Definition |
Unter Migräne versteht man chronisch starke Kopfschmerzen, die in Episoden schlagartig auftreten
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Weitere Bezeichnungen (Synonyme) |
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Vorkommen (vor allem bei) |
- Frauen: 20. – 50. Lebensjahr
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Formen |
- Migräne ohne Aura (einfache/gewöhnliche Migräne):
- Allgemein: häufigste Form
- Symptome: ohne Aura, aber sehr akut auftretender, einseitiger Kopfschmerz mit vegetativen Begleitsymptomen/audiovisuelle Missempfindungen
- Untergruppen: rein menstruelle Migräne ohne Aura, Menstruations-assoziierte Migräne ohne Aura, nicht menstruelle Migräne ohne Aura
- Migräne mit Aura (klassische Migräne):
- Symptome: Kopfschmerzen mit Aura, die Krankheitszeichen verschwinden beim Abklingen der Migräne
- Unterformen: Migräne mit typischer Aura, Migräne mit Hirnstammtrauma (Sprechstörung, Hörminderung, Ohrgeräusche, Doppelbilder, Gangunsicherheit Bewusstseinsstörung), hemiplegische Migräne (ähnliche einer Hemiparese: Sprachstörungen, Sensibilitätsstörungen, motorische Störungen), retinale Migräne (Gesichtsfeldausfälle, Flimmerskotome, vorläufige Erblindung), rein menstruelle Migräne mit Aura, Menstruations-assoziierte Migräne mit Aura, nicht menstruelle Migräne mit Aura
- komplizierte Migräne (chronische Migräne):
- Symptome: die neurologischen Störungen dauern länger und können den Anfall überdauern
- Migränekomplikationen: Status migraenosus, migränöser Infarkt, migränöser Infarkt
- wahrscheinliche Migräne
- Symptome: ohne oder mit Aura
- episodische Symptome, die mit einer Migräne einhergehen
- Symptome: wiederkehrende Verdauungsstörungen, vestibuläre Migräne
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Einteilung nach den Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) |
- A: mindestens 5 Attacken der Kriterien B-D
- B: Kopfschmerzattacken, die 4-72 Stunden andauern
- C: Kopfschmerz mit mindestens 2 der unten aufgeführten Symptome:
- einseitig
- pulsierend
- mittlere bis starke Schmerzen
- wird unter Bewegung verstärkt (Bewegung wird vermieden)
- D: währenddes Kopfschmerzes besteht mindestens eines der folgenden Symptome:
- Übelkeit/Erbrechen
- erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht oder/und Geräuschen
- E: der Kopfschmerz ist nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen
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Pathogenese |
Durch übermäßige Ausschüttung von Serotonin (Nervenbotenstoff) kommt es zur Gefäßengstellung im Gehirn
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Ursachen |
- 50 % unbekannt
- erblich, hormonell, allergisch, Störungen der inneren Sekretion (Leber, Galle), Wirbelsäule, Lebensstil
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Auslöser |
- Allgemein: Wetterumschwung, Belastung, Entlastung, Schlafmangel, Zeitverschiebung, körperliche Anstrengung, Reizüberflutung (Lärm/ Lichteffekte/ Gerüche)
- psychische Belastung: Stress, nach Operationen, Angst, emotionale
- Noxen: Alkohol, Kaffee
- Erkrankungen: HWS-Beschwerden
- Nahrungsmittel: Schokolade, Käse, Rotwein, Zitrusfrüchte
- Medikamente: Vasodilatatoren, Pille, Stickstoffmonoxid
- Hormone: vor/während der Menstruationsblutung
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Symptome |
- Dauer: einige bis Tage (meist morgens beim Aufstehen).
- Häufigkeit: wenige Male pro Jahr bis täglich.
