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Ösophaguskarzinom

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Ösophaguskarzinom

Ösophagus-CA, Ösophaguscarcinom, Ösophaguskrebs, Speiseröhrenkrebs sind weitere Bezeichnungen für das Ösophaguskarzinom. Das Ösophaguskarzinom ist ein bösartiger Speiseröhrentumor. Es handelt sich hierbei meist um ein Plattenepithelkarzinom (Schleimhaut), und macht ca.1-3% aller Karzinome aus. Männer bevorzugt (ab 45 Jahren). Es kommt vor allem an physiologischen Engstellen der Speiseröhre (Ösophaguseingang, Trachealbifurkation, Zwerchfellenge) vor und dort häufiger im unteren Drittel. Das Karzinom entwickelt sich meistens aus einer Präkanzerose und macht sich erst spät durch Beschwerden erkennbar. Die Behandlung hängt von der Größe, vom Standpunkt und von der Ausbreitung des Tumors ab. Es handelt sich dabei meist um eine Kombinationstherapie zusammengesetzt aus einer Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie.


Leitmerkmale: Dysphagie, Globusgefühl, „Kratzen im Hals“, Gewichtsverlust
Definition Als Ösophaguskarzinom bezeichnet man eine maligne Raumforderung der Speiseröhre

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Ösophagus-CA
  • Ösophaguscarcinom
  • Ösophaguskrebs
  • Speiseröhrenkrebs
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Männer: über 55 Jahren
Arten
  • Plattenepithelkarzinome (2/3): wachsen polypartig, infiltrierend und ulzerös
  • Adenokarzinome (1/3)
TNM-Klassifikation
  • TX: Tumor kann nicht beurteilt werden
  • T0: kein Anhalt für einen Primärtumor
  • Tis: Carcinoma in situ
  • T1: Tumor infiltriert die Lamina propria, Muscularis mucosae oder Submukosa
  • T1a: Tumor infiltriert die Lamina propria oder Muscularis mucosae
  • T1b: Tumor infiltriert die Submukosa
  • T2: Tumor infiltriert die Muscularis propria
  • T3: Tumor infiltriert die Adventitia
  • T4: Tumor infiltriert die Nachbarstrukturen
  • T4a: Tumor infiltriert die Pleura, Perikard, Vena azygos, Zwerchfell oder Peritoneum
  • T4b: Tumor infiltriert die Aorta, Wirbelkörper oder Trachea
  • NX: regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
  • N0: keine regionären Lymphknotenmetastasen
  • N1: Metastasen in ein bis zwei regionalen Lymphknoten
  • N2: Metastasen in 3-6 regionalen Lymphknoten
  • N3: Metastasen in mehr als 6 regionalen Lymphknoten
  • M0: keine Fernmetastasen
  • M1: Fernmetastasen
Plattenepithelkarzinom nach UICC
  • Stadium I: T1, N0/1, M0
  • Stadium II: T2/3, N0/1, M0
  • Stadium III: T1- T3, N1/2, M0
  • Stadium IVa: T4a/b, jedes N, M0
  • Stadium IVb: jedes T, jedes N, M1
Adenokarzinom nach UICC
  • Stadium I: T1, N0, M0
  • Stadium IIa: T1, N1, M0
  • Stadium IIb: T2, N0, M0
  • Stadium III: T1- T4a, N12, M0
  • Stadium IVa: Tb, jedes N0-3, M0
  • Stadium IVb: jedes T, jedes N, M1
Pathogenese Durch jahrelange Mikroentzündungen der Ösophagusschleimhaut kommt es zu Epitheldysplasmen, auf deren Grundlage sich ein Karzinom entwickeln kann. Da der Ösophagus keine Serosa-Schicht hat, können hier Karzinome schnell in die Umgebung infiltrieren

