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Milzruptur

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Milzruptur

Milzriss ist eine weitere Bezeichnung für die Milzruptur. Bei der Milzruptur handelt es sich um ein Zerreißen der Milzkapsel und des Funktionsgewebes (Parenchym). Dies geschieht entweder gleichzeitig mit sofortiger Blutung in die freie Bauchhöhle (einzeitige Milzruptur) oder es findet erst eine Parenchymverletzung statt und die Kapsel reißt Stunden bis Wochen später (zweizeitige Milzruptur). Bei einer einzeitigen Milzruptur kann mit der Operation noch zugewartet werden. Der Betroffenen muss aber engmaschig mittels Vitalfunktionskontrolle auf der Intensivstation über die nächsten Tage nach dem Unfall überwacht werden. Wird er dabei kreislauinstabil, muss sofort operiert werden (Notfall). Hauptursache für die Milzruptur sind stumpfe Bauchtraumen.


Leitmerkmale: Schock, Bauchdeckenspannung
Definition Unter Milzruptur versteht man einen Riss der bindegewebigen Kapsel der Milz

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Milzriss
Einteilung/
Pathogenese
  • einzeitige Milzruptur:
    • Ursachen: Verletzung von Milzparenchym und Kapsel
    • Symptome: gleichzeitig mit der Verletzung tritt eine Blutung in die freie Bauchhöhle ein, Hypovolämie
    • Symptomatik: erst 1-2 Stunden nach dem Geschehen (innerhalb von 48 Stunden)
  • zweizeitige Milzruptur:
    • Ursachen: zunächst kommt es zum Parenchymeinriss (Hämatom in der Milz), die Milzkapsel ist aber noch erhalten
    • Symptome: meist ohne Symptome (wird leicht übersehen), danach stiegt der Druck in der Kapsel durch das sich verstärkende Hämatom, Hypovolämie
    • Symptomatik: Stunden-Wochen später gibt die Kapsel den Druck nach und reißt
Typen/Schweregrade
  • Typ I: isolierte Kapselrisse, subkapsuläres /nicht expandierendes Hämatom
  • Typ II: Verletzung der Kapsel und des Parenchyms ohne Verletzung des Milzhilus/Segmentarterien
  • Typ III: Verletzung von Kapsel/Parenchym, Blutung der Segmentarterien
  • Typ IV: Verletzung von Kapsel/Parenchym/Segment-/Hilusgefäße, Abriss des Gefäßstiels
  • Typ V: Organberstung/Ausriss des Organs im Milzhilus mit Unterbrechung der Gefäßversorgung
Ursachen
  • Verletzung: stumpfes Bauchtrauma (Messerstich, Arbeits-/Verkehrs-/ Sportunfall usw.; bei bestehender Splenomegalie reicht schon ein Bagatelltrauma), linksseitiger Rippenbruch
  • nicht-traumatisch:  Virusinfektionen (infektiöser Mononukleose), Malaria, Typhus, Pfortaderthrombose, Tumoren (Lymphome, Hämangiome, Leukämie, Metastasen), hämatologische Erkrankungen (Leukämie, Polycythaemia vera, Morbus Werlhof), Entzündungen (Leber/Pankreas, Autoimmunerkrankungen, Amyloidose), Milz (Splenomegalie, Zysten), Bauchoperationen (Einsatz von Bauchhaken)
Risikofaktoren für eine verstärkte Blutung
  • Einnahme von blutverdünnenden Mittel
Symptome
  • zweizeitig: anfangs meist asymptomatisch mit leichten Schmerzen/ Druckschmerz im linken Oberbauch, danach Symptome:
  • einzeitig:
    • hypovolämischer Schock: Blutdruckabfall, Tachykardie, Kaltschweißigkeit, Schonatmung, Oligurie, Angst, Unruhe
    • Atemsystem: Tachypnoe, Hyperventilation
    • Schmerzen: plötzlich, heftig oder Druckschmerz linker Oberbauch, ausstrahlend in die linke Schulter (positives Kehr-Zeichen)
    • bzw. in den Rücken (linke Flanke)
    • Allgemeinsymptome: Bauchdeckenspannung, evtl. Prellmarken am linken Oberbauch
Diagnose Anamnese: Klinik, Trauma, Vorerkrankungen, Medikamente
Körperliche Untersuchung: druckschmerzhaftes Abdomen, Prellmarken, Abwehrspannung
  • Perkussion: an der linken Flanke gedämpft
  • Kehr-Zeichen (positiv): ausstrahlender Schmerz in die linke Schulter und Berührungsempfindlichkeit der Haut
  • Saegesser-Zeichen (positiv): Milzpunkt (seitlich li. Hals) druckschmerzhaft
Labor: Blutbild (Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozyten, Leukozyten), Gerinnung, Blutgasanalyse, Nieren-/Leberwerte, Elektrolyte, Urinstatus
Apparative Diagnostik: Sonografie, Röntgen (Thorax/Abdomen), CT, Laparotomie
Differentialdiagnose
  • Milzabszess
  • Milzinfarkt
  • Gastroduodenale Ulcuserkrankung
  • Peritonitis
  • Herzinfarkt
Komplikationen
  • Schock
Therapie NOTFALL:
  • Allgemeinmaßnahmen: Kreislaufstabilisierung (Flüssigkeit/ Medikamente), Bluttransfusionen
  • Operative Therapie: Milzteilresektion oder Splenektomie, verklebenmit Fibrinkleber (nach einer Splenektomie: erhöhte Gerinnungsneigung, wiederholte bakterielle Infektionen, allgemeine Abgeschlagenheit)
Notfall

Notfallmaßnahmen bei der Milzruptur:

  • - Anruf: Notarzt
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • - Lagerung: Schocklage, bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • - Reanimation: wenn nötig
  • - Zusatzmaßnahmen: v.- Zugang, evtl. isotonische Kochsalzlösung