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Pneumonie

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Pneumonie

Lungenentzündung ist eine weitere Bezeichnung für die Pneumonie. Als Pneumonie bezeichnet man eine Entzündung des ganzen Lungengewebes (Alveolarraum und Interstitium). Die Alveolen/-gänge sind nicht, wie gewöhnlich, mit Luft gefüllt, sondern mit entzündlichem Infiltrat. Die Erkrankung kann tödlich verlaufen (1% der Fälle). Risikofaktoren sind Lebensalter, Immunschwäche (Cave: HIV), restriktive Lungenerkrankungen und Raucher. Die auslösenden Krankheitserreger stammen meist aus dem eigenen Nasen-Rachenraum. Kommt es zu einer Immunschwäche können diese von dort in die Lunge gelangen, dort abgelagert werden und eine Entzündung auslösen. Es kommt zu einer Verdickung des Lungengewebes, wodurch der Gasaustausch zwischen der Lunge und den Blutgefäßen erschwert wird. Dem Organismus steht nicht mehr genügend Sauerstoff zur Verfügung. Wichtig ist die Erkrankung so schnell wie möglich zu behandeln, um keine weiteren Komplikationen zu verursachen.


Leitmerkmale: Husten, Auswurf, Fieber, Schmerzen bei der Atmung, Rasselgeräusche über den Lungen
Definition Bei der Pneumonie handelt es sich um eine akut oderchronisch verlaufende Entzündung des Lungengewebes