Ursachen
  • meist unklar
Risikofaktoren
  • Allgemein: männliches Geschlecht, Verätzungen (Säure/Laugen), Adipositas, Röntgenstrahlen
  • Noxen: Nikotin, Alkohol, Nitrosamine, Schimmelpilztoxine
  • Ernährung: zu scharfe/heiße Speisen/Getränke, wenig gekaute Speisen
  • Erkrankungen: Bulimie, Stenosen, Refluxösophagitis, chronische Reizung der Ösophagusschleimhaut, Barrett-Ösophagus, Howel-Evans-Syndrom, Achalasie, chronischer Eisenmangel, Sprue, Plummer-Vinson-Syndrom, Sklerodermie, evtl. Viren
Bevorzugte Stellen
  • zervikales Ösophaguskarzinom: oberes Drittel des Ösophagus (15%)
  • intrathorakales Ösophaguskarzinom: mittleres Drittel des Ösophagus (50%)
  • ösophagogastrales Ösophaguskarzinom: unteres Drittel des Ösophagus (35%)
Symptome Lange beschwerdefrei, erst wenn 2/3 des Ösophagus eingeengt sind:
  • Leitmerkmale: Dysphagie, Globusgefühl, „Kratzen im Hals“, Gewichtsverlust (10-20 kg)
  • Allgemeinsymptome: Druckgefühl/Brennen hinterm Sternum, Schmerzen/Missempfindungen beim Schlucken (in den Rücken ausstrahlend), Schlingstörungen, Sodbrennen, Aufstoßen, Regurgitation von Speisen, Mundgeruch (faulig), vermehrte Schleimbildung, Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust und andere Tumorzeichen: abnehmende Leistungsfähigkeit, subfrebrile Temperatur, Nachtschweiß, Lymphknotenschwelung am Hals 
  • Spätsymptome: Erbrechen von blutigem Speiseröhreninhalt, Husten, Pleuraerguss, inspiratorischer Stridor, Teerstuhl (verschlucktes Blut gelangt über den Magen in den Darm)
  • Befall der Nachbarorgane: Heiserkeit, Horner-Syndrom, unstillbarer Hustenreiz, Sekundärinfektionen (Bakterien, Pilze)
Diagnose Anamnese: Schluckbeschwerden, Vorerkrankungen, chronische Schädigungen, Ernährungs-/Essgewohnheiten, Gewichtsverlauf, Anämie
Körperliche Untersuchung: Ernährungszustand, Palpation (Lymphknoten)
Labor: Blutbild (Anämie), BSG, CRP, Eisen, Gerinnung, Tumorparameter (evtl. CEA, SCC, CA19-9), Hämoccult-Test
Apparative Diagnostik: Ösophago-/Gastroskopie mit Biopsie, Röntgen-Abdomen (Kontrastmittel, Tumordarstellung), Röntgen-Thorax (Lungenmetastasen?), CT (Metastasen), MRT, Bronchoskopie, Mediastinoskopie, Sonografie (Oberbauch, Lebermetastasen?), Skelettszintigrafie (Metastasen)
Differentialdiagose
  • Verdauungstrakt: alle Erkrankungen mit Dysphagie (Achalasie, Ösophagusdivertikel, Refluxösophagitis, Barrett-Ösophagus, Ösophagusspasmus usw.)
  • Tumoren: gutartige (Zysten, Polypen, Fibrome)
Komplikationen
  • Infiltration: Nachbarorgane
  • Metastasierung: früh über die Lymphe in die Lymphknoten(Brust, Hals), hämatogen in Leber, Lunge, Knochen
  • Fisteln: in Trachea oder Bronchien
  • Aspirationspneumonie
  • Stenose
  • Strikturen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Atemübungen, Psyche, Kneipgüsse, Bewegung an frischer Luft, Verzicht auf Alkohol/ Rauchen
  • Ernährungstherapie: Regelmäßigkeit, ausreichend Eiweiß, Vitamine (E, C. A, B6), Selen, reichliche Flüssigkeitszufuhr, Gemüse (Grünkohl, Spinat, Rosenkohl, Rote Beete, Tomaten), Sicherstellung einer ausreichenden Ernährung (hoch kalorisch, eiweiß-/vitaminreich, evtl. flüssig
  • Naturheilkundliche Therapie: Darmsanierung, Enzymtherapie, Mistelpräparate, Phytotherapie, Thymustherapie
  • Medikamentöse Therapie: Chemotherapie
  • Operative Therapie: Ösophagusersatz (Magenhochzug, Darminterponat), Strahlentherapie, Stents (bei Tumorfisteln), PEG (perkutane endoskopische Gastrotomie; zur Ernährung)
  • Palliative Therapie: Erhaltung der Nahrungspassage durch Laserkoagulation/-therapie, Bougierung, Endotubusimplantation, Einlegen eines Kunststofftubus oder Stents, evtl. Ernährungsfistel
Prognose Überlebenszeit nach der Diagnose. 4-5 Monate; je höher die Tumorlokalisation, desto schlechter die Prognose.

Cave
Bei Schlingstörungen immer zuerst abklären ob ein Karzinom vorliegt.