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Nebenschilddrüsenüberfunktion

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Nebenschilddrüsenüberfunktion

Hyperparathyreoidismus: gesteigerte Sekretion oder regulative Erhöhung des Parathormons (PTH) durch die Nebenschilddrüse mit Hyperkalziämie und allgemeinen Knochenabbau.

Leitmerkmale:  „Stein-/Bein-/Magenpein“, Nephrolithiasis, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Osteopathie
Einteilung
  • primäre Überfunktion: die Epithelkörperchen bilden zu viel Parathormon
  • sekundäre Überfunktion: Reaktion auf einen zu niedrigen Kalziumspiegel im Blut (chronische Stimulation der Epithelkörperchen)
Pathogenese Durch eine vermehrte Sekretion des Parathormons kommt es zur Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut (Kalzium wird im Knochen vermehrt abgebaut; Skelettveränderungen), und zu einer Einlagerung in Gewebe (Verkalkungen, Nierensteine).

Ursachen
  • primäre Ursachen: Adenom (80%, v.a. Frauen), Hyperplasie der Hauptzellen (Epithelkörperchen), Karzinom, Röntgenbestrahlung der Halsregion
  • sekundäre Ursachen: chronische Malabsorption (Kalzium), kalziumarme Ernährung, chronischer Niereninsuffizienz, Leberzirrhose, Cholestase, Sprue, fehlende UV-Bestrahlung (Sonnenlicht), Dialysetherapie
Symptome Meist keine Beschwerden, sonst Symptome der Hyperkalzämie

  • Allgemeinsymptome: Desorientiertheit, Gedächtnisstörungen, Gewichtsabnahme, Konjunktivitis, Appetitlosigkeit
  • „Steinpein“: Nierensteine, Arteriosklerose (erhöhter Kalziumspiegel), Gallensteine
  • „Beinpein“: Knochenschmerzen (Osteoporose, Rundrücken), Osteomalazie (vermehrter Knochenabbau/Knochenbrüche) , Gelenkschmerzen, bei Kindern Minderwuchs
  • „Magenpein“: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, evtl. Magen-/ Duodenalgeschwür, Obstipation, Meteorismus, akute Pankreatitis
  • kardial/vasal: Hypertonie, Arrhythmie, Digitalisüberempfindlichkeit
  • nerval: leichte Ermüdbarkeit, Muskelschwäche/-atrophie, Reflexabschwächung, Erregbarkeit der Nerven/Muskeln herabgesetzt
  • renal: Polyurie, Polydipsie, Nykturie, Nierenkoliken, Kalkablagerungen
  • psychisch: Apathie, Euphorie, Depression, Verstimmung, Antriebsarmut, chronische Müdigkeit
Diagnose Meist unauffällig

Labor: Parathormon ↑, Kalzium ↑, AP ↑, Kalzitonin ↑, Phosphat ↓, Kalium↓, Gesamteiweiß normal, Kreatinin↑, Urin: Kalzium/Phosphat ↑
Apparative Diagnostik: Röntgen (Entkalkungen, Ostitis?), Sonographie (Hals/Bauch, Steine?, Vergrößerung?), CT, MRT, Szintigraphie, EKG (Herzrhythmusstörungen?)

Differentialdiagnose
  • Knochen: Osteomalazie, Osteoporose
  • Stoffwechsel: Hyperthyreose, Nebennierenrinden-Insuffizienz
  • allgemein: Sarkoidose, Tumoren, Infektionen (Tbc, AIDS), Diabetes mellitus
Komplikationen Kalkablagerungen in Organen/Arterien, Nephrolithiasis, schwere Psychosen,
Hyperkalzämische Krise (Nierenversagen, Somnolenz bis Koma, Herzrhythmusstörungen)

Therapie
  • Ernährungstherapie: reichliches Trinken (> 2l/Tag), kalziumreiche Mineralwasser meiden
  • renal bedingte Überfunktion: Verminderung der Phosphorzufuhr, Phosphatbinder, Eiweißeinschränkung: kein Schmelzkäse, Leberwurst usw.
  • bei chronischen Erkrankungen: Vitamin D, Kalium, Calcitonin, Diuretika, aluminumhaltige Präparate, Biphosphonate
  • Operative Therapie: Parathyreoidektomie
Prognose Heilbar, wenn die Epithelkörperchen rechtzeitig entfernt werden, schwere Schäden an Knochen/Nieren sind irreversibel.

Sonderfall:
Hyperkalzämische Krise
Durch unbehandelten Hyperparathyreodismus kann es zur hyperkalzämischen Krise kommen:

  • Symptome: Oligurie/Anurie, Erbrechen, Oberbauchschmerzen, Bewusstseinseintrübung bis Koma, Herzrhythmusstörungen, Exsikkose, Fieber
  • Komplikationen: Volumenmangelschock, akutes Nierenversagen

 

Notfall

HyperkalzämischeKrise:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
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Hypokalzämische Krise (NOTFALL):

Symptome: Angst, Pfötchenstellung der Hände, Fischmaulstellung des Mundes, Kopfschmerzen, Myoklonien, bei erhaltenem Bewusstsein.

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