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Morbus Kahler

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Morbus Kahler

Plasmozytom, multiples Myelom, Knochenmarkkrebs, Plasmazellmyelom sind weitere Bezeichnungen für den Morbus Kahler. Der Morbus Kahler ist eine unkontrollierte Wucherung von Plasmazellen im Knochenmark und damit ein Knochenmarkkrebs. Es zählt zum aggressives Non-Hodgkin-Lymphom der B-Zellreihe mit Befall des Knochenmarks und tödlichem Ausgang. Es kommt hierbei innerhalb des Knochenmarks zu einer Vermehrung der Plasmazellen. Dies löst eine Überproduktion von funktionslosen Immunglobulinen aus (Paraproteine), die die Immunabwehr beeinträchtigen, und die Bildung von Leichtkettenproteinen (Bence-Jones-Proteine). Die Plasmazellen befallen verschiedene Stellen des Skelettsystems und lösen dort Knochenschmerzen und Wucherungen innerhalb der Knochen aus. Die normalen Zellen im Knochenmark werden durch die unkontrollierte Wucherung der Plasmazellen immer weiter verdrängt. Die Knochensubstanz schwindet. Meist wird unterschieden zwischen einem Plasmozytom (ein einzelner Tumorherd) und einem multiplen Myelom (mehrere Tumorherde). Die Krankheitszeichen sind je nach betroffener Person sehr verschieden und auch die Prognose ist sehr variabel.


Leitmerkmale: schleichender Beginn mit ziehenden Knochenschmerzen, Spontanfrakturen, BSG stark beschleunigt
Diagnose Als Morbus Kahler bezeichnet an eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks mit vermehrter Bildung von Plasmazellen

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Plasmozytom
  • Multiples Myelom
  • Knochenmarkkrebs
  • Plasmazellmyelom
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Männer: zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr
Einteilung
  • IgG bildende Myelome
  • IgA bildende Myelome
  • Leichtkettenmyelome
  • IgD bildendes multiples Myelom
Einteilung nach Revised International Staging System
  • Stadium I: Beta-Mikroglobulin gleich/kleiner 3,5 mg/dl, Albumin gleich/größer 3,5 g/dl, LDH gleich/kleiner obere Norm, Standardrisiko-Zytogenetik
  • Stadium II: Zwischenstadium, keine vollständigen Kriterien von Stadium III
  • Stadium III: Beta-Mikroglobulin gleich/größer 5,5 mg/dl, LDH obere Norm, Hochrisiko-Zytogenetik
CRAB-Kriterien
  • Hyperkalziämie
  • Niereninsuffizienz
  • Anämie
  • Knochenläsionen
Pathogenese Die durch die B-Lymphozyten gebildeten Plasmazellen entarten im Knochenmark und bilden ihrerseits unkontrolliert große Mengen an Antikörpern (IgG, IgA), die aber nicht funktionstüchtig sind und schließlich das Knochenmark befallen. Dazu steigen die Plasmaproteine an, es kommt zur Mikrozirkulation/Hyperviskosität und somit zur Einschränkung der Nierenfunktion

Ursachen
  • unbekannt
Risikofaktoren
  • ionisierende Strahlen
  • chronische Infektionen
  • Pestizide
  • höheres Lebensalter
  • geschwächtes Immunsystem
Symptome
  • Frühsymptome: ziehende Knochenschmerzen (Wirbelsäule, Rippen) ohne erkennbare Ursache, Müdigkeit, Leistungsknick, Miktionsbeschwerden (beginnende Nierenschädigung), Infektanfälligkeit, evtl. pathologische Frakturen
  • später dann:
    • Allgemeinsymptome: Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Gewichtsverlust, subfrebrile Temperaturen, Nachtschweiß, Leistungsschwäche, Polyneuropathie
    • Knochen: diffuse Knochenschmerzen (Kreuz, Hinterkopf), Auftreten von Spontanfrakturen, „Schrotschussschädel“
    • Hyperkalzämische Krisen
    • Nieren: Proteinurie (ohne Beschwerden), Niereninsuffizienz, Oligurie, Ödeme, nephrotisches Syndrom
    • Blut (Verdrängung des blutbildenden Knochenmarks): Anämie, Leuko-/ Thrombopenie (Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel), Gerinnungsstörungen (Nasenbluten), Blutungsneigung, erhöhte Thromboseneigung (Milzinfarkt)
    • Immunsystem: Infektneigung
Diagnose Anamnese: Allgemeinbefinden, Vorerkrankungen, Medikamente
Körperliche Untersuchung:
  • Inspektion: blasse, bräunliche Hautpigmentierung, Auftreibungen an Schädel/Rippen/Brustbein
  • Palpation/Perkussion: Druck-/Klopfschmerz der Wirbelsäule/des Skeletts
Labor: Blutbild (Anämie, Granulo-/Thrombopenie), Differenzialblutbild, BSGstark erhöht(Ausnahme: Bence-Jones Plasmozytome mit normaler oder leicht erhöhter BSG), CRP, Urinelektrophorese, Serumelektrophorese (Gesamteiweiß stark erhöht), Albumine  erniedrigt, LDH, Kalzium erhöht, Leberwerte, AP  erhöht, Nierenwerte (Kreatinin erhöht, GFR, Harnstoff), Bence-Jones Proteineim Harn
Apparative Diagnostik: Knochenmarkspunktion, Röntgen (Schädel/ Rippen/ Wirbelsäule/ Oberarm/-schenkel, Becken), Knochenszintigramm, CT, MRT, Szintigrafie
Differentialdiagnose
  • maligne Erkrankungen des blutbildenden Systems: chronisch lymphatische Leukämie
  • Bewegungsapparat: Rheumatismus, Osteoporose
  • Kopf/Gehirn: gewöhnliche Kopfschmerzen, Migräne
  • allgemein: traumatische Frakturen, Niereninsuffizienz, Autoimmunerkrankungen
Komplikationen
  • Niereninsuffizienz (nephrotisches Syndrom)
  • Knochenbrüche (Querschnittslähmungen
  • Infektanfälligkeit
  • Durchblutungsstörungen
  • Blutungen
Therapie Bei symptomlosen Patienten: abwarten:
  • Allgemeinmaßnahmen: Stärkung des Immunsystems, Sport, Bewegung
  • Ernährungstherapie: Vitamin C, E, Selen, Zink
  • Naturheilkundliche Therapie: Thymus, Mistel, Entgiftungstherapie
  • Medikamentöse Therapie: Chemotherapie nach speziellen Therapieprotokollen, Analgetika, Immunglobuline, Biphosphonate, Glucokortikoide, Proteasom-Hemmer
  • Operative Therapie: Stammzelltransplantation, Bestrahlung, Frakturbehandlung
Prognose Nicht heilbar, wenige Monate bis mehrere Jahre Überlebenszeit, abhängig vom Stadium.