Krankheiten
Peritonitis

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Peritonitis (Bauchfellentzündung)

Lebensgefährliche Entzündung des Bauchfelles, meist als Folge vorbestehender Erkrankungen; Letalität bei 20-30%.
Diffuse Peritonitis: das gesamte Peritoneum ist von der Entzündung betroffen.

Leitmerkmale: plötzliche Schmerzen (brettharter Bauch), hohes Fieber, Schockzeichen
Einteilung
  • lokale Peritonitis: in der näheren Umgebung der Infektionsquelle, bei Entzündungen im Bauchraum
  • diffuse/generalisierte Peritonitis: gesamte Bauchhöhle betroffen, meist durch Perforation eines Hohlorgans, dekompensierte Leberzirrhose, Stoffwechselentgleisungen

Grad
I Ohne Organausfall
II Mit Funktionseinschränkung von Organen (Insuffizienz eines Organsystems)
III Manifeste Insuffizienz von 2 oder mehreren Organen
Ursachen Meist sekundäre Ursachen (es liegt schon durch Erkrankungen und Verletzungen der Bauchorgane ein Erkrankungsherd vor):

  • Perforationsperitonitis: bei Appendizitis, Magen-/Darmperforation, Ulcusleiden, Entzündung oder Perforation von Gallenblase, Pankreas    oder weibliche Genitalorgane, Tumoren, Divertikulitis
  • Penetration: bei Pankreatitis, Ileus-Strangulation
  • Durchwanderungsperitonitis (Keime wandern durch die Darmwand) bei Ileus, Mesenterialgefäßinfarkt
  • intraoperative Infektion, durch Bestrahlung

Mögliche Primärerkrankungen (hämatogene/lymphatische Streuung einer Infektion), in 95% durch Darmkeime hervorgerufen

Symptome
  • Allgemeinsymptome: Obstipation, Meteorismus, Übelkeit, Erbrechen, Gerinnungsstörungen
  • Schmerzen: plötzlich, heftiger werdend, bewegungsabhängig, Abwehrspannung der Bauchdecke, dann „brettharter Bauch“, gekrümmte Haltung
  • enteral: Darmlähmung („Totenstille“)
  • Fieber: Differenz axillar-rektal über 1 0C
  • Schockzeichen: Tachykardie, Blutdruckabfall, kalter Schweiß, Oligurie, Angst, Atemstörungen
Diagnose Anamnese: Operationen, Vorerkrankungen (gynäkologisch, Herz-Kreislauf), Medikamente (NSAR), Beginn der Beschwerden, Stuhlgang, Familienanamnese, Schmerzcharakter
Körperliche Untersuchung: Puls Blutdruck, Temperatur, Palpation des Abdomens, rektale Untersuchung
  • Inspektion: Schonhaltung, angezogene Beine, um die Bauchdecke zu entlasten, rektale Untersuchung
  • Palpation: Lokalisation des Schmerzens
  • Auskultation: Gefäßgeräusche, Darmgeräusche
Labor: Blutbild, BSG, CRP, Blutzucker, Blutgase, Elektrolyte, Kreatinin, Gamma-GT, AP, GOT, Lipase, Amylase, CK, LDH, Gerinnung, Urinstatus
Apparative Diagnostik: EKG, Sonographie, Rö-Thorax, Abdomen-Übersicht, Gastroskopie, Koloskopie, evtl. CT, Laparoskopie

Differentialdiagnose
  • enteral: Appendizitis, Divertikulitis, Cholezystitis, Gallensteine, Pankreatitis
  • renal: Nierensteine
  • Ovarialzysten, Peritonial-Tbc/-Ca, Rheuma
Komplikationen Septischer Schock, massive Elektrolytentgleisung, Herz-Kreislaufversagen, Multiorganversagen, paralytischer Ileus, Nierenversagen, Gerinnungsstörungen, Azidose, Abszesse

Therapie NOTFALL:

  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Grunderkrankung, Flüssigkeitszufuhr
  • Medikamentöse Therapie: systemische Antibiotikagabe
  • Operative Therapie: Operation des Grundleidens, Spülung der Bauchhöhle, Sanierung der auslösenden Ursache
Prognose Letalität: 5-30%

 

Notfall

Peritonitis:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: wie sie der Patient toleriert, evtl. stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Cave: PATIENT DARF SICH NICHT MEHR BEWEGEN

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