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Mittelohrentzündung

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Mittelohrentzündung

Otitis media ist eine weitere Bezeichnung für die Mittelohrentzündung. Bei der Mittelohrentzündung handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhäute der Paukenhöhle. Verursacht wird sie vor allem durch Bakterien oder Viren. Sie kommt vor allem bei Kindern vor. Es handelt sich meist um eine harmlose Erkrankung, die von alleine ausheilt und nicht ansteckend ist. Es gibt verschiedene Arten der Erkrankung, die hinsichtlich ihrer Häufigkeit und Dauer unterschieden werden. Über die Eustachische Röhre gelangen Bakterien/Viren in die Paukenröhre und verursachen dort eine Entzündung. Nach 2 – 7 Tagen sind die meisten Otitis media-Erkrankungen ausgeheilt.


Leitmerkmale:
Akut: heftigste Ohrschmerzen, Schwerhörigkeit, Fieber
Chronisch: ständiges Ohrlaufen, Schwerhörigkeit, keine Schmerzen
Definition Bei der Mittelohrentzündung handelt es sich um eine Entzündung des Mittelsohrs

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Mittelohrentzündung
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Kinder
Einteilung
  • akute Mittelohrentzündung (Otitis media acuta): plötzlich auftretende Beschwerden
  • chronische Mittelohrentzündung (Otitis media chronica): mindestens 2 Monate bestehende Entzündung
  • rezidivierende Mittelohrentzündung: mindestens 3 Entzündungen innerhalb eines halben Jahres oder 4 Stück innerhalb eines Jahres
  • geschlossene Mittelohrentzündung: durch Adhäsionen (Verwachsungen), operatives Öffnen durch Paukenröhrchen zum Sekretabfluss
  • offene Mittelohrentzündung: Dauerperformation des Trommelfells, Eiter kann abfließen, daher günstiger
Pathogenese Durch eine vorausgehende Erkältung/Infektionskrankheit gelangen Keime über die eustachische Röhre/Blutstrom in die Paukenhöhle und lösen dort eine Entzündung aus, die vereitern kann

Ursachen
  • meist (bakterielle oder virale) über die Tuba aufsteigende Infekte des Nasen-Rachenraumes
  • selten Infektionen von außen durch Trommelfellverletzungen (Badewasser) oder hämatogen
Risikofaktoren
  • Erkältung
  • Rachen-/Mandel-/Nasennebenhöhlenentzündung
  • Masern
  • Scharlach
  • Bakterien: Pneumokokken, Streptococcus pyogenes, Haemophilus influenza, Staphylokokken
  • Viren: Grippeviren (Rhino-/Adeno-Viren)
Symptome
  • akute Otitis media:
    • Allgemeinsymptome: Fieber, Kopfschmerzen, häufig Begleiterscheinungen eines Naseninfektes/Virusinfektes (Grippe, Masern, Scharlach), Abgeschlagenheit
    • Ohr: heftige, pulsierende Ohrenschmerzen mit Schwerhörigkeit, Druckgefühl im Ohr, Druckschmerz auf Tragus/Mastoid, evtl. Ohrgeräusch, Hörminderung (dumpfes Hören)
    • Trommelfell: vorgewölbt, gerötet, oft Spontanperforation (Ohrlaufen = Otorrhoe: Nachlassen der Schmerzen)
    • Begleitsymptome bei Kleinkindern: evtl. Bauchschmerzen, leichte Durchfälle, Erbrechen, Gedeihstörungen, „Ohrenzwang“ (fassen sich an das erkrankte Ohr)
  • chronische Otitis media: rezidivierende Ohrsekretion, Schwerhörigkeit, meist keine Schmerzen
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen
Körperliche Untersuchung: Hörtest
  • Inspektion: bei chronischer: stets „feuchtes“ Ohr (Otorrhoe), gerötetes Trommelfell, Schallleitungsstörung, Mituntersuchung von Nase, Nasenrachenraum, Nasennebenhöhlen
Apparative Diagnostik: Otoskopie (Trommelfell gerötet, vorgewölbt), Röntgen (Ausschluss Mastoiditis, rezidivierende Otitis)
Differentialdiagnose
  • Ohr: Paukenergüsse, Tubenkatarrh, Otitis externa, Mastoiditis
  • Kiefergelenk: Arthropathien
  • Wirbelsäule: Zervikal-Syndrome, Entzündungen im Hals-/ Rachenbereich
Komplikationen
  • Trommelfellperforation
  • Mastoiditis: Entzündung der Schleimhaut in den lufthaltigen Zellen des Processus mastoideus
  • Sinusthrombose (Verstopfung der Sammelstelle)
  • Fazialisparese (durch Entzündung des Nervs), Gesichtslähmung
  • Labyrinthitis (Gleichgewichtsstörung, Augenzittern)
  • Hirnabszess
  • Meningitis
  • chronische Otitis
  • Sepsis
  • Tinnitus
  • Verzögerung der Sprachentwicklung
  • Vernarbung des Trommelfells
  • Schalleitungsschwerhörigkeit
Therapie Die Trommelfellperforation heilt meist spontan aus:
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Symptome und Ursachen, bei akuter Otitis media: Bettruhe, Wärmebehandlung, Zwiebel-/Heilerdeauflage, Rotlicht
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Bachblüten, Blutegel, Cantharidenpflaster, Eigenbluttherapie, Enzymtherapie, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Sonnenhut, Kamille, Zwiebel), Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika, abschwellende Nasentropfen (Tubenbelüftung) Cave: keine Ohrtropfen (Infektverschleppung), Analgetika
  • Operative Therapie: Adenotomie, Parazentese, evtl. Paukenröhrchen zur Drainage, Tympanoplastik (Verschluss des Trommelfells)
Sonderformen
  • Scharlach-Otitis: Gefahr der Nekrose des Mittelohres, frühzeitig Antibiotika
  • Säuglings-Otitis: ausgeprägte Allgemeinsymptome (hohes Fieber, Dyspepsie: Fehlverdauung, Bauchschmerzen, Fieberkrämpfe), Schmerzen beim Berühren des Ohres
Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer akuten Otitis media:

  • - Anruf: Notarzt
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, Patient zudecken
  • - Lagerung: erhöhter Oberkörper
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig (bei neurologischen Symptomen)
Merke
Kleine Kinder mit unklaren Beschwerden und Fieber immer Ohren mit untersuchen.
Merke
Ohrenschmerzen und Fieber sind immer ein Alarmsyndrom, das abgeklärt gehört.