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Krankheiten
Progressive systematische Sklerodermie

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Progressive systemische Sklerodermie (PSS)

Systemische Sklerose, Sklerodermie, systemische Sklerodermie sind weitere Bezeichnungen für die progressive systemische Sklerodermie. Als progressive systemische Sklerodermie bezeichnet man eine generalisierte Erkrankung des kollagenen Bindegewebes der Haut und des Gefäßsystems mit Sklerosierung und Fibrosierung der Haut, der Gefäße und der inneren Organe. Die Erkrankung verläuft in Schüben und schreitet von distal hin zum Körperstamm immer weiter fort.


Leitmerkmale: geschwollene, verhärtete Haut (Beginn an den Händen), Raynaud-Syndrom, Madonnenfinger, Glanzhaut, Maskengesicht
Definition Bei der progressiven systemischen Sklerodermie bezeichnet man eine Autoimmunerkrankung des Bindegewebes

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Systemische Sklerose
  • Sklerodermie
  • Systemische Sklerodermie
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen: zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
Einteilung
  • limitierte kutane systemische Sklerodermie (CREST-Syndrom): Beschwerden sind nur auf die Haut bezogen
  • diffuse kutane systemische Sklerodermie: großflächige Hautschäden, Verdauungsprobleme, Ausbreitung auf die Lunge/ Nieren
  • systemische Sklerose ohne Sklerodermie: ohne Hautbeteiligung
Formen
  • Typ I (Akrosklerodermie): nur Hände/Akren betroffen
  • Typ II (proximal aszendierende Form): Ausdehnung von den Handgelenken nach proximal (Körper)
  • Typ III (Stammskleroderemie): Beginn am Rumpf und Ausbreitung zur Peripherie hin
Pathogenese Es werden zu viele kollagene Fasern produziert und in die Haut/Gefäße/ inneren Organe eingelagert, dadurch schrumpft das Bindegewebe und es kommt zu Vernarbungen/Einengungen

Ursachen
  • unbekannt
  • evtl. autoimmun, Vererbung, Umweltgifte
Symptome
  • Frühstadium: Raynaud-Syndrom (90 %)
  • Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Gefühl der zu engen Haut, Anämiesymptome
  • Hände: geschwollen, verhärtet, schmerzlose Ödeme an Händen und Füßen, später Fixierung der Finger in Beugestellung (Madonnenfinger) und Nekrosen an den Fingerspitzen (Rattenbissnekrosen), Atrophie
  • Haut: dünn, wachsartig (Glanzhaut), subkutane Verkalkungen (Fingerspitzen), Hyperpigmentierung, Ulzerationen, Nekrosen
  • Gesicht: Maskengesicht (Starre), Verkleinerung der Mundöffnung/ Nase/Lippen, Hautfalten um den Mund (Tabaksbeutelmund), Verlust der Haare
  • Teleangiektasien: an Finger, Brustkorb, Gesicht
  • Verdauungstrakt: Schluckbeschwerden (Dysphagie), Globusgefühl, Sekretstau, Regurgitation, Reflux, Dysphagie, Malabsorption, Krämpfe, Durchfall, Gewichtsverlust
  • Atemsystem: Dyspnoe (Fibrose, v.a. bei Belastung), später Symptome des Cor pulmonale, trockener Husten, Bronchiektasen, Lungenfibrose, Tachypnoe, Zyanose
  • Gelenke (schmerzhaft): Arthritiden, Myalgien, schmerzhafte Kalkeinlagerungen, Funktionseinschränkungen
  • Knochen: Knochenabbau an Endphalangen/Unterkiefer (lockere Zähne), Frakturen (Rippen), Osteoporose
  • Muskel: Myalgien, Atrophie
  • Herz: Myokardfibrose, Kardiomyopathie, Thoraxschmerzen, Perikarditis, Rechtsherzinsuffizienz, Cor pulmonale, Herzrhythmusstörungen
  • Nieren: multiple Niereninfarkte, renale Hypertonie, Niereninsuffizienz, nierenbedingte Hypertonie
  • Leber: Leberfibrose bis Leberzirrhose
  • Gefäße: Stenosen, periphere arterielle Verschlusskrankheit
Diagnose Anamnese: Klinik, Raynaud-Syndrom, Vorerkrankungen
Körperliche Untersagung: Neurologie
Labor: Blutbild, BSG erhöht, CRP erhöht, Anämie, Gamma-Globuline erhöht, antinukleare Antikörper, Nieren-/Leberwerte, Rheumafaktor, Kreatinin-Clearance
Apparative Diagnostik: Röntgen (Infiltrate, Kalkablagerung), Lungenfunktionsdiagnostik (Lungenfibrosen), Sonografie, Rö-Kontrastmittel (Ösophagus: Schluckstörungen), EKG, Hautbiopsie (vermehrt eingelagertes Kollagen)
Differentialdiagnose
  • andere Kollagenosen
  • Rheuma, Infektionen
  • eosinophile Fasziitis
Komplikationen
  • Organversagen (Nieren)
  • Kontrakturen
  • Ulzerationen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Symptome,Kälteschutz (Wärmebehandlung), Ergotherapie, Krankengymnastik, UVA- Bestrahlung, Massagen, rückfettende Salben, Lymphdrainage, Kohlendioxidbäder, Rauchen einstellen
  • Medikamentöse Therapie: Glucokortikoide, Immunsuppressiva, symptomatische Behandlung der Haut, ACE-Hemmer (Herz, Nieren), Kalziumantagonisten
  • Operative Therapie: Kontrakturbehebung, Abtragung von Verkalkungen
Prognose Keine Heilung; je nach Ausmaß der Organschäden, meist schlecht, da chronisch fortschreitend.