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Rheumatisches Fieber

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Rheumatisches Fieber (ARF)

Akutes rheumatisches Fieber, Streptokokkenrheumatismus sind weitere Bezeichnungen für das rheumatische Fieber. Beim rheumatischen Fieber handelt es sich um eine Zweiterkrankung nach einer Infektion mit Beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A (Scharlach, Angina, Nasennebenhöhlenentzündung, vereiterter Zahn). Nach der Primärerkrankung ist der Patient ein bis drei Wochen beschwerdefrei, dann kommt es zu akuten Entzündungen an Gelenken, Herz, Nieren, Haut und des ZNS. Als Prophylaxe dient die frühzeitige antibiotische Behandlung eitriger Infekte. Es kann zu Spätfolgen kommen, die über Jahre anhalten können.


Leitmerkmale: flüchtender, wandernder Schmerz in den großen Gelenken
Definition Als rheumatisches Fieber bezeichnet man eine Entzündungsreaktion des Körpers ein bis drei Wochen nach einer Infektion mit Streptokokken der Gruppe A

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Akutes rheumatisches Fieber
  • Streptokokkenrheumatismus
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Kinder: 5-15 Jahre
  • Erwachsene: selten
Jones-Kriterien Ein rheumatisches Fieber ist wahrscheinlich, wenn zwei Hauptkriterien oder 1 Hauptkriterium und zwei Nebenkriterien vorliegen:
  • Hauptkriterien:
    • Karditis (klinisch oder subklinisch per Echokardiographie)
    • Polyarthritis
    • Chorea minor
    • Subkutane Knötchen
    • Erythema marginatum
  • Nebenkriterien:
    • Fieber über 38,5 Grad Celsius
    • Polyarthralgie
    • verlängertes PR-Intervall im EKG
    • BSG über 60 mm in einer Stunde und/oder CRP über 3,0 mg/dl
Pathogenese Durch die Erstinfektion werden von der körperlichen Abwehr Abwehrstoffe (Antikörper) gebildet, die die Bakterien bekämpfen. Da jedoch manche Eiweiße im Körper den Giftstoffen ähneln (v.a. in den Gelenken/Herzklappen), greifen die Antikörper dort auch das gesunde Gewebe an

Ursachen
  • nicht die Streptokokkeninfektion, sondern die allergische Reaktion auf das Toxin der Streptokokken (Antigen-Antikörper-Reaktion)
Symptome 10-20 Tage nach einer Mandel-/Rachenentzündung:
  • Allgemeinsymptome: Fieber, BSG-/C-reaktives Protein-Erhöhung, Kopfschmerzen, Schwitzen, kein Wirbelsäulenbefall, evtl. Nierenbeteiligung (Proteinurie)
  • Herz: Endokarditis (Mitral-/Aortenklappe), Myokarditis
  • Gelenke: Polyarthritis v.a. der großen Gelenke (Knie, Sprung-/Ellbogen-/ Kniegelenke), flüchtiger/wandernder Schmerz in den Gelenken (Arthralgien, wandern von Gelenk zu Gelenk), betroffenen Gelenke überwärmt/gerötet, großer Druck-/ Bewegungsschmerz
  • Gehirn: Chorea minor (unfreiwillige/ziellose Bewegungen der Hände/ Gesichtsmuskulatur), Artikulationsstörungen
  • Haut: Erythema anulare rheumaticum (girlandenförmige rosarote Hautausschlag: v.a. am Stamm), „Rheumaknoten“(hühnereigroße/derbe/ verschiebbare subkutane Knoten an Sehnen/Knochenvorsprüngen/ Streckseiten), Petechien, Pigmentierung
Diagnose Anamnese: Klinik, zurückliegender Infekt
Körperliche Untersuchung: Gelenke, Neurologie
Auskultation: leises systolisches/diastolisches Geräusch, Perikardreiben
Labor: BSG erhöht, CRP erhöht, Leukozyten erhöht, ASL-Titer erhöht
Apparative Diagnostik: EKG (Extrasystolen/ verlängertes PQ-Intervall), Echokardiografie, Rachenabstrich
Differentialdiagnose
  • rheumatoide Arthritis
  • anderer Ursache (rheumatische/infektiöse Arthritis)
  • Osteomyelitis
  • Polyarthritis
Komplikationen
  • Vitien
  • Rezidive
  • infektiöse Endokarditis
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Ruhigstellung, Kontrakturprophylaxe, Krankengymnastik
  • Medikamentöse Therapie: Penizillin, ASS, Glukokortikoide, ACE-Hemmer, Diuretika, Betablocker
Prognose Rückfälle bei jedem 2. Kranken, Klappenfehler bei jedem 3. Kind.

(Rückfall-)Prophylaxe 5 Jahre Antibiotika bis zur Pubertät.

Merke
Das rheumatische Fieber beleckt die Gelenke und beißt das Herz.