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Lungenentzündung 
Einteilungen
  • primäre Pneumonie: die gesunde Lunge entzündet sich akut (meist Pneumokokkeninfektion)
  • sekundäre Pneumonie: aufgrund von Vorerkrankungen (Linksherzinsuffizienz, Lungenembolie, Asthma bronchiale chronische Bronchitis, Bronchiektasen, Bronchial-Karzinom), Immunschwäche (Alkoholismus, Diabetes mellitus), Aspiration, lange Bettlägerigkeit
  • nosokomiale Pneumonie (NP = nosocomialpneumonie): im Krankenhaus erworben (häufiger Erreger. Staphylokokken)
  • ambulant erworbene Pneumonie (CAP = communityacquiredpneumonie): außerhalb des Krankenhauses
  • nichtbakterielle (atypische) Pneumonie (Viren, Pilze, Parasiten, Entzündung im Interstitium): grippeähnlicher, langsamer Beginn mit leichtem bis mittleres Fieber, ohne Schüttelfrost, oft ohne Leukozytose (Viruspneumonie, Legionellen, Mykoplasmen bei Kindern), häufiger als typische Pneumonie
  • bakterielle (typische) Pneumonie (meist bakteriell; Entzündung im Alveolarraum): akuter Beginn mit hohem Fieber, Nasenflügelatmen, Tachypnoe, Tachykardie, Leukozytose
Einteilung nach
Lokalisation
  • alveoläre Pneumonie: die Entzündung findet in den Lungenbläschen statt
    • Lobärpneumonie: ein ganzer Lungenlappen ist davon betroffen (v.a. bei Kindern, durch Pneumokokken verursacht)
    • Bronchopneumonie: Entzündung der Bronchien und deren umgebendes Lungengewebe
  • interstitielle Pneumonie: das Lungeninterstitium betroffen (bei immungeschwächten Patienten: AIDS, Rauchern, durch Infekte)
  • Pleurapneumonie: nicht nur die Lunge, sondern auch die Pleura ist entzündet
Besondere
Pneumonieformen
  • Aspirationspneumonie:
    • Ursachen: Eindringen von körpereigenen (Magensaft) oder körperfremden (Nahrung) Stoffen in die Atemwege
    • Risikofaktoren: Dysphargie (Ösophagus-CA/-divertikel, Achalasie, Refluxerkrankung, Bewusstseinsstörungen (Medikamente, Apoplex), neurologische Erkrankungen (Morbus Parkinson), medizinische Eingriffe (Magensonde, Intubation, Gastroskopie)
  • Infarktpneumonie:
    • Ursachen: Lungenembolien
    • Symptome: chronische Pneumonie mit Narben
  • Pilzpneumonie:
    • Ursachen: Pilzinfektion (Candida, Aspergillen) bei Immunschwäche
  • Pneumonie bei Immunschwäche:
    • Ursachen: Therapie mit Immunsuppressiva, /Zytostatika, Leukämie, schlechter Allgemeinzustand
  • pneumocystisjiroveci- Pneumonie:
    • Ursachen: AIDS-Infektion
    • Symptome: schleichender beginn mit langsamem Verlauf
  • poststenotische Pneumonien:
    • Ursachen: Fremdkörper, bronchiale Tumoren (ein Sekretstau fördert die Bakterienbesiedelung)
Ursachen
  • nicht infektiöse Ursachen: allergisch, physisch-chemische Reize (Strahlen, Aspiration)
  • infektiöse Ursachen: Bakterien, Viren, Pilze, Mykoplasmen
Risikofaktoren
  • Allgemein: hohes Alter, Bettlägerigkeit, Bestrahlung, Aspiration, Inkubation, Tracheotomie
  • Noxen: Alkoholismus, Rauchen, Luftverschmutzung, Drogen
  • vorbestehende Lungenerkrankungen: COLD, Bronchiektasen, Lungenemphysem, Virusinfektionen, Lungenfibrose, Mukoviszidose, Lungentumore
  • Immunschwäche: HIV, Chemotherapie, Krebs
  • Allgemeinkrankheiten: Diabetes mellitus, Allergien, Sklerodermie, akute Herzinsuffizienz
  • Medikamente: Clomethiazol, Amiodaron
Symptome
  • bakterielle (typische) Pneumonie:
    • Grippesymptome: plötzlicher Beginn mit hohem Fieber (38-40 Grad C), Schüttelfrost, Husten
    • Auswurf: rotbraun schon ab dem 2. Tag
    • Atemsystem: stechende Schmerzen bei der Atmung, besonders bei tiefer Inspiration (Schonatmung, Dyspnoe), Tachypnoe
    • Herz/Gefäße: Tachykardie, evtl. Zyanose
  • nichtbakterielle (atypische) Pneumonie:
    • Allgemeinsymptome: verzögerter, schleichender Beginn, mäßig Fieber ohne Schüttelfrost, trockener Reizhusten, Kopf/Gliederschmerzen, relativ geringes Krankheitsgefühl
    • Auswurf: wenig, glasig
Diagnose Bei der atypischen Pneumonie ist die Untersuchung wenig ergiebig:
Anamnese: Vorerkrankungen (Rhinitis, Pharyngitis), Symptome, Immunschwäche, Alkoholismus, Auslandsaufhalte
Körperliche Untersuchung:
  • Auskultation: Tachykardie, Tachypnoe, Bronchophonie erhöht, Bronchialatmen in der Peripherie,Rasselgeräusche: anfangs Knisterrasseln (Crepitatio indux), dann feucht/feine, ohrnahe, metallisch klingende Rasselgeräusche, im letzten Stadium Crepitatio redux
  • Perkussion: Klopfschall gedämpft (hyposonor)
  • Palpation: Stimmfremitus erhöht
Labor: Leukozytose mit Linksverschiebung (Bakterielle Pneumonie), BSG erhöht, CRP stark erhöht (Bakterien), Sputumuntersuchungen, Blutkulturen (Abnahme bei Temperaturanstieg), Antigennachweise, Blutgasanalyse
Apparative Diagnostik: Rö-Thorax (Infiltrat), CT, MRT, Lungenfunktionsprüfung, Lungenbiopsie
Differentialdiagnose
  • Atemtrakt: Tuberkulose, Bronchial-Karzinom, Lungeninfarkt, Lungenembolie, Lungenödem, Fremdkörperaspiration, Pneumonie bei Legionellose, exogen-allergische Alveolitis, akute Bronchitis, Tracheitis
  • allgemein: Sarkoidose, Ornitose, Q-Fieber
Komplikationen
  • Herz/Kreislauf: letaler Kreislaufkollaps, Herzversagen, Endokarditis, Perikarditis
  • Pleura: Pleuritis, Pleuraerguss, Pleuraempyem (eitriger Erguss in die Pleurahöhle)
  • Lunge: Bronchiektasen, Lungenfibrose, Chronifizierung, respiratorische Insuffizienz, Lungenabszess
  • Meningitis, Sepsis, septischer Schock
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Bettruhe, gut belüftetes Zimmer, körperliche Schonung, hustendämpfende Maßnahmen, Atemgymnastik (Klopf-/ Vibrationsmassage), Inhalationen, Schleimlösung, ausreichend Flüssigkeit (1500 ml + 500 ml je 1 Grad Fieber), Fiebersenkung, Senfbrustwickel, Abwehrsteigerung, evtl. Sauerstoffgabe
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Aromatherapie, Cantharidenpflaster, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika, Schmerzstillung, Sekretolytika, Beta-2-Sympathomimetikum, Ribavirin, Glucokortikoide, Antipyretika, Antitussiva, bei Bettruhe Thromboseprophylaxe
  • Operative Therapie: bronchoskopische Absaugung
Prognose Gut bei antibiotischer Therapie.

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer akuten Lungenentzündung:

  • - Anruf: Notarzt
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • - Lagerung: Oberkörper hoch
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • - Reanimation: wenn nötig
  • - Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe