Anästhesie
Regionalanästhesie

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Regionalanästhesie

Lokalanästhesie; Blockierung der Schmerzweiterleitung über Nervenbahnen in einem begrenzten Gebiet.

Allgemein
  • wird mittels Lokalanästhetika durchgeführt
  • führt zur reversiblen Hemmung der afferenten und efferenten Nervenbahnen
  • da innerhalb von Sekunden lebensbedrohliche Zwischenfälle auftreten können, darf eine Regionalanästhesie nie ohne Anwesenheit einer Hilfsperson durchgeführt werden
  • während der ersten 30 Minuten nach dem Legen einer Regionalanästhesie muss der Patient besonders intensiv überwacht werden
  • es werden hierbei nur bestimmte Körperregionen schmerzfrei gemacht (das Bewusstsein ist wie bei der Vollnarkose nicht betroffen)
  • die Schmerztherapie kann durch eine einmalige Gabe aber auch durch einen Schmerzkatheter mit Pumpe durchgeführt werden
  • die Dauer und Wirkstärke hängt von den gegeben Lokalanästhetika ab
  • Kombinationsnarkose: Vollnarkose und Regionalanästhesie werden gemeinsam durchgeführt
  • Wenn man nach 10- 15 Minuten nicht zum Erfolg gekommen ist sollte man eine Intubation durchführen
  • Patienten mit Regionalanästhesie müssen früher als Patienten mit Intubationsnarkose in den Operationssaal bestellt werden
  • evtl. zusätzliche Sedierung (Propofol 1-2mg/kg KG/h)
Einteilung
  • Leitungsanästhesie: das Narkosemittel wird in die unmittelbare Nähe von Nerven gespritzt, die die Schmerzimpulse weiterleiten (afferente Nervenfasern), die Betäubung geht über die ganze Hautregion, die von diesem Nerv versorgt wird
  • intravenöse Regionalanästhesie: die entsprechende Extremität vor der i.v- Gabe des Lokalanästhetikums mit einer Staumanschette abgebunden
  • periphere Regionalanästhesie: Blockade von einzelnen Nerven oder Plexen
    • am Arm: interskalenärer Block, infraklavikuläre Plexusblockade, axilläre Blockade, Oberst-Block
    • am Bein: Psoas-Kompartment-Blockade, Blockaden des N. femoralis, Nervus-ischiadicus-Blockade, Blockade des N. saphenus
  • rückenmarksnahe Anästhesie: Blockade der  Nervenwurzeln, die vom Rückenmark ausgehen (Spinalanästhesie, Periduralanästhesie, Kaudalanästhesie)
  • Infiltrationsanästhesie (Oberflächenanästhesie): das Lokalanästhetikum wird in das Gewebe rund um den Nerv (afferente Nerven) injiziert (v.a. in der Zahnmedizin), es werden nur sehr kleine Hautbezirke betäubt
  • Oberflächenanästhesie: die Nervenendigungen werden betäubt (Cremes/ Sprühflaschen mit Lokalanästhetikum)
Vorbereitung Sicherheit
  • Anamnese: Allergien, Erkrankungen (Herz-Kreislauf, Neurologie), Untersuchung des Rückens (Deformitäten, Osteoporose), Gerinnungswerte (Gerinnungsstörungen: Blutungen, Medikamente)
  • Monitoring: EKG, automatischer Blutdruck, Sauerstoffsättigung
  • intravenöse Infusion
  • Beatmungsmöglichkeit (Narkosegerät mit funktionierender Absaugung)
  • Absaugmöglichkeit
  • Medikamente, um Komplikationen beheben zu können (Diazepam® bei Krämpfen, ATROPIN®, Intubationsmöglichkeit)
Ruhe:
  • eine geräuscharme Umgebung trägt zur Stressminderung beim Patienten bei und erleichtert die Konzentration des Anästhesisten
  • alle Handlungen müssen vorher angekündigt werden
  • die Vitalparameter des Patienten müssen während der ganzen Narkose immer beobachtet werden
Sterilität:
  • Operationskleidung
  • Mundschutz und Mütze (auch die Vorbereitung des OP-Tisches)
  • sterile Händedesinfektion
  • steriles Instrumentarium
Patient:
  • der Patient muss einen venösen Zugang haben, die Blutdruckmanschette angelegt und mit dem EKG- Monitor verbunden sein, ebenfalls muss die Sauerstoffsättigung überwacht werden
Indikationen
  • Operationen an den Zähnen
  • Operationen an den Extremitäten/ Schulter/ Hüftgelenk
  • Operationen in der Geburtshilfe
  • urologische Eingriffe
  • Operationen an der A. carotis
  • Operationen/Untersuchungen am Enddarm
  • nicht nüchterne Patienten
  • schwierige Intubation
  • (postoperative) Schmerzbehandlung
Verhalten des Lokalanästhetikums
  • die Blockade verläuft in folgender Reihenfolge:
    • zuerst ist die Sensorik beeinflusst (Temperatur, Schmerzempfinden)
    • danach lässt die Motorik nach
    • beim Abklingen der Blockade geht es in umgekehrter Reihenfolge

