Definition |
Bei Nierensteinen handelt es sich um Konglomerate von im Harn gelöste Substanzen
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Weitere Bezeichnungen (Synonyme) |
- Nierenkonkrement
- Nephrolith
- Calculus renalis
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Vorkommen (vor allem bei) |
- Männer: zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr
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Einteilung |
- Nierensteine: Nierengriess (kleine Steine, Nierenausgusssteine (füllen das Nierenbecken aus)
- Harnleitersteine
- Blasensteine
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Arten |
- Kalziumhaltige Steine (70%) (Kalziumoxalat-/Kalziumphosphat-Steine): gelblich bis schwarz
- Harnsäuresteine (Uratsteine 15 %): gelbbraun bis rotbraun, Gicht
- Magnesium-Ammonium-Phosphatsteine (10% Struvitsteine)
- Infektsteine (Struvit-Carbonataparit-Steine) (5%)
- Zystinsteine (selten): gelblich, hart
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Pathogenese |
Aus dem Urin fallen Kristalle aus, die sich miteinander verbinden und zu Steinen werden. Dies geschieht umso leichter, je geringer der Abfluss ist. Die Steine können das Harnleiterlumen verengen, zum Rückstau des Harns und zu Koliken führen
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Ursachen |
- Allgemein: Senkniere, Harnleiterverengungen, Zystennieren
- Kalziumsteine:
- Störung des Kalziumstoffwechsels: Hyperparathyreoidismus, Hyperkalziurie, Immobilisation (Kalziumfreisetzung aus den Knochen), Knochenmetastasen
- enterale Hyperabsorption von Oxalat: Morbus Crohn, Colitis ulzerosa, Leberzirrhose
- Ernährung: kalziumreich, selten: oxalatreich (Rhabarber, Spinat, Tomaten)
- Vitaminintoxikation: massive Zufuhr von Vitamin C, Vitamin-D-Hormon, Kalzium-Präparaten
- alkalischer Urin: Bildung von Phosphat-Steinen (Löslichkeit von Phosphaten herabgesetzt, v.a. bei hohem Nitrit-Gehalt nach bakteriellen Infektionen), zu wenig Flüssigkeitsaufnahme
- Harnsäure- (Urat-)Steine: Gicht, Überangebot an Nahrungspurinen (Fleisch), Alkoholbelastung, Zellzerfall bei Tumoren bzw. Zytostatika (Bildung von Harnsäurekristallen v.a. im sauren Milieu), Medikamente
- Magnesium-Ammonium-Phosphatsteine: infektbedingte Alkalisierung des Harns führt zur Steinbildung, Bakterien wirken als Kristallisationskeime (verursachen keine Koliken)
- Zystinsteine: bei erblichen Stoffwechselerkrankungen
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Risikofaktoren |
- wiederholte Nierenerkrankungen (Infektionen)
- Harnstau (Abknickungen)
- Nierenanomalien
- erhöhter Flüssigkeitsverlust
- geringe Trinkmenge
- hohe Kochsalz-/ Proteinzufuhr
- eiweißreiche Ernährung
- Immobilisation
- Alter
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Physiologische Engen |
Hier befinden sich die meisten Steine:
- Abgang aus dem Nierenbecken
- Gefäßkreuzung des Venae iliaca communes
- Eintrittsstelle in die Blase
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Symptome |
Häufig symptomlos:
- Leitsymptom: Nierenkolik
- Schmerzen (ohne Vorzeichen): heftigste, anfallweise auftretend, wellenartig (schmerzfreie Intervalle), krampfartig, ausstrahlend je nach Lokalisation: v.a. in den Rücken (Lendenbereich), tief sitzende Steine auch bis zur Symphyse, Schamlippen/Hoden, Oberschenkelinnenfläche; Dauer: Minuten-Stunden; im akuten Anfall erfolgt meist ein Steinabgang
- Allgemeinsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost, aber kein nachfolgendes Fieber, Bewegungsdrang während der Kolik (Unruhe, Umhergehen, Treppensteigen bessert oft), Dysurie, Makrohämaturie, reflektorischer Subileus (Stuhl-/Windverhalt), Oberbauchschmerzen
- Große Nierenbeckensteine machen meist nur einen leichten Dauerschmerz: führen zur Schrumpfniere, chronischen Nierenversagen
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Diagnose |
Anamnese: Vorerkrankungen (Gicht), Trinkmenge, Steinleiden in Familie, wiederholte Harnwegsinfekte, Ernährung (viel Milchprodukte, Schokolade), Schmerzmuster Körperliche Untersuchung: Schmerzen im Bereich von Harnblase und Nierenlager, tastbarer Tumor, Harnblase Labor:
- Urin: Hämaturie, Leukozytose, Bakterien, Kalzium, Harnsäure, Steine, pH-Wert, spezifisches Gewicht, 24 Stunden Sammelurin, Urinkultur
- Blut: Blutbild, BSG erhöht, CRP erhöht, Kalzium erhöht, Harnsäure erhöht, Phosphat erhöht, Kreatinin erhöht, Elektrolyte, Gesamteiweiß, Parathormon
Apparative Diagnostik: Sonografie, Röntgen (Abdomenleeraufnahme), CT, MRT, Ausscheidungsurogramm |
Differentialdiagnose |
- Harnsystem: Niereninfarkt, Nierentumoren/ -metastasen, Nierenvenenthrombose
- Verdauungsapparat: Gallenkoliken, Appendizitis, akutes Abdomen, Divertikulitis, Ileus, Pankreatitis
- gynäkologisch: stielgedrehte Ovarialzyste, Extrauterinschwangerschaft, Adnexitis
- Nervensystem: vertebrales LWS-Syndrom
- Gicht
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Komplikationen |
- Nephrolithiasis
- Urolithiasis
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Therapie |
- Allgemeinmaßnahmen: körperliche Bewegung, Hüpfen, Treppensteigen, Wärmeanwendungen (heiß-feucht, Heublumensack, Fußbäder, heiße Vollbäder)
- Ernährungstherapie: große Trinkmenge, eiweißarme Kost, Purin meiden (Fleisch, Geflügel), wenig Salz, Gemüse, Obst, Vitamin B6, Magnesium, Kalzium
- Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Goldrute, Birke, Petersilie, Pestwurz, Khella), Schüssler Salze
- Medikamentöse Therapie: Analgetika, Spasmolytika, Infusionen
- Operative Therapie: Zertrümmerung (ESWL), Entfernung (Schlingenextraktion, ureterorenoskopische Steinentfernung)
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Prognose |
Rezidivhäufigkeit bei 50-70 %.
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