Krankheiten
Milzbrand

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Milzbrand (Anthrax)

Infektionskrankheit, die vom Rind, Schwein, Schaf, Pferd auf den Menschen übertragen wird.

Leitmerkmale: je nach den befallenen Organen: Haut, Lunge, Darm, blauschwarzes Knötchen
Erreger Milzbrand- Bazillus (Bacillus anthracis), großes, unbewegliches Stäbchen (grampositiv), bildet Sporen (in Wolle, Haare, Knochen)

Ausbreitung Ubiquitär (v.a. in Afrika, Asien, Südamerika), die Sporen befinden sich im Boden (die Tiere infizieren sich bei der Futteraufnahme)

Ansteckung
  • Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Produkten (Tierhäute, Wolle)
  • keine Ansteckung von Mensch zu Mensch
  • der Erreger tritt entweder über die Haut (Darminhalt, Kot, Erde) oder über die Atemwege (Staub) ein oder wird z. B. durch verseuchtes Fleisch aufgenommen, entsprechend entwickeln sich die verschiedenen Krankheitsbilder (Haut, Lunge, Darm)
Inkubationszeit 1-7 Tage

Symptome
  • Hautmilzbrand
    • am häufigsten vorkommende Form (95 %), v.a. Hände, Unterarme, Gesicht, Hals befallen
    • an der Eintrittsstelle entwickelt sich zunächst ein Knötchen auf gerötetem Grund (schmerzlos, juckend, seriös-blutiger Inhalt), später verfärbt es sich bläulich-schwärzlich
    • daraus entwickelt sich ein Bläschen, das eintrocknet
    • nach ca. 12-15 Std. entwickelt sich daraus der charakteristische Milzbrand-Karbunkel (schmerzlos mit schwarzem, nekrotischen Zentrum und einem rotem ödematösen Hof)
    • Allgemeinsymptome: lokale Lymphknotenschwellung, geringe Temperaturerhöhung und kaum Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens, Milzvergrößerung

Eine wichtige Rolle beim weiteren Krankheitsverlauf spielt der Sitz der Eintrittsstelle des Erregers: je näher am Kopf desto gefährlicher.

  • Lungenmilzbrand
    • wie bei einer atypischen, hämorrhagischen Bronchopneumonie:
    • plötzlich Schüttelfrost, hohes Fieber
    • Dyspnoe, schaumig, blutiges Sputum
    • Kopf-/Glieder-/Brustschmerzen
    • führt unbehandelt innerhalb weniger Tage zum Tod

  • Darmmilzbrand
    • wie bei einer hämorrhagischen Gastroenteritis:
    • blutiges Erbrechen, blutige Stühle
    • Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus, Bauchschmerzen
    • die Milzbrandkarbunkeln im Darm können perforieren und zur Peritonitis führen
Diagnose Anamnese: je nach Art der Erkrankung (Risikogruppen)
Labor: Haut (im Karbunkelsekret), Lunge (im Sputum), Darm (im Stuhl), falls es zu einer Meningitis gekommen ist (Liquor)

Differentialdiagnose
  • pulmonal: Bronchitis, Pneumonie
  • Infektionen: Darminfektion, virusbedingtes hämorrhagische Fieber, Pest, Typhus
  • allgemein: Furunkulose, Hautrotz
Komplikationen Milzbrandsepsis, Leberabszess, Meningitis, ohne Behandlung: Letalität 10-20 %

Immunität/Prophylaxe
  • erkrankte Tiere müssen vergraben oder verbrannt werden, Isolierung der erkrankten Personen
  • meist dauerhafte Immunität
  • aktive Impfung für Personen mit hohem Ansteckungsrisiko
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Isolation, Extremität ruhig stellen
  • Medikamentöse Therapie: Penicillin G
  • Operative Therapie: keine chirurgischen Eingriffe, da diese zur Milzbrandsepsis führen können
Meldepflicht
  • Verdacht, Erkrankung, Tod (§§ 6/8 IfSG)
  • Namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises
Kurzbeschreibung
  • Milzbrand ist eine Zoonose, die hauptsächlich durch Rinder, Schafe, Schweine und Pferde übertragen wird
  • in erster Linie betroffen: Berufsgruppen, die mit diesen Tieren Kontakt haben oder Personen, die Tierprodukte verarbeiten
  • anerkannte Berufserkrankung bei: Landwirten, Fleischern, Tierärzten, Gerbern und Personen aus der tierverarbeitenden Produktion
  • Erreger gelangt über Eintrittspforten (Mikroverletzungen der Haut) in den Körper => Toxinbildung => Schädigung der Leukozyten/zelluläre Abwehr => Milzbrandödem => lymphogene Ausbreitung => Generalisierung (Organe)

 

Merke
Milzbrandsepsis:
Gelangt der Erreger ins Blut kommt es zur Milzbrandsepsis:

  • Schüttelfrost, hohes Fieber
  • schwere Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens: Kopf-/Gliederschmerzen
  • Leber-/Milzschwellung
  • blutiges Erbrechen, blutige Stühle, Hautblutungen als Zeichen einer hämorrhagischen Diathese
  • fast immer letal

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