemein: heftige Kopfschmerzen, Bewusstlosigkeit bis Koma
- nach einigen Stunden: deutliche Nackensteifigkeit
- sind die Rückenmarkshäute mit betroffen: Opisthotonus (Rückwärtsbeugung des Kopfes mit Überstreckung von Rumpf und Extremitäten)
- Hyperästhesie: gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Reizen: Berührung, Licht, Geräusche
möglich sind auch Hauterscheinungen: makulopapulöses Exanthem, Petechien, hämorrhagische Pusteln
-
- Lähmungen: Augenmuskeln, Extremitäten
- Krämpfe, gesteigerte Reflexe
Beim Neugeborenen treten oft nur unspezifische Symptome auf (vorgewölbte Fontanellen, Fieber, Erbrechen, Schläfrigkeit, Aufschreien, Krämpfe)
|
Diagnose |
Anamnese: Verdachtsdiagnose anhand der Symptome und positiven Tests (siehe unten) Labor: CRP, Blutbild, Nachweis in Blut und Liquor |
Diagnose-Zeichen |
- Kernig-Zeichen
- der Patient ist nicht in der Lage, die Beine im Sitzen im Kniegelenk aktiv zu strecken
- im Liegen winkelt er automatisch das Hüftgelenk und die Knie an
- wird das gestreckte Bein passiv angehoben, so beugt er das Knie, um den Nervus ischiadicus zu entlasten
- ein positives Kernig-Zeichen deutet hin auf Meningitis, Ischiasreizung, Bandscheibenschäden
- Lasègue-Zeichen
- beim liegenden Patienten wird das gestreckte Bein angehoben
- durch starke Dehnung kommt es im Verlauf des Nervus ischiadicus (Gesäß, Oberschenkel) zu Schmerzen
- positives Lasègue -Zeichen: Hinweis auf Meningitis, Ischiasreizung, Bandscheibenvorfall
- Brudzinski-Zeichen
- beim flach auf dem Rücken liegenden Patienten wird vom Therapeuten versucht dessen Kopf nach vorne zu beugen
- positives Zeichen: wenn Schmerzen dabei auftreten oder aber der Patient gleichzeitig die Knie und Hüfte beugt (zur Entlastung): Meningitis, Subarachnoidalblutung, evtl. bei Enzephalitis
|
Differentialdiagnose |
- bakterielle Meningitiden durch andere Erreger
|
Komplikationen |
- Hirnnervenbefall:
- Nervus opticus: reflektorische Pupillenstarre (Lichtreaktion fehlt, Konvergenzreaktion vorhanden oder überschießend)
- Nervus facialis: Gesichtslähmungen
- Nervus acusticus: Schwerhörigkeit
- Meningokokkensepsis (Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom): hohes Fieber, Schocksymptome, flächenhafte Hautblutungen, Hirndruck, Atemstillstand, Herzrhythmusstörungen
- Gehirn: Enzephalitis, massives Hirnödem, Gehirnabszess, Hirnvenenthrombose
|
Immunität/Prophylaxe |
- aktive Impfung für Reisende in Endemiegebiete (Schutz für höchstens 2-3 Jahre)
|
Therapie |
- Allgemeinmaßnahmen: Flüssigkeitsersatz, Elektrolyte zuführen, Behandlung des Hirnödems
- Medikamentöse Therapie: möglichst frühzeitige Antibiotikagabe (Penicillin), Gerinnungsfaktoren
|
Meldepflicht |
- Verdacht, Erkrankung, Tod (§§ 6/8 IfSG)
- Namentliche Meldung (§§ 7/8m IfSG) des Erregernachweises
- Behandlungsverbot für Heilpraktiker (§ 24 IfSG)
- Vorschriften für Gemeinschaftseinrichtungen (§ 34 IfSG)
|
Sonderfall Meningoenzephalitis |
Die handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis):
|