  • das Lokalanästhetikum wird über die Kapillare und die Lymphe abtransportiert
  • je größer die injizierte Menge, desto höher ist das Ausbreitungsgebiet
  • je schneller die Injektion, desto höher steigt das Lokalanästhetikum
  • nach 10 Minuten ist das meiste Lokalanästhetikum fixiert (breitet sich nicht weiter in die Umgebung aus)
  • hyperbare Lokalanästhetika sinken ab, während isobare am Injektionsort bleiben
Aufgaben
  • Unterbindung der Schmerzfortleitung bei Erhalt von Bewusstsein und Sponatanatmung
  • Reduzierung von Tastempfinden und Temperatur
Allergische Reaktion
  • Symptome:
    • Hautrötung, generalisierter Juckreiz, Atembeschwerden, allergischer Schock

  • Therapie:
    • die Injektion des Lokalanästhetikums sofort unterbrechen
    • Sauerstoffgabe
    • Vitalparameter überprüfen
    • evtl. Antihistaminika (TAVEGIL®/ TAGAMENT®)
    • evtl. Cortison
    • evtl. kardiopulmonale Reanimation
Kreislaufprobleme
  • Symptome:
    • Tachykardie/Bradykardie, Arrhythmie, Kammerflimmern/ Asystolie, Blässe/ Zyanose, Blutdruckabfall, Herzversagen

  • Therapie:
    • Sauerstoffgabe
    • Kreislaufstabilisierung (Volumengabe, Vasopressoren (AKRINOR®), Katecholamine (DOPAMIN®, SUPRARENIN®)
    • bei Kreislaufstillstand: kardiopulmonale Reanimation
ZNS-Intoxikation
  • Symptome:
    • Stadium I: taubes Gefühl von Lippen und Zunge, metallischer Geschmack, Schwindelgefühl, Schläfrigkeit, verwaschene Sprache, Muskelzittern, Sehstörungen
    • Stadium II: Erbrechen, Krämpfe
    • Stadium III: Koma, Kreislaufversagen

  • Therapie:
    • die Injektion sofort abbrechen
    • den Patienten Sauerstoff über Maske zuführen
    • den Patienten auffordern „tief durchatmen“ (Hyperventilation erhöht die Toleranz gegenüber Lokalanästhetika)
    • evtl. ein Antikonvulsivum (VALIUM®) geben
    • Vitalparameter engmaschig überprüfen
    • evtl. Intubation und Beatmung
Gerinnungswerte
  • PTT: normal
  • Quick: mindestens 50%
  • Thrombozyten: über 100 000
  • Thrombinzeit: normal
  • Blutungszeit: kleiner 5 Minuten
Vorteile
  • sehr gut wirksam gegen postoperative Schmerzen
  • geringe Belastung des Herz-Kreislaufsystems/Lungen/Hirnfunktion/ Stoffwechsels
  • die Aspirationsgefahr bei nicht nüchternen Patienten ist geringer
Nachteile
  • höherer zeitiger Aufwand
  • teilweise inkomplette Blockaden
  • schlechte Steuerung
  • ausgeprägte Kreislaufwirkungen
Komplikationen
  • Blutung
  • Infektion
  • Parästhesien
  • Querschnittslähmung
Kontraindikation
  • Ablehnung des Patienten
  • kein kooperativer Patient
  • Allergie gegenüber dem Lokalanästhetikum
  • Infektion am Punktionsort
  • Schock
  • Sepsis
  • Gerinnungsstörung
  • Immunsuppression

 

Cave
Keine Injektion von Lokalanästhetika wenn starke Schmerzen/Parästhesien ausgelöst wurden oder gegen einen harten Widerstand (Kanüle liegt im Nerven)

gg