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Ovarialinsuffizienz

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Ovarialinsuffizienz

Unter der Ovarialinsuffizienz versteht man eine ungenügende Funktion der Eierstöcke (Ovarien). Es kommt hierbei zu einer Störung der Reifung der Follikel. Die Eierstöcke sind für die Ausreifung der Eizellen und für die Produktion von Progesteron und Estrogen verantwortlich. Sie regeln den Menstruationszyklus und beeinflussen zahlreiche Prozesse im weiblichen Körper. Gesteuert wird dies durch die Arbeit des Hypothalamus und der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Somit kommt es bei der Ovarialinsuffizienz zu einem Fehler im Regelkreislauf zwischen dem Hypothalamus, der Hypophyse und den Eierstöcken. Je nachdem wo der Fehler auftritt wird zwischen einer primären und einer sekundären Insuffizienz unterschieden.


Leitmerkmale: unregelmäßiger Menstruationszyklus bis Ausbleiben der Menstruation
Definition Bei der Ovarialinsuffizienz können die Eierstöcke nur ungenügend oder gar nicht ihre Aufgaben erfüllen

Einteilung
  • primäre Ovarialinsuffizienz:
    • Definition: Veränderungen an den Eierstöcken
    • Ursachen: verminderte Gesamtzahl der Follikel, Resistenz gegenüber deren Stimulation
    • Risikofaktoren: angeborene Fehlbildungen, Turner-Syndrom
  • sekundäre Ovarialinsuffizienz:
    • Definition: eingeschränkte Ovarialfunktion trotz funktionsfähiger Eierstöcke
    • Ursachen: hormonelle Veränderungen (Hypothalamus/ Hypophyse), die die Funktion des Eierstockes beeinflussen
      • hypothalamische Ovarialinsuffizienz: durch Erkrankungen des Hypothalamus, dadurch verminderte Sekretion von GnRH
      • hyperandrogenämische Ovarialinsuffizienz: durch Vermehrung der männlichen Geschlechtsorgane, dadurch erhöhte Konzentration an Androgenen
      • hyperprolaktinämische Ovarialinsuffizienz: durch Erkrankungen der Hypophyse, durch erhöhte Konzentration an Prolaktin
      • hypophysäre Ovarialinsuffizienz: durch Schädigung der Hypophyse, dadurch verminderte Sekretion von Gonadotropinen
Einteilung nach WHO
  • Stufe 1: hypogonadotrope normoprolaktinämische Ovarialinsuffizienz
  • Stufe 2: normogonadotrope normoprolaktinämische Ovarialinsuffizienz
  • Stufe 3: hypergonadotrope Ovarialinsuffizienz
  • Stufe 4: anatomisch bedingte Amenorrhö
  • Stufe 5: hypergonadotrope Ovarialinsuffizienz mit Tumor
  • Stufe 6: hypergonadotrope Ovarialinsuffizienz ohne Tumor
  • Stufe 7: normoprolaktinämische hypothalamisch-hypophysäre Dysfunktion
Pathogenese Durch einen Fehler im Zusammenspiel von Hypothalamus/Hypophyse und den Eierstöcken kommt es zu einer ungenügenden Ausreifung der Eizellen im Eierstock, wodurch die betroffene Frau unfruchtbar ist

Ursachen
  • Eierstöcke:
    • angeborene Fehlbildungen der Eierstöcke: kleine Eierstöcke, zu wenig Eizellen, Eierstöcke reagieren auf die Geschlechtshormone nicht (Turner-Syndrom, Swyer-Syndrom)
    • vorzeitiges Klimakterium (Klimakterium praecox)
    • Strahlenbehandlungen, Chemotherapie
    • Operationen
    • Enzymdefekte: Galaktosämie, Hämochromatose
    • schwere Infektionen
    • Autoimmunerkrankungen: Schilddrüsenerkrankungen, Hypoparathyreoidismus, rheumatoide Arthritis, perniziöse Anämie, Nebennierenrindeninsuffizienz, systemischer Lupus erythematodes
    • Diabetes mellitus
  • Hypothalamus:
    • Essstörungen: Anorexia nervosa, Bulimie
    • psychische Belastungen
    • Medikamente
    • Tumoren
    • Apoplex
    • Entzündungen
    • Sarkoidose
    • Schilddrüsenunterfunktion
  • Hypophyse:
    • Entzündungen/Verletzungen
    • Tumoren
    • Psychopharmaka
    • Stress
Symptome
  • Zyklusstörungen: unregelmäßig bis ausbleibend, Schmierblutungen
  • Allgemeinsymptome: Depression, Ängste, Ödeme, verminderte Fruchtbarkeit, Brustspannen, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, evtl. Wechseljahrbeschwerden
  • Spätsymptome: Osteoporose, Arteriosklerose, Essstörungen, Magersucht
Diagnose Anamnese: Symptome, Monatsblutungen, Medikamente, Ausprägung der Geschlechtsmerkmale
Körperliche Untersuchung: Gebärmutter, Urogenitaltrakt
Labor: FSH erhöht oder erniedrigt, LH erhöht oder erniedrigt, Estradiol erniedrigt, Prolaktin erhöht, Testosteron, DHEAS, SHBG, TSH, Schwangerschaftstest, Schilddrüsenwerte
Apparative Diagnostik: Sonografie (Fehlbildungen), CT, MRT
Komplikationen
  • Osteoporose
  • Herz-/Kreislauferkrankungen
  • Schlafstörungen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Untergewicht vermeiden, Stressabbau
  • Medikamentöse Therapie: Prolaktinhemmer, Dopaminantagonisten