Allgemein |
- die psychische Verfassung des Patienten vor der Narkose hat einen großen Einfluss auf interoperative Narkoseführung und auf den postoperativen Schmerzmittelbedarf, wodurch die Einnahme einer Prämedikation sinnvoll ist
- eine gute Prämedikation erleichtert die Narkoseeinleitung
- sie kann oral oder auch intramuskulär verabreicht werden
- wird sie oral eingenommen, darf 100 ml Wasser dazu getrunken werden ohne das Nüchternheitsgesetz zu verletzen
- bei Kindern wird auch eine nasale oder rektale Applikation (mittels Midazolam 3,7 – 7,5 mg) vorgenommen
- der Patient soll ohne Atemdepression wach in den Operationssaal kommen
- die Dosierung ist abhängig vom Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen, Operation (ambulant oder stationär) und der Angst des Patienten
- die Prämedikation muss schriftlich erfolgen (nicht über Telefon)
- sie muss dokumentiert sein (Medikament, Zeit, Dosierung, Art der Applikation)
- nach Einnahme muss der Patient überwacht werden
- eine Einnahme 45 -60 Minuten vor Beginn der Operation ist sinnvoll
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Ziel |
- Stress- und Angstvermeidung beim Patienten (Anxiolyse)
- Sedierung des Patienten
- Verminderung von Kreislaufdysregulationen während der Narkoseeinleitung (Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen)
- Reduktion der Magensaftproduktion
- Verminderung der präoperativen Schmerzen
- Auslösung einer retrograden Amnesie
- Reduktion von Komplikationen (Natriumcitrat bei Schwangeren)
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Medikamente |
- Benzodiazepine (z.B. Midazolam): Standard, angstlösend (anxiolytisch), sedierend (schlafanstoßend, antikonvulsiv (krampf lösend), amnestisch (vergesslich), keine Beeinträchtigung der Atmung, können aber auch Unruhe und Logorrhoe auslösen; keine Gabe bei Myasthenien
- Barbiturate (z.B. Luminal): selten, kann eine zentrale Atemdepression und einen negativen Einfluss auf die Kontraktionskraft des Herzens auslösen, bei Epilepsie/Porphyrie dürfen sie nicht gegeben werden
- Opoide (z.B. Dipidolor): heute spielen sie keine Rolle mehr; atemdepressiv, erden nur mehr bei großen postoperativen Schmerzen (Polytrauma) eingesetzt
- Neuroleptika (z.B. Haloperidol): ist überholt, die Patienten sind nach außen hin ruhig, innen breitet sich aber Unruhe aus; beim Epilepsie und Morbus Parkinson sind sie verboten
- Antihistaminika (z.B. H1-/H2-Rezeptoren Blocker: Clemastin): antiemetisch (gegen Erbrechen), Unterdrückung der Produktion von Magensäure, Allergie verhindernd
- Parasympatholytika/Anticholinergika (Atropin): Verminderung der Speichel-/ Schleimproduktion, Erhöhung der Herzfrequenz, aber auch Mundtrockenheit, nicht gegeben werden dürfen sie bei Hyperthyreose, Vorhofflatter/-flimmern, Tachykardien, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen
- Alpha2-Rezeptor-Antagonisten (z.B. Clonidin): angstlösend, sedierend, analgetisch, blutdrucksenkend, gut einsetzbar bei Alkoholikern und KHK-Patienten
- Antibiotika (Endokarditis): bakterientötend, bei Endokarditis, Herzklappenoperationen, bestehenden bakteriellen Infektionen
- Natriumcitrat: Pufferung des Magensaftes, bei dingenden Operationen v.a. in der Geburtshilfe
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Besondere Überwachung |
- Kinder
- alte Leute
- bei Alkoholabusus
- Notfall-/Intensivpatienten
- Patienten mit Schluckstörungen
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Einnahme von Dauermedikationen vor der Operation |
Eingenommen werden müssen vor der Operation am Operationstag:
- Kardiotropika (außer Herzglykoside)
- Antiarrhythmika
- Betablocker
- Antiasthmatika (Sprays bitte auch in den OP mitnehmen und kurz vor der Narkose einige Hübe verabreichen)
- Antihypertensiva (keine ACE-Hemmer)
- Antikonvulsiva
- Thyreostatika
- Antiparkinsonmittel
- Glukokortikoide
- Immunsuppressiva
- Kontrazeptiva
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Absetzen von Dauermedikationen vor der Operation |
Abgesetzt werden:
- Herzglykoside: Gefahr der Herzrhythmusstörungen durch Hypokaliämie
- Antikoagulantien: erhöhte Blutungsgefahr, müssen eine Woche vorher abgesetzt werden, im Notfall wird Vitamin K oder PPSB gegeben
- Diuretika: Gefahr der Hypovolämie
- Thrombozytenaggregationshemmer: erhöhte Blutungsgefahr, müssen mindestens 3 Tage vorher abgesetzt werden, dafür aber Low-Dose-Heparinisierung
- orale Antidiabetika: Gefahr der Hypoglykämie
- trizyklische Antidepressiva: Gefahr von Hypertonien, Komazuständen
- Metformin
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Endokarditisprophylaxe |
- Indikation: Patienten mit künstlichen/biologischen Herzklappen, nach durchgemachter Endokarditis, angeborenen Herzfehlern, nach Herztransplantationen
- Operationen: zahnärztliche Eingriffe, Eingriffe an den oberen Atemwegen, bestehende Infekte
- Durchführung: Gabe eine Antibiotikums(orale/intravenöse Gabe von Amoxicillin 2 gr., bei Kindern 50 mg/kg KG) eine Stunde vor dem Eingriff , bei Penicillinallergie wird Vancomycin gegeben
- Aufgaben: Verhinderung deiner Endokarditis
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