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Ösophagusdivertikel

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Ösophagusdivertikel

Speiseröhrendivertikel ist die deutsche Bezeichnung für das Ösophagusdivertikel. Beim Ösophagusdivertikel handelt es sich um sackartige Ausstülpungen der Speiseröhrenwand. Meistens ist der obere oder untere Ösophagus davon befallen. Verursacht wird das Ganze durch eine Koordinationsstörung zwischen Sphinktererschlaffung und -motorik. Unterschieden werden hierbei Traktionsdivertikel (Ausstülpung aller Wandschichten) von Pulsationsdivertikel (Ausstülpung der Mukosa durch eine Lücke in der Muskularis-Schicht). Die Ausstülpungen treten an den anatomischen Schwachstellen der Ösophagusmuskulatur auf. Die Beschwerden hängen ganz on der Größe der Ausstülpung ab.


Leitmerkmale: Dysphagie, Fremdkörpergefühl, fauliger Mundgeruch, Hustenreiz bei der Nahrungsaufnahme
Definition Als Ösophagusdivertikel bezeichnet man eine krankhafte Ausstülpung oder Erweiterungen der Wand der Speisröhre, die sich dort in unterschiedlichen Höhen vorfinden

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Speiseröhrendivertikel
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Männer: über 60 Jahre
Einteilung
  • Traktionsdivertikel (20%):
    • Lokalisation: in Höhe der Trachealbifurkation, mittlere Speiseröhre
    • Ursachen: Entzündungen, Zug von außen (zieht die ganze Wand nach außen)
    • Ausdehnung: erfasst alle Wandschichten (alle Wände sind somit ausgesackt)
  • Pulsationsdivertikel (10%):
    • Lokalisation: dicht oberhalb des Zwerchfells
    • Ursachen: Druckerhöhung im Ösophagus (Ansammlung von Speisebrei, durch Rückstau von Nahrungsresten), Schwäche der Speiseröhrenwand
    • Ausdehnung: es stülpt sich nur die Schleimhaut/Submukosa durch die Wandlücke (Muskelschicht)
Spezielle Divertikel
  • Zenker-Divertikel (70%):
    • Art: Pulsationsdivertikel
    • Lokalisation: am Ösophaguseingang, (Kilian-Dreieck) meist linksseitig, am häufigsten
    • Ursachen: Druckerhöhung beim Schlucken
  • Killian-Jamieson-Divertikel:
    • Art: Traktionsdivertikel
    • Lokalisation: unterhalb des oberen Ösophagussphinkters
    • Ursachen: Druckerhöhung beim Schlucken
  • epiphreniches Divertikel:
    • Art: Pulsationsdivertikel
    • Lokalisation: distale 10 cm der Speisröhre
    • Ursachen: erhöhter intraluminaler Druck oberhalb des unteren Ösophagussphinkters
  •  parabronchiales Divertikel (Bifurkationsdivertikel):
    • Art: Traktionsdivertikel
    • Lokalisation: Trachealbifurkation, mittleres Drittel des Ösophagus
    • Ursachen: persistierende tracheoösophageale Gewebeverbindungen
  • intramurales Divertikel (Pseudodivertikel):
    • Lokalisation: Submukosa
    • Ursachen: dilatierte Ausführungsgänge von Ösophagusdrüsen
  • kongenitales Divertikel:
    • Lokalisation: ganzer Ösophagus
    • Ursachen: Fehlbildungen während der Schwangerschaft
Pathogenese Die Divertikel entstehen durch Bindegewebsschwäche vor allem an den 3 physikalischen Engstellen des Ösophagus

Ursachen
  • muskuläre und bindegewebige Schwäche
  • durch Zug von außen
Risikofaktoren
  • Alter
  • Genetik
  • Ösophagitis
  • Hiatushernie
  • Tuberkulose
Symptome Kleiner Divertikel bereiten meist keine Beschwerden:
  • Verdauungstrakt: Schlingstörung, Dysphagie(Bissen im Hals), Zunahme der Schluckbeschweren beim Essen, Erbrechen (Regurgitation) von unverdauten Speisen (Aspirationspneumonie!), morgendliche Nahrungsreste auf dem Kopfkissen
  • Allgemeinsymptome: retrosternaler Druck-/Schmerz, Fremdkörpergefühl, Gurgelgeräusch,fauliger Mundgeruch (Foetor ex ore), Gewichtsabnahme, Entleerung durch Druck von außen
  • Atemsystem: Hustenreiz bei Nahrungsaufnahme/Aspiration
Diagnose Anamnese: Art und Dauer der Beschwerden, Begleitsymptome
Körperliche Untersuchung: unauffällig
Labor: Entzündungszeichen, Hämoccult-Test
Apparative Diagnostik: Röntgen-Kontrastmittel, Ösophaguskopie, Ösophagusmanometrie 
Differentialdiagose
  • Verdauungstrakt: Ösophaguskarzinom, andere Ösophagus-Erkrankungen mit Dysphagie (Hiatushernie, Refluxösophagitis, Achalasie), Gastritis, Divertikulitis, Pilzbefall, malige Entartung
  • Struma
Komplikationen
  • Regurgitation von unverdauten Speisen (Aspirationspneumonie)
  • Pneumonien
  • Divertikulitis
  • Pilzbesiedelung
  • selten: Druckgeschwüre, Fistelbildung, Blutungen, Perforation, Karzinom
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: lindernde Maßnahmen, symptomatisch (Breikost, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper)
  • Ernährungstherapie: Meiden von fetthaltigen/sauren Speisen, kleine Mahlzeiten
  • Operative Therapie: Entfernung (auch endoskopisch möglich), wenn Gefahr der Aspiration