Anästhesie
Nahrungskarenz (Nüchternheit)

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Nahrungskarenz (Nüchternheit)

Zur Vermeidung einer Aspiration von Mageninhalt in die Atemwege.

Allgemein
  • diese Empfehlungen gelten nicht bei  Notfall-Operationen (hier steht die Lebensbedrohung, wenn nicht sofort operiert wird, im Vordergrund
  • ist der Patient nicht nüchtern  muss dann eine Regionalanästhesie (wenn noch möglich) oder eine RSI (Rapid Sequence Induction) durchgeführt werden
  • ein 6 stündliche Nahrungskarenz ist keine Gewähr für einen leeren Magen
Feste Nahrung/Milch
  • 6 Stunden vor der Operation keine Zufuhr mehr
Flüssige Nahrung
  • klare Flüssigkeiten kann man bis 2 Stunden vor der Operation zu sich nehmen
Rauchen
  • am Vorabend vor der Operation einstellen, da es sonst zu einer perioperativen hypoxischen Komplikation kommen kann ( durch Kohlenmonoxid verursacht)
Faktoren, die eine Magenentleerung verzögern
  • große Mengen an Nahrung
  • schwer Verdauliches
  • gastroösophagealer Reflux
  • Ileus
  • Stenosen im Bereich des Magens
  • Adipositas
  • erhöhter intraabdomineller Druck
  • gesteigerter Hirndruck
  • Schwangerschaft
  • Psyche; Stress/Schmerzen
  • Medikamente: Opoide, Anticholinergika, Sedativa
  • Alkohol
Medikamente
  • die meisten können am OP-Tag eingenommen werden
  • abzusetzen sind v.a. orale Antidiabetika, MAO-Hemmer, Gerinnungsmittel
Medikamentöse Aspirationsprophylaxe Wird kurz vor der Operation gegeben zur Hemmung der Magensaftproduktion (Abnahme des Volumens  des Magensaftes) und Neutralisierung des Magensaftes. Die routinemäßige Zufuhr bei nüchternen Patienten ist nicht notwendig, sie erfolgt v.a. bei Notfallpatienten und bei Schwangeren.

  • H2-Rezeptorenantagonisten (Cimetidin, Ranitidin): hemmen die Magensaftproduktion, die Magensäure wird alkalisch (150 -200 mg, 2 Stunden vor der Operation)
  • Natriumzitrat: Neutralisierung des Magensaftes, hat eine sehr schnelle Wirkung (20- 30 ml 10- 30 Min. vor der Operation)
  • Metoclopramid: Beschleunigung der Magenentleerung, Tonuserhöhung des Ösophagussphinkters (10 mg, 1 Stunde vor Operationsbeginn)
Vermehrte Aspirationsgefahr bei
  • Ileus
  • Hiatushernie
  • Refluxerkrankung
  • abdominelle Tumoren
  • erhöhter intrakranieller Druck
  • Herzstillstand
  • Aszites
  • Adipositas per magna
  • Hypothyreose
  • Schwangerschaft
  • Alkohol-/Drogenabusus
  • akutes Trauma
  • Noteingriffe im Bauchraum
  • Angst, Aufgeregtheit
  • Stress
Verhalten bei Aspiration Schon Mengen unter 25 ml Magensaft können zu einer Pneumonie führen, die sich weiter zu einem ARDS entwickelt. Bei  konsequenter Therapie führt die Aspiration dennoch bei 5 -10 % der Fälle zum Tod.

  • Allgemein:
    • je höher der pH-Wert  des Aspirats, desto mehr Bakterien sind in ihm
    • sind Fremdkörper im Aspirat kommt es zu Atelektasen, bei großen Fremdkörpern sogar zur Erstickungsgefahr

  • Durchführung:
    • den Patienten reintubieren (PEEP 5 -10 cm H2O, 100% Sauerstoff)
    • Absaugen des Aspirats über den Tubus
    • Auffangen einer Probe des Aspirats (Bestimmung des pH-Wertes, mikrobiologische Untersuchung)
    • bei Bronchospasmus werden Glukokortikoide und Bronchodilatatoren gegeben
    • bei Bakterien im Aspirat (Antibiogramm) werden gezielt Antibiotika gegeben
    • Bronchoskopie: Entfernung von festen Bestandteilen des Aspirats, Lavage (Spülung)  zur Entfernung kleinerer Bestandteile
    • Röntgenaufnahme: Atelektasen, Lungenödem
    • Überwachung des Patienten auf der Intensivstation

gg