- Vorphase/Vorbotenphase (Prodromalstadium):
- gilt als Warnzeichen eines beginnenden Migräneanfalls, geht wenige Stunden bis zwei Tage vor den Anfall möglicherweise voraus
- Wahrnehmungsstörungen: Müdigkeit (vermehrtes Gähnen), Licht-/ Geruchs-/ Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen
- Verdauungstrakt: Verstopfungen, Heisshunger auf bestimmte Nahrungsmittel oder Appetitlosigkeit
- Allgemeinsymptome: Stimmungsschwankungen/-veränderungen, gesteigerter Durst, vermehrter Harndrang
- Auraphase: ist aber nur bei max. 20% der Fälle vorhanden
- Sehen/Hören: Sehstörungen (Blitze, Gesichtsfeldausfälle, verschwommenes Sehen), Tränenfluss, Hörminderung, Gleichgewichtsstörungen
- Allgemeinsymptome: Schwindel, Empfindungsstörungen (Kribbeln/ Schwäche in Armen/Beinen), Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Depressivität, Verwirrtheit, Sprachstörungen, neurologische Ausfälle
- die Patienten sind gereizt (übererregt) und suchen Abgeschiedenheit
- Schmerzphase: (Reaktion auf die Ischämie: Dilatation der Arterien); Länge von 60 Minuten bis 3 Tage
- Schmerzen: plötzlich, anfallartig, heftigst, wiederkehrend, Kopf (halbseitig (die Seite kann von Anfall zu Anfall wechseln), Stirn-/ Schläfenbereich, hinter dem Auge), pochend, pulsierend (Schläfenregion, retro-/periorbital ausgehend)
- Allgemeinsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Schwitzen, Tachykardie, Harnflut, Durchfall, Lichtscheu, Reizbarkeit, Geräuschempfindlichkeit
- Neurologie: Sprechstörungen, Lähmungen, Missempfindungen (Finger, Arme, Gesicht)
- Ödemphase (Rückbildphase): durch eine erhöhte Kapillardurchlässigkeit entwickelt sich ein Ödem der Arterienwand und des umgebenden Gewebes; Länge bis zu 24 Stunden
- Schmerz: pochender wechselt mit stetigen ab (konstant, dumpf)
- nach dem Anfall: Harnflut, Euphorie, Durchfall, Abnahme der Kopfschmerzen und der Begleitsymptome, jedoch Müdigkeit/ Angespanntheit noch
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Psychosomatik |
- auslösende Faktoren:
- Klima bedingte Einflüsse
- Menstruation
- Zu lange Bettruhe
- Verselbstständigungsabschnitte (Pubertät, Eheschließung usw.)
- Freude, Furcht, Angst
- Menschentyp:
- starke Mutterbindung
- empfindsam gegen Kränkungen
- verdrängte Feindseligkeit (gegenüber geliebten Personen)
- Versagensängste in Schule, Beruf, Partnerschaft
- Auswirkungen:
- Migräneanfall als Selbstheilungsversuch (Beachtung)
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Diagnose |
Anamnese: Klinik, Kopfschmerztagebuch, Vorerkrankungen, Art der Schmerzen, Medikamente, Genussmittel, Menstruation, Umwelt (Schlaf) Körperliche Untersuchung: neurologische Ausfälle, Blutdruck, Beweglichkeit der Halswirbelsäule, Augenmuskeln Apparative Diagnostik: CT-Kopf (Ausschluss anderer Ursachen), MRT (Hirnblutung?), EEG, Dopplersonografie |
Differentialdiagnose |
- Kopfschmerzen: andere Arten (Spannungskopfschmerz, Cluster-Kopfschmerz), psychosomatisch bedingt
- Gehirn: akute Hirnblutung, Epilepsie, Meningitis, Schlaganfall
- Gefäße: Hypertonie
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Komplikationen |
- Status migraenosus: ein Migräneanfall geht in den Nächsten über
- Migralepsie: zerebrale Krampfanfälle während einer Migräne
- migränöser Infarkt: Hirninfarkt während einer Migräne
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Therapie |
- Allgemeinmaßnahmen: Reizabschirmung (abgedunkelte, geräuscharme Räume), Auslöser meiden, Regulierung des Tagesablaufes, Entspannungsübungen (progressive Muskelrelaxation), kühlende Umschläge, Pfefferminzöl auf die Schläfen, Ausdauersportarten, wechselwarme Fußbäder, Schulter-Nacken-Massagen
- Ernährungstherapie: Magnesium (Bananen), Heilfasten, kein Alkohol, koffeinhaltige Getränke, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E, Selen, Pantothensäure, Vitamin-B-Komplex
- Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Baunscheidtieren, Chiropraktiker (HWS), Eigenbluttherapie, Homöopathie, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
- Medikamentöse Therapie: Antiemetika, Analgetika, Serotoninrezeptoren-Antagonisten, ASS, Betarezeptorenblocker
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Prognose |
Die kindliche Migräne verliert sich zu 50% nach der Pubertät, bei Erwachsenen sehr variabler Verlauf.
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