Anästhesie
Operationslagerung

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Operationslagerung

Intraoperative Lagerung, Patientenlagerung;  Lagerung auf dem Operationstisch während einer Operation, damit der Operierende einen bestmöglichen Zugang zu seinem Operationsfeld hat.

Allgemein
  • bei der Operation und unter Narkose werden Kreislauf und Lungenfunktion in unterschiedlichem Maße beeinträchtigt. Dies kann durch die Lagerung noch verstärkt werden
  • es besteht bei extremen Lagerungen ein Missverhältnis zwischen Ventilation und Perfusion. Der venöse Rückfluss zum Herzen wird behindert, weshalb es zu Blutdruckabfällen und zur Thrombose kommen kann
  • eine Gefahr besteht aber auch bei der Aufhebung der Lagerung, wenn das Blut wieder vermehrt in den Kreislauf zurückströmt
  • die Lagerungen sollen möglichst stabil sein um Komplikationen durch ungewollte Bewegungen während der Operation zu vermeiden (der Patient muss ausreichend fixiert sein, Sturzprophylaxe)
  • der Patient sollte trocken auf dem Operationstisch liegen um Verbrennungen zu vermeiden
  • durch fehlende Schutzreflexe bedingt durch eine medikamentöse Muskelrelaxation fehlen dem Patienten die Schutzreflexe, wodurch es zu Lagerungsschäden kommen kann
  • jede Lagerung hat ihre spezifischen Risiken
  • als Grundlage gilt die physiologische Neutralstellung
  • bei Umlagerungen sollte die Dekonnektion des Monitorings auf das Minimalste reduziert werden
  • intraoperativ muss die Lagerung des Patienten immer wieder überprüft werden
  • die endgültige Lagerung vor Operationsbeginn wird unter Anweisung des Operateur oder seines Assistenten ausgeführt
  • die Lagerung und alle vom Standard abweichenden Zusatzmaßnahmen müssen dokumentiert werden
  • die Intimsphäre des Patienten sollte immer gewahrt sein
  • den Patienten nur so weit abdecken wie notwendig, sonst kommt es schneller zur Unterkühlung
  • bei allen Tätigkeiten ist darauf zu achten, dass der Patient nicht vom Tisch fällt (Fixierung!)
Arten
  • Rückenlage: Standard, Ausgangposition für alle übrigen Lagerungen, bei Baucheingriffen und Operationen am Brustkorb/Brustbein
  • Bauchlage: bei Operationen am Rücken/Gesäß, das Drehen von der Rücken- auf die Bauchlage erfolgt erst nach der Intubation
  • Seitenlage: bei Operationen am Thorax/Nieren/Hüftgelenken
  • Beach-chair, halbsitzende Lagerung: bei Eingriffen an der Schulter, Halswirbelsäule, hintere Schädelgrube
  • Steinschnittlage: bei Operationen an den Geschlechtsorganen/ unteren Harnwegen/ Rektum
  • Extensionstischlagerung: bei Operationen an den unteren Extremitäten/ Hüfte
Indikationen
  • Sinn und Zweck ist es den Chirurgen einen guten operativen Zugang zu ermöglichen
  • Schutz des Patienten vor Lagerungsschäden 
  • den Patienten in eine möglichst für ihn entspannte Lage zu bringen
Physiologische Veränderungen
  • Herz/Kreislauf: der venöse Rückfluss wird durch das Tieflagern der Beine vermindert (Herzzeitvolumen/ arterieller Blutdruck sinken), in der Steinschnittlage/Kopftieflagerung ist es umgekehrt
  • Atmung: je nach Lagerung kommt es zu Auswirkungen auf die funktionelle Residualkapazität und die thorakale Compliance durch einen Hochstand des Zwerchfells, unten liegende Lungenabschnitte werden schlechter durchblutet als oben liegende, der Beatmungsdruck erhöht sich
Lagerungsschäden
  • Hautverletzungen: sie treten mechanisch durch ungepolsterte Extremitätenlagerungen, chemisch durch Desinfektionsmitteldepots in den Hautfalten und thermisch durch überhitzte Wärmematten auf

  • Nervenschädigungen:
    • Armplexusschäden (N. brachialis) treten durch eine Abduktion des Armes von über 900 auf
    • bei nicht gepolsterten Armmanschetten treten Nervenschädigungen am N. radialis und am N. ulnaris in Höhe des Ellenbogengelenkes auf. Es muss darauf geachtet werden, dass das Ellenbogengelenk immer frei liegt
    • bei Seitenlagen ist der N. peroneus oder N. fibularis am Wadenbeinköpfchen gefährdet. Es sollte ein Wärmetuch zwischen die beiden Beine gelegt werden, um eine Verletzung dort zu vermeiden

  • Gelenk- und Bänderschäden:
    • der Patient liegt in der Narkose unphysiologisch: er sollte vor der Einleitung gefragt werden, wie er mit der jetzigen Lagerung zurechtkommt (ob vielleicht etwas drückt, oder ob er bestimmte Extremitäten nur eingeschränkt bewegen kann, ob er Wirbelsäulenschäden hat)
    • gegenfalls muss die Lagerung durch Polsterung (z.B. bei LWS- Beschwerden oder Druckstellen) verbessert werden
    • die Schäden an Gelenken und Bändern sind zwar meist reversibel, doch können die Patienten in den ersten Tagen des Heilungsprozesses in ihrer Bewegung erheblich eingeschränkt sein. V.a. sei an die Steinschnittlage gedacht: hier können bei Coxarthrose schwere Schäden verursacht werden

  • Augenverletzungen:
    • in der Rückenlage dürfen keine Gegenstände auf die Augen gelegt werden (v.a. Beatmungsschläuche)
    • in der Bauchlage ist es schon schwieriger den Druck auf die Augen zu mindern: der Kopf wird auf einem speziellen Gesichtspolster gelagert, man achtet darauf dass die Augen, Nase und Mund frei liegen
    • beim Abwaschen (z.B. Struma) sollte der Patient durch ein Tuch so geschützt werden, damit kein Desinfektionsmittel in die Augen gelangen kann
    • auch sollte man darauf achten, dass bei längeren Operationen (über 1 Std.) eine Augensalbe in die beiden Augenlider gegeben wird und die Augen mit Pflaster geschlossen werden, um eine Austrocknung derselben, bei fehlenden Lidschlag, entgegenzuwirken

  • Hirnstammläsionen:
    • bei einer Vorschädigung der HWS (osteochrondrotische Deformation) kann in seltenen Fällen durch eine starke Überstreckung oder Seitenlage des Kopfes die Durchblutung der Arteria vertebralis eingeschränkt werden, mit der Folge von Hirnstammläsionen

  • Verbrennungen: beim Einsatz von Hochfrequenzstrom und Nässe kann es zu Verbrennungen kommen
Risikofaktoren
  • Kachexie
  • Erkrankungen mit reduzierter Mikrozirkulation: z.B. Diabetes mellitus, Hypothermie
Verantwortlichkeit
  • der Operateur ist für die ganze Lagerung bis auf den Kopf und derjenigen Extremität, an der die Infusionsnadel liegt, verantwortlich
  • um Kopf und Infusionsarm kümmert sich der Anästhesist
  • die Lagerungspflegekraft kann jedoch für eine unsachgemäße Ausführung in Rechenschaft gezogen werden

 

Übersicht
  • Rückenlagerung
  • Bauchlagerung
  • Seitenlagerung
  • Steinschnittlagerung
  • Halbsitzende Lagerung
  • Lagerung in Neutralstellung
  • Trendelenburg-Lagerung
  • Anti-Trendelenburg-Lagerung

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