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Krankheiten
Mitralklappeninsuffizienz

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Mitralklappeninsuffizienz

Mitralinsuffizienz ist eine weitere Bezeichnung für die Mitralklappeninsuffizienz. Bei der Mitralklappeninsuffizienz kommt es zu einer Schlussunfähigkeit der Mitralklappe (besteht aus 2 Segeln, 2 Kommissuren, ca. 60- 80 Sehnenfäden, 2 Papillarmuskeln). Bedingt dadurch kommt es zu einem Rückstrom des Blutes in den Vorhof (oft mit Mitralklappenstenose, Mitralklappenprolaps kombiniert) und damit zur Volumenbelastung des linken Herzvorhofes und der linken Herzkammer. Die Erkrankung gehört zu der Oberrubrik Herzklappenfehler und ist die häufigste Erkrankung der Mitralklappe. Leichte Formen sind harmlos, gehören aber weiter beobachtet, schwere Formen müssen operiert werden.


Leitmerkmale: Symptome oft lange gering ausgeprägt
Dyspnoe mit nächtlichem Husten, leiser 1. Herzton; 3. Herzton
Definition Als Mitralklappeninsuffizienz bezeichnet man eine teilweise Undichtigkeit/ Schlussunfähigkeit der Mitralklappe

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Mitralinsuffizienz
Pathogenese Durch eine chronische Erkrankung der Mitralklappe fließt während der Kammersystole das Blut nicht nur in Richtung Aorta, sondern auch von der linken Herzkammer zurück in den linken Herzvorhof (Pendelblut). Es kommt zu einer Hypertrophie der linken Kammer (um den Defekt auszugleichen) und zu einer Dilatation des linken Vorhofes mit Linksherzinsuffizienz (Vorhofflimmern). Schließlich staut sich das Blut in den Lungenkreislauf zurück (=> Rechtsherzbelastung mit Lungenödem und Rechtsherzinsuffizienz), wobei die systolische Auswurfleistung des linken Herzens immer weiter abnimmt (niedriges Herzzeitvolumen)

Einteilung
  • primäre Mitralklappeninsuffizienz: durch angeborene Klappenfehler
  • sekundäre Mitralklappeninsuffizienz: aufgrund von Erkrankungen
Schweregrade (Herzkatheteruntersuchung mit Kontrastmittel)
  • Grad I: minimale Mitralinsuffizienz, keine komplette Kontrastierung des linken Vorhofes
  • Grad II: Regurgitationsfraktion etwa 20-40%, komplette Kontrastierung des linken Vorhofes (nach wenigen Herzaktionen, im linken Ventrikel schwächer)
  • Grad III: Regurgitationsfraktion etwa 40-60%, komplette Kontrastierung des linken Vorhofes und der linken Kammer (nach wenigen Herzaktionen)
  • Grad IV: Regurgitationsfraktion etwa 60-80%, komplette Kontrastierung des linken Vorhofes und der linken Kammer (schon nach der ersten Herzaktion), die Lungenvenen füllen sich mit Kontrastmittel
Einteilung nach Carpentier
  • Grad I: Dilatation des Klappenapparats
  • Grad II: Prolaps des Mitralklappensegels während der Systole
  • Grad III: vorgewölbtes Klappensegel in den linken Vorhof, kehren nicht in ihre Ausgangsituation zurück
Ursachen
  • angeborene Fehlbildungen der Mitralklappe: angeborene Spaltung/ Fehlanlage des Mitralsegels, in Verbindung mit Herzfehlern (Transposition der großen Arterien/ Atriumseptumdefekt/ Ventrikelseptumdefekt)
  • Klappenerkrankungen: Fibrosierung des Papillarmuskels, Sehnenfadenruptur, Verkalkung der Mitralklappe, Mitralklappenprolaps
  • Herzerkrankungen: Herzinfarkt, Endokarditis, dilatative/ hypertroph-obstruktive Kardiomyopathie,
  • Gefäßerkrankungen: Aortenstenose
  • Bindegewebserkrankungen: Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Stoffwechselerkrankungen: Morbus Hurler, Mucopolysaccharidose I
  • Erkrankungen: rheumatischen Fieber, Lupus erythematodes
  • Trauma: Thorax (Ruptur des Klappenhalteapparates), mediastinale Bestrahlungen
  • Medikamente: Chemotherapeutika
Risikofaktoren
  • erhöhter peripherer Widerstand: Hypertonie, Aortenstenose
  • verlängerte Systole: Tachykardien
Symptome Meist bleibt der Patient jahrelang beschwerdefrei:
  • Allgemeinsymptome: Schwächegefühl, Müdigkeit, Schwindel, beginnende Belastungsdyspnoe, Herzklopfen, Hypotonie, Abnahme der Leistungsfähigkeit
  • Zeichen einer Linksherzinsuffizienz/Pulmonalen Hypertonie: Dyspnoe, Orthopnoe, Asthma kardiale, Vorhofflimmern, nächtliche Hustenanfälle
  • bei „durchgestauter“ Rechtsherzinsuffizienz: Symptome der Rechtsherzinsuffizienz (Stauungsleber, Stauungsniere, Halsvenenstauung)
  • später: Lungenödem, arterielle Embolien
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen
Körperliche Untersuchung:
  • Inspektion: periphere Zyanose, hebender Herzspitzenstoß, präkardiale Pulsaktionen
  • Auskultation: auffallend leiser 1. Herzton, oft 3. Herzton, kurzes Diastolikum
  • Palpation: Herzspitzenstoß nach links und unten verlagert (lateral-kaudal)
Apparative Diagnostik: EKG (unspezifische Veränderungen, evtl. Vorhofflimmern), Röntgen (Vergrößerung des linken Ventrikels/Vorhofs), Echokardiografie (Nachweis, Schweregradbestimmung), Herzkatheteruntersuchungen, Sonografie, CT, MRT
Differentialdiagnose
  • Herz: Ventrikelseptumdefekt, Trikuspitalklappeninsuffizienz, Aortenklappenstenose
Komplikationen
  • Lungenödem
  • Embolien (Vorhofflimmern): Herz-/Darm-/Nierengefäße)
  • bakterielle Endokarditis
Therapie Je nach Schwere des nicht funktionierendes Verschlusses:
  • Allgemeinmaßnahmen: Schonung (leichtere Fälle)
  • Medikamentöse Therapie: Digitalis, Antikoagulantien, ACE-Hemmer, Endokarditisprophylaxe, Diuretika (bei Stauung), Vasodilatatoren
  • Operative Therapie:  in schweren Fällen Operation (Klappenersatz)
Prognose Bei leichter Mitralklappeninsuffizienz kaum Beeinträchtigung.