Krankheiten
Polyzythaemie

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Polyzythaemie (Polycythaemia vera)

Morbus Vasquez-Osler; bösartige Erkrankung des Knochenmarks; maligne Vermehrung aller drei Blutzellarten (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten), Häufigkeit 2/100 000, Häufigkeitsgipfel um das 60. Lebensjahr, gehört zu den chronisch myeloproliferativen Erkrankungen, Ursachen unbekannt.

Leitmerkmale: Rötung von Gesicht und Extremitäten, Zyanose, Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten, Hypertonie
Pathogenese Durch Veränderung der Stammzellen der blutbildenden Zellen kommt es im Knochenmark zu einer Hyperplasie aller 3 Zellarten, wodurch die Blutfließeigenschaften des Blutes erheblich beeinträchtigt werden  (Hkt > 60%).

Ursachen
  • unbekannt, Männer ab 60 Jahren
  • familiäre Häufung, Tumoren, Nierenerkrankungen, Medikamente (Kortikoide, Androgene), Chemikalien, Viren
Symptome Schleichender Beginn

  • Polyglobuliesymptome: rotblaue Hautfarbe (Facies rubra), evtl. Lippenzyanose, Kreislaufbeschwerden (Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Seh-/Gefühlsstörungen, Atemnot), Leistungsknick, Hypertoniesymptome, Belastungsdyspnoe, leichte Ermüdung
  • Blutungen: Nasenbluten, Magen-Darm-Trakt (Ulzera)
  • ständiger Juckreiz (Pruritus): v.a. nach einem heißen Bad; brennende Parästhesien (burning feet)
  • Allgemeinsymptome: Oberbauchschmerzen, Schweißbildung, Hepatosplenomegalie, Krippelparästhesien in den Akren, Hypertonie
  • vasal: venöse/arterielle Thrombosen (in 40% Todesursache), Thromboembolien, aber auch vermehrte Blutungsneigung (Thrombozytenfunktion gestört)
Diagnose Anamnese: Vorerkrankungen, Allgemeinbefinden, Fieber, Infektionen
Körperliche Untersuchung: Palpation Milz und Leber (Megalie), Herz- und Lungenbefund (Ausschluss einer Polyglobulie), Hypertonie
Labor:
  • ↑: Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten, Hkt, Hb, Harnsäure, Kalium
  • ↓: BSG, Erythropoetin, alkalische Leukozytenphosphatase
Apparative Diagnostik: Beckenkammbiopsie, Röntgen-Thorax (Lungenerkrankungen), Knochenmarksuntersuchungen (Vermehrung der Ery-Blasten)

Differentialdiagnose
  • Sekundäre Polyglobulie (Vermehrung der Erythrozyten, des Hämoglobins und des Hämatokrits) aufgrund von
    • Sauerstoffmangel (Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, Aufenthalt in großen Höhen),
    • starkes Rauchen, Kohlenmonoxid
    • M. Cushing, Therapie mit Kortikosteroiden oder Androgenen
    • paraneoplastischer Erythropoetinsteigerung, z.B. Hypernephrom, Ovarialkarzinom

  • Pseudopolyglobulie: durch großen Flüssigkeitsverlust, z.B. Erbrechen, Durchfälle
Komplikationen Entwicklung einer Osteomyelofibrose oder einer akuten Leukämie, Thrombosen, Embolien
Vermehrte Blutungsneigung, Angina pectoris, Herzinsuffizienz

Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: sorgfältige Hygiene, Infektprophylaxe, psychische Betreuung
  • Ernährungstherapie: ausreichend Eiweiß, Vitamine, Selen, reichlich Flüssigkeitszufuhr
  • Medikamentöse Therapie: Interferon-alpha,Zytostatika, bei Juckreiz Antihistaminika, ASS bei arteriellen Thrombosen, Hydoxyharnstoff, Allopurinol
  • Operative Therapie: Aderlässe, evtl. Phlebotomien
Prognose Mittlere Überlebenszeit 10-15 Jahre.
Bei 15% geht die Erkrankung in eine akute Leukämie über.

 

  Polyglobulie
Polyzythämie
Allgemein Gutartige Erythrozytenvermehrung Bösartige Vermehrung aller Blutkörperchen
Ursachen Sauerstoffmangel, toxisch, Medikamente, Nierenerkrankungen, hormonell Unbekannt genetisch
Symptome                                    Haut: rotblau, Lippenzyanose
                                   Hypertoniesymptome: Schwindel, Ohrensausen
                                   Neurologisch: Konzentrationsstörungen, Sehstörungen
  + Blutungen
+ ständiger Juckreiz
+ Thrombosensymptomatik
Komplikationen Thromboembolien, Blutungen Akuten Leukämie, Thrombosen, Embolien, vermehrte Blutungsneigung, Angina pectoris, Herzinsuffizienz
Therapie Behandlung des Grundleidens, reichlich Flüssigkeit zuführen, Aderlass Sorgfältige Hygiene, Infektprophylaxe, psychische Betreuung, Interferon-alpha,Zytostatika, bei Juckreiz Antihistaminika, ASS bei arteriellen Thrombosen
Prognose Keine entscheidende Lebenseinschränkung Mittlere Überlebenszeit 10-15 Jahre, bei 15% geht die Erkrankung in eine akute Leukämie über

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